3. Spieltag

Landesklasse: FTV 1860 II - VSG 1880 Offenbach II 6:2

Am Sonntag trugen wir unser letztes Heimspiel in diesem Jahr aus – gegen Offenbach. Fußballerisch gesehen ein Derby. Aber im Schach haben wir bei jedem Spieltag ein Derby, da die Vereine ziemlich alle örtlich dicht beieinander liegen. Jan hat das allerdings ernst genommen und kam mit einem Eintracht-Schall zum Spiel. In dieser Saison kann man sich als Eintracht-Fan in der Öffentlichkeit sehr wohl blicken lassen…. Aber nun zum Spiel, welches durch Dominiks leckere Kuchenspende massiv manipuliert war.

Offenbach kam vollzählig, aber ersatzgeschwächt. Wir hatten ebenfalls 3 Stammspieler zu ersetzen, da einer unserer Topspieler im Krankenhaus weilte und zwei sich vorzeitig als abwesend meldeten. Ich bin mir aber sicher, wenn es eine Live-Übertragung unserer Partien gäbe, würden sie sich das anschauen.

Ersten Punkt besorgte Grover am 2. Brett mit Weiß. Hochmotiviert und zuverlässig stellte er seine Klötzchen forsch auf. Sein Gegner nahm mit Königsfianchetto die lange Diagonale unter Beschuss und kam zusätzlich mit Dame nach a5 und anschließend nach c3 um Grover‘s Königin auf c2 zu einem Tausch zu verleiten. Grover schätze die Situation folgerichtig ein und zog mit der Dame nach a4. Plötzlich hatte die schwarze Dame nicht mehr das Rückzugsfeld a5 und wurde mitten auf dem Brett von Grover‘s Kavallerie gefangen.

Danach folgten einige Remisen.

Jan spielte mit Schwarz seinem sehr jungen und talentierten Spieler eine etwas unorthodoxe Schacheröffnung. Während sein Gegner lang rochierte, nistete Jan einen Springer auf e3 vor dem e- Bauer und lähmte den ganzen Königsflügel von Weiß. Zusätzlich lud er seinen Turm, zweiten Springer und die Dame an einem Angriff auf den weißen Monarchen teilzunehmen. Als ich das alles sah, dachte ich an einen leichten Sieg von Jan. Einige Minuten später, änderte sich mein Weltbild. Jan schlug mit dem e3-Springer auf c2, das Offenbach-Talent zog a3 und plötzlich hing das arme Pferdchen auf b4, das gleichzeitig sein Bruder auf c2 unterstützen sollte. Kopfschüttelnd kehrte ich an mein Brett zurück und kurze Zeit später hat mich Jan wieder beruhigt, er fand die stärkste Fortsetzung und die beiden einigten sich später auf ein Unentschieden.

Nächsten halben Punkt ließ unser schönster Spieler liegen, die Corinna. Mit Weiß übernahm sie schnell die Initiative, schob ihren Bauern im Sizilianer nach e5. Gegnerische Kurzrochadestellung schrie nach Angriff und Corinna schwenkte eine Figur nach der anderen in diese Richtung, ähnlich wie die Verfechter des romantischen Schachs Ende des 19. Jahrhunderts. Durch eine kleine Unaufmerksamkeit ging Corinnas Bauer b2 flöten und dadurch kam ihr Schwarz zum Gegenspiel. Corinna fand zum Glück noch das Dauerschach. 2:1.

Michael kam ohne besondere Schwierigkeiten aus der Eröffnung und egalisierte alle weißen Eröffnungsambitionen. Sein Isolani war nie eine ernsthafte Schwäche. Im Gegenzug konnte er jedoch keinen nennenswerten Vorteil erlangen und die beiden schlossen Frieden. 2,5:1,5 Mario hatte an 8. von Anfang an klaren Vorteilen in der Eröffnung erzielt. Mit jedem Zug steigerte er seine Dominanz über das ganze Brett und es war nur eine Frage der Zeit bis der Gegner aufgibt.

Gernot spielte auch sehr überzeugend. Mit Sämisch-Aufbau hatte er ein starkes Zentrum und später auch noch den Druck in der halboffenen d-Linie. Details habe ich nicht genau verfolgt, da es bei Gernot, ähnlich wie bei Mario, keine Zweifel an einem Sieg gab. Insgesamt holten unsere 3 Ersatzspieler somit 2,5 aus 3 – weiter so!

Uli kam mit Schwarz recht ausgeglichen aus der Eröffnung, aber auch ohne besonderen Vorteil.
Obwohl Uli, richtigerweise, lange spielte um eine Chance zu generieren, ließ der nominell schwächere Opponent nichts anbrennen und schaukelte verdient den halben Punkt nach Hause.

Meine Partie dauerte ca. 6,5 h. Nach einem Bauerngewinn im 24. Zug galt es diesen Mehrbauern in einen Brettpunkt zu verwerten. Der Gegner zeigte die richtige Einstellung und verteidigte sich zäh aber ohne besondere Aussicht auf irgendein Konter. Nach weiteren 55 Zügen und etwas Spannung in beidseitiger Zeitnotphase wurde aus dem Mehrbauer ein voller Brettpunkt. Somit war der 6:2 Sieg unter Dach und Fach gebracht.

Unser nächstes Derby findet am 11.12. in Dietzenbach statt. Bis dahin wird die Welt erfahren ob wir einen neuen Schachweltmeister bekommen.

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