von Ludger Brüggemann
1) Amir (s) 1:0
2) Sven (w) 0:1
3) Ludger (s) 0:1
4) Murat (w) 1:0
5) Michael (s) 0,5:0,5
6) Markus (w) 0,5:0,5
7) Ingo (s) 0,5:0,5
8) Peter (w) 1:0
Nach der etwas unglücklichen Niederlage in Wolfhagen konnten wir einen wichtigen Sieg einfahren. Oberursel war zwar vom DWZ-Durchschnitt schwächer, aber der Mannschaftskampf war bis zum Ende ziemlich knapp.
Am sichersten fuhr Peter an Brett 8 den vollen Punkt ein. Es war quasi ein Start-Ziel-Sieg. Mit einigem positionellen Vorteil aus der Eröffnung gekommen, sackte er zwangsläufig den schwächsten schwarzen Bauern ein und verwertete den Vorteil dann souverän. Auch die Remisen von Michael und Ingo waren keine großen Aufreger. Nach Ingos Tarrasch-Eröffnung stand zwar sein d5-Bauer unter Druck, aber es gab genug Gegenspiel mit einem sehr aktiven schwarzen Springer. Und auch bei Michi löste sich ein kurzes taktisches Geplänkel in Wohlgefallen und Remis auf.
Leider stand ich selber schon ausgangs der Eröffnung auf Verlust. Ich hatte mich diesmal sogar vorbereitet. Denn ich konnte damit rechnen, dass die gleiche königsindische Variante wie letztes Jahr aufs Brett kam. Und so geschah es auch. Mein Gegner vom letzten Jahr spielte diesmal zwar an Brett 2 gegen Sven, aber die ersten zwölf Züge wurden dermaßen von meinem Gegner heruntergeblitzt, dass ich annahm, sie hätten sich evtl. gemeinsam vorbereitet. Dummerwiese war die Umsetzung meiner eigenen kurzen Vorbereitung von Schachblindheit geprägt. Denn ich hatte eine falsche Variante im Kopf und völlig übersehen, dass bei einem geplanten Bauernraub meine Dame gefangen worden wäre. Mit der Notlösung, eine Figur gegen zwei Bauern zu geben, konnte ich die Partie zwar noch bis über den 40. Zug schleppen, das wars dann aber auch. Am Ende habe ich dann erfahren, dass es gar keine Vorbereitung auf mich gegeben hatte.
Auch Sven kassierte diesmal eine Niederlage. Die war aber bei weitem nicht so klar wie bei mir. Nach der Eröffnung hatte ich eigentlich den Eindruck, dass er positionell eher besser steht. Dann muss er wohl unvorsichtig die Stellung geöffnet haben, denn als ich das nächste Mal aufs Brett schaute, war die schwarze Dame gewinnbringend in die weiße Stellung eingedrungen.
Die vollen Punkte von Amir und Murat resultierten aus ziemlich komplexen Partien. Amirs Partie wurde nach recht ruhigem Beginn sehr kompliziert. Eine Nebenvariante, die nicht aufs Brett kam, wurde im Nachhinein von den beiden Kontrahenten noch lange analysiert, und es kamen z.T. verrückte Stellungsbilder heraus. Sehr faszinierend! In der reellen Partie konnte ich nicht verfolgen, wie es zu Ende ging. Ich glaube, Amir hat in der komplizierten Stellung, in der beide Könige gefährdet waren, Material gewonnen.
Murats Partie konnte ich etwas besser verfolgen, denn er hat ja direkt neben mir gespielt. Besser verstanden habe ich sie deshalb nicht unbedingt. Murat brachte nach langem Nachdenken ein positionelles Qualitätsopfer. Vielleicht hätte er nach einer ruhigen Fortsetzung leicht besseres Spiel gehabt, aber durch dieses Opfer hat sich der Stellungscharakter stark verändert und ist sehr dynamisch geworden. Sein mächtiger Zentrumsspringer und sein aktiver Läufer gaben ihm in meinen Augen volle Kompensation, aber ob es zum Gewinn reichen könnte, war mir unklar. Dafür sorgte dann aber Murats Gegner, der zuließ, dass sich ein weißer Bauer nach h6 in die schwarze Stellung hineinschob. Das erlaubte letztendlich einen entscheidenden Königsangriff und die Partie war schnell zu Ende.
Somit stand es 4:3 und der Mannschaftsieg hing an Markus‘ Partie an Brett 6, und er hing am seidenen Faden. Denn durch die Materialverteilung (Markus‘ Dame gegen zwei schwarze Türme bei jeweils drei Bauern am Königsflügel) drohte der Übergang in ein verlorenes Bauernendspiel mit Minusbauern. In dieser Situation entschied sich Markus wohl richtig und riss durch ein Bauernopfer die Bauernstruktur vor dem schwarzen König auf, so dass dieser der permanenten Verfolgung durch die weiße Dame nicht entkommen konnte. Wenige Züge, bevor die 50-Züge-Regel gegriffen hätte, fügte sich der Oberurseler in das unvermeidliche Remis und der knappe Mannschaftssieg war gesichert.
In der nächsten Runde geht es in den Odenwald nach Mörlenbach, die nach zwei Niederlagen schon ein bisschen mit dem Rücken zur Wand stehen.
von Dirk Bender
Als ich das erste Mal rumgegangen bin, sah ich überall nur wilde Partien, mit einer Ausnahme, und zwar an Brett fünf. Dort stand noch extrem ausgeglichen die Grundaufstellung und sie würde sich heute auch nicht mehr verändern: +:- für uns. Besonders wild ging es "überraschenderweise" an Brett drei und an Brett sechs vor sich. Uli und Dominik spielten wilde Bauernangriffe auf den Königsflügeln, von denen am Ende sich zumindest einer als erfolgreich erweisen würde. Doch so weit sind wir noch nicht.
Alle anderen Bretter waren noch voller Figuren, aber von Ausgeglichenheit kann man höchstens bei meiner Partie sprechen. An Brett zwei hatte Stefan bereits im Mittelspiel sich deutlich hinter die gegnerischen Linien manövrieren können und stand daher gut. Auch Oli stand auf den ersten Blick einiges besser, hatte aber eine verrückte Figurenstellung in der eigenen Ecke, die ich nicht so richtig einschätzen konnte: Die eigene Dame in der Ecke, direkt davor ein gegnerischer Springer, und widerum direkt dahinter ein ungedeckter gegnerischer Turm. Am Ende sollte allerdings genau diese Struktur zu einer Mehrfigur führen und daher auch zu einem weiteren Punkt.
Auch Mario und Thomas an Brett sieben und acht hatten interessante Stellungen, die ich aber leider in der Tiefe nicht verfolgen konnte. Letztendlich gewannen beide, und das ist ja aus Sicht der Mannschaft auch das Wichtigste. Stefan dagegen verlor in der Zeitnot eine wichtige Qualität, kämpfte noch lange, konnte es jedoch nicht halten.
Bei mir entwickelte sich nach einem Bauernvorstoß auf den gegnerischen Königsflügel ein großer Abtausch, sodass nur noch Damen und Bauern auf dem Brett blieben - ich leider mit einem Minusbauern. Jedoch konnte ich es nach einer weiteren Stunde Spiel ausgeglichen halten.
Klären wir also zuletzt noch die Bretter drei und sechs auf: Erfolgreich konnte sich Uli dank eines Fehlers des Gegners durchsetzen, indem er den König mit seinen Türmen in die Zange nahm, während Dominik irgendwann seinen Angriff leider nicht mehr halten konnte.
Insgesamt ein erfogreiches 5,5:2,5 für uns. So kann es doch weiter gehen in der Saison ;)
von Günther Reinhold
Brett 8: Zunächst gingen wir rasch in Führung, da Felix schon in der Eröffnung einen gegnerischen Läufer fangen konnte, wonach seine Partie bald gewonnen war.
Die anderen Partien zogen sich hin und in den diversen unübersichtlichen Mittelspielen konnte ich keine klare Tendenz ausmachen. Brett 3: Grigor bekam schließlich ein Remisangebot, das er annahm. In einem Londoner System war eine unübersichtliche Stellung entstanden, wonach seine Gegnerin zwei Mehrspringer gegen einen Turm bekommen hatte. Das Ende konnte ich hier und bei den anderen Partien nicht verfolgen, da ich zunehmend mit meiner eigenen Partie beschäftigt war. Brett 7: Kolja meldete eine Verlustpunkt. Ich habe nur gesehen, dass er zum Ende hin einen Minusbauern hatte.
Brett 5: Vincent hatte mit Schwarz gegen das Königsfianchetto seines Gegners ein starkes Zentrum errichtet und wurde am Königsflügel aktiv, wonach eine unsymmetrische Materialverteilung entstand, die ich nicht einschätzen konnte (Turm plus zwei Mehrbauern bei Schwarz gegen zwei Leichtfiguren nebst jeweils weiteren Figuren). Jedenfalls hat er gewonnen. Brett 3: Im Gegenzug verlor Chuck seine Partie, die mir lange ausgeglichen erschienen war. Nach eigener Aussage kam er mit dem Turmendspiel nicht zurecht.
Brett 6: Der nächste Punkt ging wieder an uns, als Robert mit Weiß seine Partie gewann. Hier seine eigene Aussage: "Ich bin aus dem Franzosen nicht gut rausgekommen und stand schnell etwas gedrängt. Im Mittelspiel hat der Gegner dann aber den Druck nicht aufrechterhalten können und ist in Zeitnot geraten. Dadurch war ich in der Lage, einen Springer auf einem Vorposten zu platzieren, der die ganze Stellung dominiert hat. Bevor ich den strategischen Vorteil zu einem Punkt umwandeln konnte, ist mir mein Gegner aber zuvorgekommen und hat mit wenigen Sekunden auf der Uhr in einer komplizierten Stellung eine Figur eingestellt. Daraufhin hat er noch ein paar Züge fortgesetzt, um sich dann geschlagen zu geben." Brett 1: Hier konnte ich in einem Sizilianer mit Schwarz ein ausgeglichenes Mittelspiel erreichen, das ich aber angesichts präziser Züge meiner Gegnerin schwer zu spielen fand. Als ich an beiden Flügeln zugleich angegriffen wurde, verpasste ich die richtige Verteidigung, welche in einem Qualitätsopfer bestanden hätte. Schließlich geriet mein König in ein Mattnetz.
Brett 2: Beim Stand von 3,5:3,5 hing der Ausgang an dieser Partie. Linus hatte mit Weiß eine Initiative am Königsflügel gestartet. Nach meiner Einschätzung konnte seine Gegnerin diese aufhalten. Später meinte Linus nach eigener Aussage mittels eines Freibauern gewinnen zu können, das funktionierte jedoch nicht und er hatte zum Endspiel hin zwei Bauern weniger. Da er jedoch in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern abwickeln konnte, ergab sich ein Remis. Damit rettete er für uns einen Mannschaftspunkt.
Endstand 4:4.
Oberursel ist ein großer Verein und hat sogar mehr spielberechtigte Mitglieder als wir. Deren 6. Mannschaft sollte daher nicht unterschätzt werden.