1. Spieltag

Drei unserer fünf Mannschaften hatten an diesem Sonntag das erste Heimspiel zu bestreiten. Das Spiel der Dritten wurde verschoben, wogegen die Erste nach dem Aufstieg in die Oberliga ab nun an anderen Terminen an den Brettern sitzt. Die zweite und fünfte Mannschaft - Neuling in der Landesklasse bzw. der Kreisliga - konnte mit deutlichen Siegen gleich die Tabellenspitze erobern. Dagegen musste die Vierte nach dem Aufstiegserfolg der letzten Saison zum Einstand eine knappe Niederlage einstecken.

FTV I gg. SC 1961 König Nied

FTV II gg. Bad Homburg II 5,5:2,5

FTV IV gg. Bad Nauheim IV 3,5:4,5

FTV V gg. Gießen V 6:0

Bericht zur Ersten Mannschaft

von Ludger Brüggemann

Unser erstes Oberligaspiel endete mit einem letztlich sehr glücklichen Unentschieden. Begonnen hatte es allerdings mit einem Ärgernis, denn wir lagen schon nach einer halben Stunde 0:1 zurück. Murat war nicht erschienen, und auch die Versuche, ihn noch telefonisch zu erreichen, schlugen fehl.

Trotz dieses Rückstands hatten wir nach einiger Zeit doch Hoffnung, den Wettkampf zumindest ausgeglichen gestalten zu können, denn am 8. Brett stand Paul gegen Peter Bittner sehr vielversprechend, und auch bei Ingos Partie hatte ich ein gutes Gefühl.

Bei Peter am 1. und Jerome am 7. Brett gab es dann relativ schnelle Punkteteilungen. Nach meiner Einschätzung auch berechtigt, denn ihre Stellungen waren ziemlich passiv. Jerome blieb als Schwarzer im Franzosen auf seinem schlechten weißfeldrigen Läufer sitzen, die Stellung war aber so blockiert, dass sein Gegner das nicht ausnutzen konnte.

Dann drohten aber zwei Partien ziemlich schnell den Bach runter zu gehen, nämlich Ralphs am 5. Brett und meine am 3.: Ich habe in einem Blackout meinen Zentrumsbauern e5 eingestellt. Besonders ärgerlich war, dass ich eigentlich eine andere Abwicklung mit bequemem Spiel geplant hatte. Dann meinte ich, einen besseren Zug gefunden zu haben und stellte gleich nach Ausführung dieses Zuges fest, dass er ein großer Bock war. So rettete ich mich in ein Doppelspringerendspiel mit Minusbauern, bei dem ich mir noch Remischancen ausrechnete.

Bei Ralph sah die Sache düsterer aus. Mit eigenen Worten schildert er es so: „mein Gegner hat mit Weiß im Caro-Kann eine Hauptvariante gespielt. Sein Abspiel mit Dc2 und d4-d5 auf c6-c5 kannte ich so nicht. Ich habe zwar den richtigen Zug Sf6-g4 gefunden, aber leider nicht den richtigen Plan dazu und bin dann sehr schnell unter Druck geraten. Unterm Strich hat er aber einfach besser gespielt. Es war recht ernüchternd, wie meine Stellung ziemlich schnell den Bach runter ging. Peter Keller hatte mir von einem Jahr schon nahegelegt, dieses Abspiel nicht zu spielen." So lagen wir also schon mit 1:3 zurück.

In der Zwischenzeit hatte sich Pauls Stellung deutlich verschlechtert, aber Sven hatte seinen Gegner (Oliver Uwira) in der Zange: Seine zwei Mehrbauern wogen die Minusqualität voll auf, zumal der eine Bauer schon bis c7 vorgeschoben und durch den Läufer sicher gedeckt war. So hätte Sven noch lange kneten und seine Königsflügelbauern vorrücken können, aber da unterlief Oliver eine Unachtsamkeit, nach der Sven ins Bauernendspiel mit verbleibendem Mehrbauern abwickeln konnte. Das wollte sich Oliver nicht mehr zeigen lassen.

Leider musste dann Ingo seine Gewinnbemühungen einstellen. Er hatte zwar auch einen weit vorgeschobenen Freibauern, aber die gegnerischen Mattdrohungen mit Turm und Springer auf den eingeklemmten weißen König zwangen ihn, ins Remis einzuwilligen.

So mussten also aus den restlichen zwei Partien 1,5 Punkte her, doch wie bloß? Mein Gegner (FM Peter Staller) konnte inzwischen einen meiner aktiven Springer abtauschen und seine Bauernschwächen sichern, so dass ich glatt auf Verlust stand. Und Paul war von Vorteil, geschweige denn von Gewinnchancen noch weit entfernt.

Doch dann waren wir mit der Schachgöttin Caissa im Bunde: Mein Gegner wollte seinen h-Bauern zur Dame durchlaufen lassen, übersah aber, dass diese dann noch rechtzeitig durch eine Springergabel gefangen würde. Eine Unterverwandlung in einen Springer hätte auch nicht mehr geholfen, so dass wir uns kurz darauf die Hände zum Remis reichten.

Und beim erneuten Blick auf Pauls Brett rieb ich mir die Augen. Er hatte es tatsächlich geschafft, die Stellung so zu komplizieren, dass er mit Turm und zwei Springern den gegnerischen König bedrängen konnte. Das sein eigener König auch nicht sicher stand und außerdem ein schwarzer Bauer zur Dame durchzulaufen drohte, war egal, Hauptsache, die Stellung lebte wieder. Und nach fast 6,5 Stunden Spielzeit erlitt sein Gegner tatsächlich einen Fall von Schachblindheit und ließ sich einzügig matt setzen.

Fazit: Trotz dieses glücklichen Punktes gegen einen Abstiegskonkurrenten werden wir uns noch gehörig steigern müssen.

SAbt. FTV 1860 4 - 4 SC 1961 König Nied
1 Keller,Peter ½ : ½ Zimmermann,Hendrik
2 Telljohan,Sven 1 : 0 Uwira,Oliver
3 Brueggemann,Ludger ½ : ½ Staller,Peter
4 Rutkowski,Ingo ½ : ½ Chandler,Patrick
5 Neininger,Ralph,Prof. 0 : 1 Prenzler,Daniel
6 Diyap,Murat - : + Graf,Gerd
7 du Maire,Jerôme ½ : ½ Perlitz,Sven
8 Krzesinski,Paul 1 : 0 Bittner,Peter

Bericht zur Zweiten Mannschaft

von Uli Fischer

Das Liga-Orakel prognostizierte uns vor dem ersten Spieltag Chancen auf die Meisterschaft und stufte uns als zweitstärkste Mannschaft ein. Ob diese Vorschusslorbeeren berechtigt sind, wird sich erst noch zeigen müssen. Zumindest machten wir an diesem Spieltag einen guten Anfang und holten einen ungefährdeten 5,5:2,5-Erfolg.

Von Michis Partie an Brett 1 bekam ich recht wenig mit. - Wer möchte kann den Bericht an dieser Stelle ergänzen. - Jedenfalls hatte er sich zwei Leichtfiguren für einen Turm geschnappt, was der Gegner mit wütenden Angriffen beantwortete. Er investierte noch mehr Material, sodass Michi schließlich eine Mehrfigur hatte; sich aber um seinen offenen König sorgen musste. Ein Dauerschach brachte die Punkteteilung. - 0,5:0,5

Leo an Brett 2 ergatterte bereits frühzeitig einen Bauern, den er bis ganz zum Ende behalten sollte, als ein Endspiel mit Turm + Bauer gegen Turm aufs Brett kam. Das Brückenbau-Motiv müssen wir am nächsten Spieleabend noch etwas üben. ;-) Aber schließlich konnte er doch noch die richtige Abwicklung entdecken. - 1,5:0,5

Auch von Grovers Partie an Brett 3 bekam ich vor allem das Ende mit. Sein Gegner blies zur Attacke auf den schwarzen Monarchen, hatte aber selbst eine etwas offene Königsstellung. Grover sah sich darüber hinaus noch mit einer Bauernwalze im Zentrum konfrontiert, die er zunächst stoppen konnte. Angesichts des entschiedenen Mannschaftskampfes einigten sich beide auf eine Punkteteilung. - 2:1

Max und sein Gegner an Brett 4 hatten in der Eröffnung eine geschlossene Eröffnung auf das Brett gestellt (Deswegen heißt es wohl geschlossener Sizilianer). In der Folge suchte Max sein Heil am Königsflügel und gab dafür sogar zwei Bauern her. Sein Gegner hielt am Damenflügel dagegen. Immer mehr weiße Figuren wurden gegen den schwarzen Monarchen in Stellung gebracht und schließlich war seine Festung sturmreif geschossen. - 3:1

Als ich bei Peter das erste Mal nach 11 Zügen auf das Brett sah, wunderte ich mich wie man so schnell einen Turm und zwei Bauern einstellen kann. Nach der Partie erzählte mir Peter, dass es vielmehr ein Opfer war und auch irgendwann schon einmal von irgend jemandem gespielt wurde. "Du sagst ja immer, dass ich so langweiliges Schach spielen würde." Zugegeben, so viel Material gibt nicht jeder freiwillig in der Eröffnung her. ;-) Peter griff in der Folge den gegnerischen König an, während sein Gegner mit dem Versuch, die Stellen zu halten beschäftigt war. Dabei musste er jede Menge Material zurückgeben, weswegen Peter im Endspiel den entscheidenden Vorteil hatte. - 4:1

Ich an Brett 6 kam etwas besser aus der Eröffnung. Das Zentrum war geschlossen und ich hatte die Möglichkeit, auf beiden Flügeln aktiv zu werden. Durch ein ziemlich gewagtes Bauernopfer ruinierte sich mein Gegner seine Stellung. Doch statt die Früchte zu ernten, ließ ich einen einfachen Gewinnweg aus und wir bekamen ein Endspiel mit vier Türmen und einem Mehrbauern für mich. Mein Freibauer auf der siebten Reihe band die gegnerischen Kräfte und nach einer Ungenauigkeit meines Gegenübers konnte ich dann doch den vollen Punkte einstreichen. - 5:1

Jeromes Gegner hatte sich ein solides Zentrum aufgebaut und brach an dieser Stelle des Brettes schließlich auch durch. Jeromes Gegenspiel konnte er dabei unterbinden und durch den Tausch des Fianchetto-Läufers die Königsstellung entscheidend schwächen. Ein Schwenk der Figuren auf den schwarzen Monarchen brachte die Entscheidung - 5:2

Mario versuchte bei geschlossenem Zentrum, am Königsflügel anzugreifen. Doch sein Gegner konnte die Drohungen parieren und die Stellung verflachte. Auch an diesem Brett teilten sich beide Kontrahenten somit friedlich die Punkte - 5,5:2,5

Bericht zur Vierten Mannschaft

von Hendrik Raab

In einem äußerst knappen Mannschaftskampf mussten wir uns am Ende leider geschlagen geben. Dabei war der Start durchaus verheißungsvoll. Robert Fedlers Partie verlief wohl sehr abwechslungsreich, wie ich aus seinen Aussagen heraushörte, das bessere Ende hatte er am Ende jedenfalls für sich und brachte uns von Brett 7 aus mit 1:0 in Führung, obgleich er sich doch für seine Verhältnisse dieses Mal wirklich Zeit ließ. Es folgten Remisen von Josip Tojcic an Brett 1, der sich aus der Eröffnung heraus wenig wohl fühlte, die Partie aber doch noch in sichere Gefilde hatte bringen können, sowie von Siddik Odabasi an Brett 8. Zwischendrin sah ich Siddik mit Gewalt am Königsflügel angreifen, anscheinend tauschte sich aber sehr viel ab, so dass beide Spieler meinten dass die Partie am Ende mit Remis richtig bewertet sei.

Die nächste Partie, die zu Ende ging, erbrachte am Ende ebenso ein Remis, wonach es lange Zeit aber noch weniger aussah als an Siddiks Brett. Uli Euler, in Vertretung von Dirk Bender heute (zum wiederholten Male) Mannschaftsführer, warf zunächst alle Bauern nach vorne, bereits in einem frühen Stadium des Mittelspiels befand sich kein einziger Bauer mehr auf seiner Ausgangsposition. Der Angriffsschwung auch auf den König konnte jedoch von seinem Gegner eingedämmt werden und es kam zu einem Abtausch sämtlicher Schwerfiguren. Nun entwickelte sich eine durchaus interessante, eigentlich neue Partie, mit noch sehr vielen Bauern auf dem Brett, sowie allen 8 Leichtfiguren. Es dauerte ein wenig, bis auch die Läufer durch Umgruppieren und Bauernzüge ins Spiel so richtig eingreifen konnten, es bildete sich auf beiden Seiten an unterschiedlichen Stellen ein Freibauer, doch Uli fühlte sich immer weniger wohl, seinen Stoßseufzern nach zu urteilen. Nach vielen vielen weiteren Zügen brachten tatsächlich beide Parteien ihren Freibauern durch, so dass es nun wieder Damen auf beiden Seiten gab. Ein Dauerschach auf dem nun deutlich leereren Brett beendete die Partie, sicherlich durchaus leistungsgerecht, mit einem Unentschieden.

Waren wir bis hierher mit einem Punkt vorne, so änderte sich dies, als Max Walk an Brett 6 seine Partie nach einem durchaus mutigen Königsangriff mit Opfer leider aufgeben musste, ein Durchkommen gelang nicht und der materielle Nachteil wog anschließend zu schwer. Allso alles wieder Pari. Aleksandar Varnev spielte an Brett 2 lange mit Minusbauern, dafür etwas Spiel, wenn ich dies richtig verfolgt habe, musste dann im Endspiel jedoch ebenso aufgeben. Ungefähr zeitgleich konnte Denns Ranke an Brett 5 dafür seine Partie für sich entscheiden, in welcher er zum Endspiel mit einer Qualität in Führung lag.

Der Mannschaftskampf sollte sich also, leider, an Brett 3 entscheiden. Leider nicht deshalb, weil dies mein Brett war, sondern weil meine Stellung zu diesem Zeitpunkt bereits schwierig war. Nach einem längeren, vor allem positionell bestimmten gegenseitigen Abtasten, das viel Zeit in Anspruch nahm, war der weiße Startvorteil zwar egalisiert, vielleicht stand ich sogar einen ganz kleinen Tick besser oder bequemer, ich fasste dann jedoch den falschen Plan. Nach Öffnung der a-Linie suchte ich mein Heil nicht natürlicherweise dort mit dem Turm, sondern kam auf den Gedanken einen Bauernvorstoßes, der allerdings den Nachteil eines Isolani beinhaltete. Bald ging der Bauer verloren, ein langer Kampf im Turm-Läufer-Endspiel um wenigstens noch einen halben Punkt fand kein glückliches Ende mehr, da mein Gegner die Partie sehr konzentriert und auch routiniert fortführte.

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