7. Spieltag

Im Kampf um den Aufstieg konnten unsere Mannschaften eins bis vier wichtige Siege einfahren. Die Erste Mannschaft rückte nach einem Sieg bei Spitzenreiter Gernsheim bis auf zwei Brettpunkte an den Ligaprimus heran. Die Zweite Mannschaft kann nach eigenem Kantersieg und einem Patzer der Konkurrenz schon den Sekt kalt stellen. Und die Dritte und Vierte Mannschaft blieben nach Pflichtsiegen weiter im Geschäft. Die Fünfte Mannschaft dagegen verscheuchte endgültig das Abstiegsgespenst.

 

Hessenliga

Gernsheim I - FTV 1860 I   3:5

von Paul Krzesinski

Beim entscheidenden Spiel um den Aufstieg waren wir leider merklich geschwächt. Wir mussten auf den Topscorer unserer Liga, Ralph mit 5,5 Punkten aus 6 Spielen, verzichten. Mit Peter Ortinau stand uns dafür unser stärkster Nachrücker zur Verfügung. Beide Mannschaften waren hoch motiviert und saßen bereits um zehn vor zwei fast vollständig an den Brettern, so dass der Kampf bereits um fünf vor zwei gestartet wurde. Ich kann mich nur an eine Hand voll Mannschaftskämpfe erinnern, die pünktlich um zwei anfingen, aber ein Spiel, das noch vor zwei begann, war für mich ein Novum.

Die Anfangsphase sah an den meisten Bretter solide aus. An Peters Brett konnte man darauf vertrauen, dass er sich mit Weiß im Sizi besser auskennt und gut aus der Eröffnung kommt. Ebenso bei Ludger, wobei er mit Schwarz natürlich eher versuchte auszugleichen und sich solide aufzubauen. Ingo legte sein übliches Tempo an den Tag und spielte die Eröffnung schnell und gekonnt in eine etwas bessere Mittelspielstellung, in der sein Gegner Schwierigkeiten hatte die weißen Drohungen sinnvoll zu parieren. Bei Murat kann man sich ja nie so richtig sicher sein, dieses Mal schien er aber mit Schwarz solide in eine positionell übersichtliche Stellung zu kommen. Bei Srgjan ist die generelle Einschätzung ähnlich wie bei Murat, auf dem Brett hatte er sich allerdings im Gegensatz zu seinem Nachbarn für ein Bauernopfer im Franzosen "entschieden". Es war ziemlich unklar wie das Ganze einzuschätzen ist, er hatte immerhin etwas mehr Figurenspiel und war besser entwickelt. Schwarz konnte auch nicht einfach rochieren, hatte dafür aber einen verbundenen zentralen Extra-Freibauern. Um Michis Brett bildete sich schnell eine Menschentraube, da offenbar sein Gegner die Eröffnungsvariante nicht kannte und Michi seine Züge à Tempo machte. Das Resultat war aber unklarer als einem lieb sein konnte, denn bevor Michi eine halbe Stunde in die Stellung versank, hatte sein Gegner eine Qualität gewonnen. Mein Gegner entschloss sich freiwillig in der Philidor-Verteidigung etwas passiv zu spielen. Ausgerechnet als er dann aber aktiv im Zentrum seine Bauern vorgestoßen hatte, stellte er einen dieser Bauern ein und hinterließ mir eine hervorragende Ausgangssituation mit aktiven Figuren für die restliche Partie. An Peter Ortinaus Brett sah es schnell sehr unkonventionell aus. Er nutzte die einmalige Gelegenheit im Engländer auf Raumvorteil zu spielen und stieß mit seinem Bauern im Zentrum nach d4 vor. Das resultierte aber mit jedem weiteren Zug in mehr Problemen für ihn als für seinen Gegner.

Im Mittelspiel kristallisierte sich an einigen Brettern heraus, wer einen Vorteil hatte und wer nicht. Bei Peter Keller, Ingo, Murat und mir sah es ganz gut aus. Gerade Bei Murat und mir waren eigentlich nur zwei Ergebnisse denkbar, da wir einen Bauern mehr hatten und somit fast nur durch einen taktischen Einsteller die Partie verlieren konnten. Peter und Ingo hatten einen positionellen Vorteil, aber es war noch nicht klar, ob sie den ummünzen können. Lediglich an Peter Ortinaus Brett sah es zunehmend düster aus. Er hatte in Folge der weißen Drohungen nicht geschafft zu rochieren und noch dazu sehr viel Zeit verbraucht in der Verteidigung. Derweil gelang es Srgjan zumindest die Entwicklung der Figuren seines Gegners weiter zu stören und somit den Nachteil seines Minusbauern zu egalisieren.

Während meiner Zeitnotphase kamen dann einige Ergebnisse doch überraschend für mich. Ludger hatte es geschafft seine Partie zu gewinnen, was uns in eine hervorragende Ausgangslage brachte. Michi einigte sich mit seinem Gegner auf Remis. Das Endspiel, welches die Beiden auf dem Brett hatten, war mit der ungleichen Materialverteilung auch nicht so klar. Peter Ortinau musste inzwischen die Segel streichen, was sich leider schon angebahnt hatte. Unklar war nach wie vor Srgjans Stellung. Er erreichte ein figurenloses Endspiel mit gleich vielen Bauern, allerdings stand ihm ein Tempokampf bevor, dessen Ausgang auf die Schnelle nicht zu überblicken war.

Ingo vollzog nun auch die Abwicklung ins Bauernendspiel und war zuversichtlich dieses bis zum Sieg durchgerechnet zu haben. Leider hatte er dabei ein Tempo seines Gegners übersehen, das dieser mit einem Bauernopfer gewinnen konnte. Ausgerechnet dieses eine Tempo hat den Unterschied zwischen Sieg und Remis gemacht. Murat entschied mal wieder im Alleingang über das Remisangebot seines Gegners und suchte seine Entscheidung mit den Worten, "die Stellung war doch Remis", zu verteidigen. Im Gegensatz dazu spielte Srgjan seine Stellung voll aus und verdiente sich seinen halben Punkt.

Peter hatte nun auch einen Bauern gewinnen können und setzte seinen Gegner im Turmendspiel mächtig unter Druck. Er war wohl sehr zuversichtlich und verriet mir hinterher, dass seine größte Sorge war ich würde in meiner Partie nix einstellen. Den Gefallen konnte ich ihm auch tun. Nach der Zeitnotphase hatte ich zwar meinen Mehrbauern eingestellt, dafür erlangten meine Figuren aber mehr Aktivität. Dennoch hätte mein Gegner einen Bauerndurchbruch zur Verfügung gehabt, der die Partie ausgeglichen hätte. Er entschied sich aber für ein gekünsteltes Manöver, welches mir anschließend wegen einem Grundreihenmatt den Knockout erlaubte. Auch Peter ließ nix mehr anbrennen und sicherte sich im Turmendspiel den vollen Punkt.

Jetzt haben wir nur noch zwei Brettpunkte aufzuholen um den Aufstieg in die Oberliga perfekt zu machen.

 

Bezirksoberliga

Eschbach/Usingen I - FTV 1860 II  1:7

von Uli Fischer

Ein deutliches 7:1 beim Tabellendritten Eschbach und eine gleichzeitige Niederlage des Zweiten Bad Nauheim bedeuten, dass uns bei nunmehr vier Mannschafts- und jeder Menge Brettpunkte die Meisterschaft nur noch theoretisch zu nehmen ist. Der Sieg im Usinger Land war zu keiner Zeit gefährdet und auch in dieser Höhe verdient.

Ich konnte bereits nach wenigen Minuten und 15 Zügen den ersten Punkt einfahren. Mein Gegner hatte sich zwei zweifelhafte Züge in der Eröffnung geleistet und zu allem Überfluss noch einen Turm eingestellt. Zeit genug also, bei den anderen Partien zuzusehen und etwas Zeitung zu lesen. Ein Artikel berichtete von dem Nachwuchsstar Vincent Keymer. Allerdings spielt in unserem Verein mit D.S. bekanntlich nur ein Spieler auf diesem Niveau.

Corinna steuerte relativ schnell den zweiten Punkt für unsere Farben bei. Ihr Gegner hatte es sich zur Aufgabe gemacht, keinen einzigen seiner schwarzen Steine über die sechste Reihe hinaus zu bringen. Er stellte sich solide auf und wartete, bis Corinna die Stellung öffnete. Der schwarze König wurde von ihr über das halbe Brett gescheucht, wobei ihr Gegner Haus und Hof verlor - 2:0.

Leo ergatterte den nächsten Sieg. Sein Gegner hatte für etwas Initiative einen Bauern geopfert. Eine interessante Idee, aber wie Leo zeigen konnte von zweifelhaftem Wert. Leo konnte sich konsolidieren, gab den Bauern schließlich wieder zurück, hatte nun aber ein Endspiel mit deutlich überlegenen Figuren. Leos Gegner wehrte sich tapfer, der Kampf war allerdings aussichtslos - 3:0.

Derweil sah es auch an den übrigen Brettern gut bis ordentlich aus. Grover am Spitzenbrett hatte von Anfang an positionellen Druck auf die gegnerische Stellung ausgeübt; doch der Gegner verteidigte sich tapfer. In der anschließenden Zeitnot-Schlacht stellte sein Gegner Material ein, der Rest war Formsache. - 4:0.

Während ich an Grovers Brett die Züge mitschrieb, konnte ich am Nachbarbrett beobachten, dass sich in Max Partie ähnliches ereignete. Auch hier hatte sich nach einer positionellen Stellung schließlich ein scharfer Schlagabtausch ergeben; wieder mit besserem Ende für unserem Spieler.

Noch bevor Max Gegner sich geschlagen gab, einigte sich Hazim mit seinem Gegner auf Remis. Hazim stand im frühen Mittelspiel etwas bedroht; hatte sich sein Gegner nämlich ein solides Zentrum mit etwas Raumvorteil erarbeitet. Die Chance auf einen konsequenten Angriff am Königsflügel ließ er aber aus und Hazim konnte die Stellung ausgleichen. Der Mannschaftskampf war zu diesem Zeitpunkt so gut wie entschieden. Somit wollten auch beide die Friedenspfeife rauchen - 5,5:0,5.

Auch Mario steuerte wenig später eine Punkteteilung bei. Nach langem positionellem Geschiebe konnte er sich eine Leichtfigur im Austausch für drei Bauern sichern. Eine sehr unklare Stellung mit Chancen auf beiden Seiten war die Folge. Als sein Gegner aber die Figur zurückgewann, mussste Mario um die Punkteteilung kämpfen. Allerdings sind Turmendspiele bekanntlich immer Remis, so auch hier - 6:1.

Peer war es vorbehalten, den Schlusspunkt zu setzen. Sein Gegner hatte sich in der Eröffnung für ein ziemlich anrüchiges Figurenopfer entschieden, immerhin aber Peer aus seinem Eröffnungsbuch gebracht. Somit entschied er sich, auf Sicherheit zu spielen, nicht am Material zu klammern, sondern stattdessen die Figur bei ausgeglichener Stellung sofort zurückzugeben. Sein Läuferpaar brachte zwar keinen direkt besser Stellung; sehr wohl aber die Hoffnung auf langfristigen positionellen Vorteil. Sein Gegner suchte sein Heil in der Defensive und konnte in ein leicht schlechteres Turmendspiel abwickeln. Dies versprach auf der einen Seite gute Chancen auf Remis, auf der anderen Seite aber auch für Peer die Möglichkeit, seinen Gegenüber lange zu quälen. Diese Zermürbungstaktik brachte letztlich den erhofften Erfolg und damit einen sehr deutlichen Mannschaftssieg.

 

Bezirksliga

Matt im Park II - FTV 1860 III  3,5:4,5

von Günther Reinhold

Nachdem im Vorfeld Spielernot ausgerufen worden war, gelang es Hendrik doch, eine respektable 3. Mannschaft zusammenzutrommeln, wobei er auch selbst mit einsprang. Gegen die Vorletzten der Tabelle, die selbst einige Besetzungsprobleme hatten, sahen wir nun wieder favorisiert aus – das sollte sich aber als trügerisch erweisen, unser Sieg war am Ende nämlich nur hauchdünn.

Joshua am Spitzenbrett konnte gleich mit einem kampflosen Brettpunkt nachhause fahren.

Josip hatte mit Schwarz solide eröffnet. Sein Gegner hatte einen Bauern gegeben, konnte aber dafür erheblichen Druck gegen die schwarze Königstellung aufbauen. Wie mir schien, konnten aber die schwarzen Schwerfiguren alle Drohungen gut verteidigen. Wie es dann dazu kam, dass Josip plötzlich mattgesetzt wurde, habe ich nicht mitbekommen.

Auch Uli hatte mit Schwarz solides Spiel, hatte allerdings irgendwann einen Bauer weniger. Als ich das nächste Mal ans Brett kam, hatte er aber eine ganze Figur gegen zwei Bauern gewonnen, das Endspiel war dann technisch gewonnen.

Zu diesem Zeitpunkt sah es schlecht für uns aus. Einziger Lichtblick schien Hendriks Partie, der einen soliden Mehrbauern im Zentrum errungen hatte, aber die übrigen noch laufenden vier Partien inclusive meiner eigenen standen scheinbar gut für die Gegner.

Unser Neuzugang Michael R. hatte mit Weiß nicht rochiert, dafür einen Bauer bis nach h6 vor die schwarze Königstellung geschoben. Irgendwie muss ihm dann später eine Figur abhandengekommen sein. Er wehrte sich lange im Endspiel, aber sein Gegner ließ nichts mehr anbrennen.

Auch Dirk hatte nach zunächst solidem Spiel Material verloren, zwar nur eine Qualität, aber auch hier war das Endspiel letztlich nicht zu halten.

Nun stand es schon 3:2 für die Gegner und es hatte überhaupt keinen Sinn mehr, irgendwelche Remisen anzubieten.

Mein Gegner hatte mit Weiß eine aggressive Eröffnung gewählt und drohte mit seinen Zentrumsbauern ins schwarze Lager einzubrechen, während ich nur vage Hoffnungen auf Gegenspiel am Damenflügel hatte. Nach anfangs soliden Zügen ließ ich mich auf eine ungünstige Tauschabwicklung ein, wonach mein Gegner seine Stellung unaufhaltsam verstärken konnte und eine klar gewonnen Position erreichte. Allerdings hatte er da nur noch ca. 2-3 Minuten auf der Uhr für 7-8 Züge. Deshalb spielte ich in dieser Phase selbst schnell, was normalerweise nicht empfehlenswert ist, stellte dadurch auch noch eine Figur ein (verloren war’s aber eigentlich eh), bis meinem Gegner ein noch gröberer Fehler unterlief. Im 39. Zug fiel sein Blättchen vor unhaltbarem Matt.

Nun stand es 3:3, und das 4:4 oder gar ein Mannschaftssieg lagen nun wieder in Reichweite.

Inzwischen waren an Jans Brett dramatische Dinge passiert. Er hatte mit Weiß ursprünglich eine Riesenstellung erreicht, allerding war sein König nicht rochiert. Das muss wohl sein Gegner für einen Konter genutzt haben, er hatte schließlich ungefähr vier Mehrbauern, allerdings war sein Turm auf h8 eingeklemmt (vom weißen h7 und Tg8) und beide Gegner hatten diverse Schachgebote in Petto. Nach Rücksprache mit seinem Mannschaftsführer gab Jans Gegner Remis durch Dauerschach – offenbar war nicht mehr drin.

Hendrik hatte inzwischen einen ganzen Turm mehr und konnte das Endspiel sicher gewinnen. Zwischendurch muss es aber nach Aussage der Kontrahenten einige Verwicklungen gegeben haben, auch diese Partie verlief also nicht so einseitig, wie es mir zunächst erschienen war. Sein Sieg wird Hendrik darüber hinweggetröstet haben, dass er die längste Partie spielen musste, obwohl er eigentlich wenig Zeit hatte.

 

Bezirksklasse

Eschbach/Usingen II - FTV 1860 IV  2,5:5,5

 

Kreisliga

Friedberg II - FTV 1860 V  1,5:4,5

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