Eine Koproduktion von Nils Philipp, Hendrik Raab, Uli Fischer

Einleitung

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Und auch Dominik nahm seinen Stock und Hut und wäre – nachdem er dreimal in den falschen Zug gestiegen war – fast zum Nordpol hingefahren. Doch während wir anderen – Bao, Hendrik, Jan, Jens, Klaus, Michi, Nils, Robert, Tarkan und Uli (mittlerweile aktiv für seine neue Heimat Möbris) – schon längst die gut 90-minütige Anreise hinter uns gelassen hatten und in der Bundschuhhalle die ersten Züge taten, irrte unser elfter Mann noch irgendwo zwischen Flughafen und Mannheim umher. Leider traf er dann auch erst weit nach der Karenzzeit am Spielort ein und bescherte uns bei der zwölften Teilnahme erstmals eine kampflose Niederlage in Runde eins. Doch neben diesem tragisch-komischen Ereignis gibt es auch viel Erfreuliches vom 36. Open in Untergrombach zu berichten, aber auch weiteres aus dem Kuriositätenkabinett.

Ergebnis

Wenn der ganz große Wurf mit einem Turniersieg erwartungsgemäß auch in diesem Jahr nicht gelang, so schafften es doch Tarkan und Bao in die Preisränge. Mit dreieinhalb Punkten erspielte sich Tarkan einen Jugendpreis im B-Open für Spieler mit einer DWZ unter 1650 und steigerte dabei seine DWZ um unglaubliche 92 Punkte auf 1288. Und Bao, der mit einer DWZ von 1773 an den Start ging, durfte sich mit vier Punkten über einen Rating-Preis und einem Zuwachs von sehr guten 33 DWZ-Punkten freuen. Das beste Ergebnis nach sieben Runden erreichte Michi mit viereinhalb Punkten, einschließlich eines Remis gegen GM Viesturs Meijers in der dritten Runde. Eine sehr gute Leistung zeigte auch unser zweiter Jugendlicher Jens, der mit 3 Punkten seine DWZ um 70 Punkte erhöhen konnte. Mit jeweils drei Punkten konnten auch Robert und Hendrik ihre DWZ um 15 bzw. 12 Punkte erhöhen, wobei letzterer mit sechs Punkteteilungen den Titel Remis-König mit drei anderen Spielern teilte. Vielleicht schafft er die sieben Punkteteilungen ja nächstes Jahr… Mit vier Punkten erspielte Nils genau den aus dem DWZ-Schnitt seiner Gegner resultierenden Erwartungswert. Leichte Einbußen verzeichneten Uli, Jan und Dominik mit dreieinhalb, drei bzw. zweieinhalb Punkten. Klaus konnte mit dreieinhalb Punkten sein Ergebnis des vergangenen Jahres wiederholen - und ging in der Endabrechnung gerade so noch einen Platz vor seinem Sohn, Jens, ins Ziel. Ja ja, die Jugend...

Schachliches

Erwähnenswerte Partien waren neben Michis GM-Remis vor allem Dominiks Partie gegen einen 83jährigen Jüngling, die als „Die Meisterliche von Untergrombach“ in die Schachgeschichte eingehen wird. Dominik führte die weißen Steine (oder zumindest versuchte er es), eröffnete mit seinem üblichen Bird-Angriff und brachte im fünften Zug ein interessantes Bauernopfer aufs Brett:

  1. f4 c5
  2. Sf3 Sf6
  3. b3 Da5 (das scheint schon ohne Vorbild zu sein)
  4. Lb2 Sd5 (Eine ziemliche schräge Eröffnungsbehandlung von Schwarz. Aber offenbar schien er zu wissen, dass unser Meister in der Eröffnung stets auswendig gelernte Züge abspult, ohne auf die des Gegners zu achten.
  5. e3 Sxe3 (Und Schwups war der Bauer weg. In der Folge opferte Dominik zwei weitere Bauern, um sich wenigstens im Nachhinein Kompensation für sein – Zitat – „Opfer“ im fünften Zug zu sichern. Danach stellte Schwarz einen Springer ein, konnte die Partie am Ende aber dennoch für sich entscheiden. Neben dieser Blüte des Schachsports sind noch die zwei vereinsinternen Duelle zwischen Dominik und Hendrik, Bao und Michi bzw. Uli und Nils zu nennen, da mal mehr und mal weniger ausgekämpft in einer Punkteteilung endeten. Viele Gesichter der vergangenen Jahre erkannten wir wieder, zu einem Klassiker kam es allerdings lediglich in der letzten Runde am Brett von Hendrik, welcher seinen Lauf hielt und hier sein sechstes Remis in Serie erzielen konnte. Eingang fanden wir auch in einen Zeitungsbericht, in dem unsere Verein als regelmäßiger Teilnehmer am Open von Untergrombach anerkennend erwähnt wurde.

Neben dem Schachbrett

An dem freien Nachmittag machten wir wie üblich einen Ausflug ins nahegelegene Karlsruhe. Zumindest ein Teil sah sich die Ausstellung über die Griechen des Altertums (genauer gesagt Mykene an). Anschließend kehrte die Meute wie jedes Jahr im Stövchen ein, das mit lecker Bier Gäste von nah und fern anzieht. Nils verfolgte hier das Ziel, die verschiedenen Weine von der Karte zu testen, alle aus der Region. Auch dieses Ergebnis lädt zur Wiederholung ein.

Die nachmittägliche Paarung bei der Doppelrunde am kommenden Tag von Dominik gegen Hendrik führte zu einer schnellen Punkteteilung und des erstmaligen Erklimmens des Michaelsberges – mit Besuch der dort strahlenden Kapelle. Der Abstieg im Dunklen über die unten anschließenden nassen Treppen wurde mit einer Bauchlandung von Dominik zu einem Wagnis.

Und dann war natürlich noch, nach langer Zeit mal wieder in Untergrombach, Michis Geburtstag! Am Vorabend konnten wir um 00.00 Uhr gemeinsam anstoßen, am eigentlichen Geburtstagsabend zog Michi einen Abstecher nach Karlsruhe zu seiner Freundin vor. Erinnerungen wurden wach an Michis 13. Geburtstag, damals ebenso in Untergrombach, mit einem XXL-Burger in der Pension Talschänke, dem Lied „Schatzi schenk mir ein Foto“ und natürlich Eric!

Unterkunft

Mit elf Teilnehmern hatten wir dieses Jahr eine Rekord-Teilnehmerzahl. Sehr erfreulich, doch zu viel um in einer gemeinsamen Unterkunft unterzukommen. Zumal sich auch noch immer mehr Saisonarbeiter im Bauwesen temporär in Untergrombach niederzulassen scheinen. So waren wir dieses Jahr auf zwei Pensionen verteilt. Erfreulicherweise gab es auch in unserer neuen Pension Ariane einen größeren Raum im Keller, welchen wir freundlicherweise als Aufenthaltsraum nutzen durften – so dass sich das gewohnt gute Gruppengefühl auch am Abend einstellte. Nils umsorgte uns die Tage mit stets frisch gekochtem Eintopf, auch Michi tat sich mit delikatem frisch gekochtem Hühnchen und Rührei hervor. Lediglich unsere Jugend, Jan und Robert, darf sich im Versorgen einer Großgruppe beim Einkauf noch ein wenig üben.

Abreise

Wie zumeist auch in den vergangenen Jahren waren wir die Letzten in der Turnhalle, da der Zug immer auf eine feste Zeit gebucht werden muss. So kamen wir auch in den Genuss einer persönlichen Verabschiedung, den letzten übrigen Würstchen als Gratisverzehr (zu denen sich Bao galant noch Pommes dazu bestellte) und der letzten noch zu leerenden Flasche Spätburgunder. Der Turnierchef, Heiko Schleicher, ließ es sich nicht nehmen, Dominik mit den Worten zu verabschieden: „Das nächste Mal dann aber den richtigen Zug nehmen.“

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