Oberliga

Bericht von Ludger Brüggemann

Leider mussten wir wieder eine knappe Niederlage einstecken. Nach Elo-Durchschnitt waren wir zwar klare Außenseiter, nach dem Spielverlauf lag aber ein Mannschaftspunkt durchaus im Bereich des Möglichen. Zum Glück haben unsere Abstiegskonkurrenten auch nicht gepunktet. Zu den Partien:

Brett 1, Peter mit Schwarz: Er hatte mit Nikolas Lubbe mal wieder einen schweren Brocken vor der Nase. Zwischendurch fand ich seine Stellung ganz brauchbar, allerdings entpuppte sich seine Turmverdopplung auf der b-Linie als Strohfeuer, nachdem es seinem Gegner gelungen war, das Zentrum zu öffnen und große Aktivität zu entfalten. Wie es dann weiter ging, konnte ich nicht mehr verfolgen. Wie ich hörte, war wohl irgendwann Peters Dame weg.

Brett 2, Sven mit Weiß: Svens Fazit kurz und knackig: "Tja, schlecht gespielt und verloren." Allerdings war es so schlecht wohl auch nicht, denn seine Gegnerin, Melanie Lubbe, bot irgendwann Remis an. Danach ging es leider bergab.

Brett 3, Ludger mit Schwarz: Mein Gegner bot mir schon nach zehn Zügen remis an, was ich aber nach kurzer Überlegung ablehnte. Denn ich wollte einfach eine Partie Schach spielen. Diese Ablehnung habe ich aber zwei Züge später schon bereut, denn ich hatte eigentlich keinen vernünftigen Plan und stand schlechter. Irgendwann konnte ich mich aber nach einigen Verwicklungen durch Damentausch befreien, und in beiderseitiger Zeitnot wickelten wir in ein remisliches Turmendspiel ab. Ingo zeigte uns nach der Partie, wie auch ein Springerendspiel mit weißem Mehrbauern hätte entstehen können. Das hatten wir beide übersehen. War zwar auch remis, aber da hätte mich mein Gegner noch lange quälen können.

Brett 4, Ingo mit Weiß: In dieser Partie war es wohl immer ausgeglichen, besonders nach dem Abtausch beider Türme, und da war das Remis nur folgerichtig.

Brett 5, Ralph mit Schwarz und eigenen Worten: In den 90ern spielte ich mit Schwarz auf Englisch stets 1...c5. Da Peter Keller mir aber schon seit Monaten steckt, dass man mit 1...e5 zum Teil sehr bequem stehen kann, und ich meine Vorbereitung aus den 90ern ohnehin größtenteils vergessen habe, hatte ich ein paar Varianten zu 1...e5 angeschaut und es mal probiert. Fazit: Peter sollte eine Sekte aufmachen und Guru werden: Nach fünf Zügen schätzt der Rechner meine Stellung mit -0.95 ein! Im weiteren Partieverlauf ging es meist zwischen Ausgleich und moderatem Vorteil für mich hin und her. Im Doppelturmendspiel konnte ich zweimal einen Bauern nehmen, habe mich aber jeweils dagegen entschieden. Ich hätte vor der Zeitkontrolle damit laut Rechner sehr gute Stellungen bekommen können, aber ich hatte nicht den Mut, die Verwicklungen bei knapper Zeit in Kauf zu nehmen. So wurde es Remis.

Brett 6, Murat mit Weiß: Hier habe ich von der Seite aus nicht so ganz durchgeblickt, wer eigentlich besser steht. Murat hatte irgendwann einen Tripelbauern im Zentrum, aber wohl genug Aktivität, um seine positionellen Nachteile zu kompensieren. Es resultierte das komplizierteste Springerendspiel, das ich je gesehen habe, mit Freibauern auf beiden Seiten. Murat hatte dazu noch einen auf der e-Linie. Es war die letzte Partie, und Murat hätte eigentlich auf Biegen und Brechen auf Gewinn spielen müssen für ein 4:4. Andererseits barg die Stellung auch eine hohe Verlustgefahr, wie sich in der Analyse zeigte. So haben sich die beiden auf Remis geeinigt.

Brett 7, Jerome mit Schwarz und eigenen Worten: zum 7. mal in Folge hatte ich Schwarz. Diesmal wählte ich gegen das Damengambit die Tartakower-Verteidigung mit der ich mich nach einer (psychologisch) kritischen Position mit einigen taktischen Varianten, welche aber alle harmlos waren, in eine angenehme Stellung spielen konnte. Kurze Zeit später entstand ein gleiches Läuferendspiel mit gleicher Bauernstellung, was in in ein Remisangebot meines Gegners mündete.

Brett 8, Paul mit Weiß und eigener Einschätzung: Mein Gegner startete im Sizilianer sehr früh mit dem Vorstoß B5. Durch den typischen Gegenschlag A4 provozierte ich in der Folge zwei schwache Bauern auf B4 und a6 und tauschte anschließend den Bauern B4 gegen meinen Bauern e4. Allerdings musste er auf e4 selbst mit einem Bauern nehmen und blockierte so sein ganzes Gegenspiel. Wenige Züge später gewann ich den Bauern a6 mit einer hübschen Kombination wonach der Knockout durch ein unerwartetes Zwischenschach folgte.

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