Hessenliga

Bad Emstal / Wolfhagen - FTV 1860 I 6 : 2

von Ludger Brüggemann

​ Der lange Weg nach Wolfhagen endete mit der zu erwartenden Niederlage, zumal wir an den ersten beiden Brettern auf Peter und Sven verzichten mussten. In voller Besetzung hätten wir bestimmt mehr Chancen gehabt, den ambitionierten Nordhessen ein Bein zu stellen, da sie auch nicht in Bestbesetzung antraten. Aber auch so waren sie im Schnitt über 200 DWZ-Punkte stärker als wir, an den ersten drei Brettern betrug die Differenz sogar jeweils ca. 300 Punkte! Nebenbei bemerkt: Auch unsere Englischkenntnisse waren gefragt, denn mehr als die halbe Wolfhagener Mannschaft spricht kein Deutsch! Wir waren aber nicht so chancenlos, wie es das Ergebnis vielleicht aussagt:

Brett 1: Ludger (W) 0:1

Ich hatte mit dem ehemaligen U14-Europameister den gleichen Gegner wie letztes Jahr in der Oberliga gegen Kassel. Denn die halbe, größtenteils russischsprechende Mannschaft ist von dort nach Wolfhagen gewechselt. Auch die Eröffnung war mit dem Königsgambit die gleiche. Und diesmal habe ich mich auch auf die Variante vorbereitet. Aber, wie so oft: mein Gegner wich früh ab und spielte die Hauptvariante der Modernen Verteidigung. Dann aber setzte er etwas ungenau fort und es entstand nach Damentausch eine für mich angenehmer zu spielende Mittelspielstellung mit aktivem Figurenspiel. Er selbst fühlte sich sichtlich unwohl und investierte viel Zeit. In der Analyse sprach er gar von einer "bad position", und wir analysierten die komplizierte Stellung zu großem Vorteil für mich. Mein Fritz allerdings sieht kompletten Ausgleich, denn wir hatten eine schwarze Hintertür übersehen. Mit einem Remis wäre ich natürlich gegen einen 2480er hoch zufrieden gewesen. Aber mich ritt der Teufel und ich gab ohne Not eine Qualität gegen einen Bauern, weil ich von einer Bauernwalze träumte. Hätte ich etwas konkreter gerechnet, hätte ich das Loch bestimmt entdeckt, das meinem Gegner seinerseits einen gefährlichen Freibauern bescherte. Und wie so oft bei Endspielen Läufer gegen Turm, ging ich am Zugzwang zugrunde.

Brett 2: Ingo (S) 0:1

Ingo hatte in einer relativ offenen Stellung gute Chancen auf aktives Spiel und Ausgleich. Er übersah dann aber eine Kleinigkeit, nämlich den Verlust eines wichtigen Bauern, und das war dann schon der Anfang vom Ende, seine Stellung fiel damit auseinander.

Brett 3: Murat (W) 0:1

Murat stand ausgangs der Eröffnung ziemlich unter Druck, konnte aber standhalten, und hatte nach dem Damentausch sogar Chancen auf Vorteil. Dafür hätte er natürlich auch in der üblichen Zeitnot die richtige Fortsetzung finden müssen. Stattdessen landete er in einem materiell ausgeglichenen Doppelturmendspiel, in dem aber der gegnerische Freibauer mit der Unterstützung des aktiven Königs das Rennen machte.

Brett 4: Michael (S) 1:0

Michael spielte im 3.Lb5-Sizilianer direkt 3....e5, wodurch er in eine passive Stellung geriet. Da meinte sein Gegner, einen Bauern opfern zu müssen, um Angriff zu erhalten. Der war dann zwar auch gefährlich, aber Michi bekam seinerseits aktives Gegenspiel am Damenflügel und konnte so den gegnerischen Angriff neutralisieren und den Materialvorteil verwerten. Glückwunsch zum zweiten vollen Punkt!

Brett 5: David (W) 1:0

Hier hatte Davids Gegner lange Zeit leichte positionelle Vorteile. Die Stellung hatte aber irgendwann Festungscharakter, so dass wir ein stundenlanges Manövrieren befürchteten, insgeheim aber aufgrund der langen Heimfahrt ein baldiges Remis erhofften. Doch dann gewann David plötzlich durch gegnerische Unaufmerksamkeit einen Bauern, und bald noch einen, und schon konnten wir ins Auto steigen.

Brett 6: Gerardo (S) 0:1

Gerardos Niederlage kam ganz unglücklich zustande. Denn er hatte recht früh die Qualität gewonnen. Die einzige Hoffnung seines Gegners bestand darin, einen Königsangriff aufzuziehen. Das gelang ihm sogar irgendwie, und als ich später wieder aufs Brett schaute, stand dort ein schwieriges Endspiel auf dem Brett: schwarzer Turm und Springer gegen weißen Turm und 3 Bauern. Gerardo fand auch die Remisabwicklung, nämlich den Springer zu opfern, so dass ein weißer Doppelbauer übrigblieb. Leider verpasste er dann die Philidorstellung, und der weiße König konnte sich im Schatten des zweiten Bauern verstecken und Mattdrohungen aufstellen.

Brett 7: Leo (W) 0:1

Leo kam ganz gut aus der Eröffnung und hatte aktives Spiel. Er versuchte einen Minoritätsangriff, und der Gegner konterte am Königsflügel. Dabei war dieser leider erfolgreicher, denn als ich später aufs Brett schaute, wurde der weiße König durch ein schwarzes Figurenopfer seines Bauernschutzes beraubt, und Leo musste bald die Waffen strecken.

Brett 8 Grover (S) 0:1

Von Grovers Partie habe ich nicht viel mitgekriegt. Ich erinnere mich, dass er in einer slawischen Struktur recht passiv stand, was sich dann schon früh in Materialverlust auswirkte, so dass er als erster seine Partie analysieren konnte...


Landesklasse

SG Dietzenbach - FTV 1860 II - 3,0:5,0

von Peter Ortinau

Mit einer Rumpftruppe traten wir zu unserem Auswärtsspiel in Dietzenbach an. Die erste Mannschaft wollte ein paar Spieler haben, dann gab es krankheitsbedingte Ausfälle und zu guter Letzt nahm die FIDE bei der Terminierung ihrer Jugend-WM keine Rücksicht auf die Termine der hessischen Landesklasse. Somit traten wir ohne unseren ersten 5 und zudem in Unterzahl an.

Der vermeintliche Außenseiter Dietzenbach führte daher direkt 1:0 und hatte bis auf das letzte Brett keine nennenswerten DWZ-Nachteile, so dass ein spannender Kampf zu erwarten war.

Marios Partie nahm ein schnelles Ende. Bei ausgeglichener Stellung wurde ein relativ frühes Remis vereinbart, was angesichts des Nebenbrettes nicht allzu kritisch für uns war: 0,5:1,5.

An diesem hatte Bao das Geschehen voll im Griff und wickelte mit Läuferpaar gegen Turm ins Endspiel ab, wo er dann gnadenlos auf Bauernjagd ging. Es hatte ein bisschen was von Jurassic Park und der Gegner gab auf, bevor noch sein letzter Protagonist verschlungen werden konnte: 1,5:1,5.

Thomas hatte an Brett 3 die gegnerische Königsstellung ordentlich zerfleddert und war auf der Suche nach dem entscheidenden Einstieg. Diverse Remisgebote des Gegners bestärkten mich in der Annahme, dass Thomas‘ zwischenzeitlich geopferter Bauer nicht wirklich von Belang war. Die Stellung erwies sich allerdings als erstaunlich widerstandsfähig und Thomas musste sich schließlich doch mit einem halben Punkt zufrieden geben: 2:2.

Ein sehr ähnliches Bild gab es zwei Bretter weiter bei Nils zu bestaunen. Auch hier ein Baueropfer und dafür Initiative, nur dieses Mal mit dem besseren Ende für uns. Der gegnerische Läufer geriet in eine Kreuzfesselung (sieht man auch nicht alle Tage) und wurde schließlich in seiner hilflosen Lage von einem einfachen Bauern abgeholt: 3:2.

Peers Partie hätte als eine der langsamsten in die Schachgeschichte eingehen können. Nach mehr als 2,5 Stunden Spielzeit wurde immerhin der 10. Zug geschafft, doch dann ging es richtig los. Peers Stellung sah zwar recht aktiv aus, aber die Figuren standen auch angreifbar für taktische Tricks und einen solchen fand der Gegner, um die Partie für sich zu entscheiden: 3:3.

In meiner eigenen Partie wurde klassisches Schach gespielt: Mein Gegner attackierte am Damenflügel, ich im Zentrum mit Option auf Königsangriff. Da der Angriff am Damenflügel nicht durchschlug, entschied sich mein Gegner für ein positionelles Damenopfer für Turm und Läufer, da er nicht passiv meinen Angriff abwarten wollte. Ich konnte den Angriff aber dennoch fortsetzen und gewann die Partie mit am Ende sicher: 4:3.

Jan quälte zu diesem Zeitpunkt sowohl sich als auch den Gegner: Im Endspiel hatte er Läufer und Springer gegen Turm, aber alle Bauern auf einem Flügel. Für mich sah es nicht so aus, als gäbe es ein Durchkommen. Doch Jan versuchte es weiter und am Ende gelang ihm tatsächlich der Durchbruch zum 5:3-Endstand. Hut ab vor dieser kämpferischen Leistung von Jan!

Durch den Sieg rutschen wir in der Tabelle einen Platz zurück (auch das gibt es) und treffen als nächstes auf die ebenfalls noch verlustpunktfreien Sfr. Frankfurt. Vielen Dank an die ganzen Ersatzspieler, die diesen Sieg in erster Linie erspielt haben!


Bezirksoberliga

Frankfurt-Nord I - FTV 1860 III - 6,5:1,5

von Hendrik Raab

Mit acht motivierten Spielern traten wir zum Spiel bei der ersten Mannschaft von Frankfurt-Nord an Im Vergleich zur Stammaufstellung waren wir deutlich ersatzgeschwächt, nahmen uns aber trotzdem vor einen harten Kampf zu liefern. Dies gelang uns in vielen Partien auch, die geringe Punktausbeute wird nicht ganz den Verhältnissen an den Brettern gerecht, gleichwohl der Mannschaftssieg für FFM-Nord natürlich hochverdient war, herzlichen Glückwunsch hierzu.

Eine erste kleine Überraschung gelang Robert Fedler an Brett 1, welcher aus seinen Lieblings-Gambiteröffnung eine leicht vorteilhafte Stellung erhielt – was ihn, in der Nähe des Verfassers dieses Artikels sitzend, auf die Idee brachte, frühzeitig Remis anzubieten, was ich ihm nicht vorwerfen möchte. 0,5:0,5

In meiner eigenen Partie an Brett 4 kam ich leider mehr schlecht als recht aus der Eröffnung, eine strukturelle Schwäche hemmte meine Entwicklung. Bereits zu einem frühen Zeitpunkt spürte ich, dass diese Stellung eher mittel- als langfristig aus Überlastung zusammenbrechen würde. So nutzte ich eine Gelegenheit für ein Leichtfigurenopfer, ich erhielt hierfür den g- und h-Bauern meines Gegners sowie eine luftige Königsstellung. Es war nur eine kleine Hoffnung, mit diesem unkorrekten Opfer vielleicht noch ein wenig pfuschen zu können, Möglichkeiten zum Danebengreifen bis hin zu einem Matt standen meinem Gegner offen, doch er verteidigte umsichtig, so dass ich einige Züge später aufgeben musste. 0,5:1,5

An meinem Nachbarbrett bei Oli Bach entwickelte sich die Partie positionell abwechslungsreich, Springer gegen Läufer, von meinen kurzen Blicken ausgehend nicht so richtig einzuschätzen. Richtung Endspiel gingen bei Oli jedenfalls Bauern verloren, was dem Spielverlauf weniger gut tat. 0,5:2,5

Von Dirk Benders Partie an Brett 2 habe ich wenig mitbekommen, im Endergebnis reihte auch er sich ein: 0,5:3,5.

Besonders schade erscheint die Niederlage von Uli Euler an Brett 6. Bereits in der Eröffnung gelang es Uli, seinem Gegner einen Bauern zu stibitzen. Es entwickelte sich eine dynamische Stellung mit vielen taktischen Möglichkeiten. An einer Stelle hatte Uli lange darüber nachgedacht, seine Dame gegen drei Leichtfiguren und einen Bauern einzutauschen, entschied sich dann aber doch dafür, mit seinem Mehrbauern konventionell weiterzuspielen. Als die größte Unübersichtlichkeit überwunden schien, ließ Ulis Konzentration wohl nach, nun unterlief ihm ein nicht mehr zu korrigierender taktischer Fehlgriff. 0,5:4,5.

Somit war das Mannschaftsergebnis entschieden – obgleich an den übrigen Brettern noch durchaus aussichtsreiche Stellungen zu beobachten waren. Max Walk erreichte an Brett 5 nach fast vier Stunden Spielzeit ein Remis. 1:5

Janis Riedl versuchte im Schwerfigurenendspiel alles, seinen isolierten Mehrbauer als Freibauer durchzubringen, doch leider musste er diesen irgendwann aufgeben. Nun war alles sehr remisig, 1,5:5,5.

Eine richtige Knallerpartie spielte Frederik Henrich an Brett 8. Einer Übermacht an Bauern (+4) stand ein gegnerischer Mehrspringer gegenüber. Frederik gelang es, seine Bauern in Marsch zu setzen und viel Raum zu gewinnen. Es ging Richtung Endspiel und die Bauern-Armada sah durchaus beeindruckend aus. Am Ende muss aber irgendetwas schief gegangen sein, 1,5:6,5.

Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag