Hessenliga

Bad Nauheim I – FTV I 1:7

von Ludger Brüggemann

Mit diesem hohen Sieg haben wir uns im oberen Tabellendrittel etabliert. Allerdings ist er ein bisschen zu hoch ausgefallen, wenn man den Verlauf der Partien an Brett 2 und 5 betrachtet. Da Bad Nauheim ersatzgeschwächt antrat, war der DWZ-Unterschied an den einzelnen Brettern beträchtlich.

Brett 1: Peter (w) 1:0

Ein überzeugender Start-Ziel-Sieg von Peter, der in einem Sizilianer schon sehr früh großen Entwicklungsvorsprung hatte und den gegnerischen König in der Mitte festhielt. Das frühe Ende war logisch und kam dann bald.

Brett 2: Ludger (s) 1:0

Ich wurde nach langer Zeit mal wieder mit dem Morra-Gambit konfrontiert, und es entstand eine Variante, die vor fast 40 Jahren auf einer Jugendfreizeit Thema war. An die stundenlangen Analysen von damals konnte ich mich natürlich nicht mehr erinnern, und so spielte ich ein wenig zu optimistisch mit einem vermeintlichen Gegenangriff am Königsflügel und ließ meinen König in der Mitte. Das vermochte mein Gegner aber nicht auszunutzen, und nach der Rückgabe meines Mehrbauern kam ich tatsächlich zu kräftigem Gegenspiel gegen den weißen König, was mit dem vollen Punkt endete.

Brett 3: Sven (w) 1:0

Auch hier ein Start-Ziel-Sieg, aber in positioneller Hinsicht. Zumindest schien es mir so, dass Sven immer dann, wenn ich aufs Brett schaute, kleine positionelle Vorteile angehäuft hatte: Läuferpaar, bessere Bauernstruktur, aktivere Figuren etc. Und so dauerte es zwar etwas länger als am ersten Brett bei Peter, aber auch hier war der Sieg die logische Konsequenz.

Brett 4: Ingo (s) remis

In einem Spanier, von dem ich ja leider nichts verstehe, schien es mir so, dass eine muntere Partie hätte entstehen können: Ingo war am Damenflügel aktiv aufgestellt, musste aber am Königsflügel und im Zentrum aufpassen. Dann kam das Remisgebot des Gegners, und wegen der meist gut stehenden anderen Partien hatte ich als Mannschaftsführer nichts dagegen.

Brett 5: Murat (w) 1:0

Murat hatte nach einer französischen Eröffnung eigentlich keine Aussicht auf Vorteil, eher leichte positionelle Nachteile. Dann opferte sein Gegner die Qualität, vielleicht ja auch, weil aus Bad Nauheimer Sicht bei dem schlechten Verlauf des Mannschaftskampfes noch was passieren musste. Die Lage war auch ziemlich unklar, doch nach dem Tausch eines Turmpaares konnte Murats Turm den verbliebenen Läufer dominieren und auch zwei Bauern einsammeln, so dass sein eigener Freibauer nicht mehr zu stoppen war.

Brett 6: David (s) 1:0

Hier war nach meinem Eindruck ausgangs der Eröffnung nicht viel los, doch als ich das nächste Mal aufs Brett schaute, traute ich meinen Augen kaum: David hatte überfallartig seine Dame auf hr3 und einen Springer auf g4 platzieren können. Ich weiß nicht, was Davids Gegner dabei übersehen hat, vielleicht, dass seine einzige Verteidigungsfigur, der Springer auf f3, durch Davids zweiten Springer beseitigt werden konnte. Da war dann auch schon Schluss.

Brett 7: Jerome (w) 1:0

Jerome hatte immer einen leichten positionellen Vorteil, bestehend aus einem gegnerischen Isolani auf d5. Der wird ja oft durch aktives schwarzes Figurenspiel kompensiert, in diesem Fall aber nicht. Schwarz krankte eher an seinem weißfeldrigen Läufer. Wie es dann zu gewinnbringendem Vorteil kam, habe ich nicht mitbekommen, jedenfalls drangen die weißen Figuren in die schwarze Stellung ein.

Brett 8: Gerardo (s) remis

Auch hier hatte ich als Mannschaftsführer nichts gegen ein relativ frühes Remis. Nach einem flüchtigen Blick auf die Stellung hatte ich eher den Eindruck, dass Gerardos Figuren zu Beginn des Mittelspiels ein wenig unkoordiniert standen und die Fortführung der Partie mühsam hätte werden können.

Landesklasse

Bad Vilbel - FTV II 5,5:2,5

von Peter Ortinau

Also irgendwie ist da ordentlich was schief gegangen. Und ich kann nicht genau sagen, was…! Gegen Bad Vilbel waren wir sicherlich Favorit, doch der gesamte Matchverlauf zeichnete ein anderes Bild.

Jans Partie war als erste mit einer schnellen Punkteteilung beendet. Offenbar war er mit seiner Stellung nicht wirklich glücklich und entzog sich somit der Abwärtsspirale, die in der Folge von unseren Partien Besitz ergreifen sollte. 0,5:0,5.

Die erste Niederlage des Tages ereilte Bennet am zweiten Brett. Er verbrauchte deutlich mehr Zeit als der Gegner in einer scharfen Stellung. Das Ende habe ich leider nicht gesehen, doch ich vermute, es hatte mit Bennets König zu tun, der bei meinem letzten Rundgang todesmutig auf d7 platziert war. 0,5:1,5.

Als nächstes verlor Max seine Partie am Spitzenbrett. Er hatte eine Qualität eingestellt und das resultierende Endspiel war mit Läufer gegen Turm nicht mehr zu halten: 0,5:2,5.

Thomas war der Einzige, dem ich an diesem Tag eine Normalform bescheinigen würde. Er hatte die Partie jederzeit im Griff und übernahm mit den schwarzen Steinen schließlich die Initiative, so dass ich mich über die Vermeldung des vollen Punktes zwar freute aber nicht wunderte: 1,5:2,5.

Hoffnung keimte aber dennoch nicht auf. Dominik hatte von Anfang an strategisch ziemlich schlecht gestanden. Der Gegner konnte sich aussuchen, welchen seiner Springer in das Loch auf e6 einpflanzen wollte. In der Folge fiel der eine oder andere Bauer. Am Ende waren es glaube ich drei… 1,5:3,5.

Ich selbst erreichte eine recht aussichtsreiche Angriffsstellung, in der mein Gegner einen Bauern opferte um unter Abtausch das Endspiel zu erreichen. In diesem stellte ich unnötig den Bauern wieder ein, worauf plötzlich meine ganze Stellung in sich zusammenfiel: 1,5:4,5.

Auch Corinna verlor nun ihre Stellung. Bei meinen Rundgängen fand ich immer, dass relativ wenig los sei. Vermutlich hat sie so wie ich irgendetwas übersehen: 1,5:5,5.

Leo profitierte in seiner Partie von einem Figureneinsteller seines Gegners. Dieser hatte das Missgeschick offenbar noch nicht ganz verkraftet und spielte das völlig hoffnungslose Endspiel so lange weiter, bis Leos Bauer das Umwandlungsfeld erreichte: 2,5:5,5.

Ein ziemlich blutleerer Auftritt unsererseits, womit die schon vor der Runde nur theoretischen Aufstiegschancen endgültig beerdigt werden können. Mit 8:6 Punkten sind wir im gesicherten Mittelfeld.

Bezirksliga

FV Berkersheim - FTV IV 4:4

von Hendrik Raab

Und erneut hat die 4. Mannschaft zugeschlagen. Nach vier Auftaktniederlagen konnten heute anschließend an das 4:4 gegen den Blindenschachklub und das 6:2 gegen Gießen im dritten Spiel in Folge Punkte eingefahren werden. Der Klassenerhalt rückt wieder in sichtbare Nähe.

Zugegeben, das 4:4 gegen Berkersheim (in Nieder-Erlenbach) war am Ende sehr glücklich. Ich verließ gegen 17.15 Uhr das Spiellokal, um gemeinsam mit unserem Gründungsmitglied Michael Wehner, das zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder eine Schachpartie spielte, in einer nahe gelegenen Ebbelwoi-Kneipe zu speisen und den selbstgekelterten Apfelwein zu kosten (superb!), als Philipp dazu stieß und den nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg vermeldete (okay, war ein Unentschieden, fühlte sich aber wie ein Sieg an). Die Spielberichtskarte unterschrieb ich beim Stand von 2:4, wobei wir an einem verbliebenen Brett eine Leichtfigur gegen zwei Bauern weniger hatten, am anderen Brett mit (nach Figuren) 2 Türmen gegen Dame und Springer ebenso keinen Vorteil besaßen. Aber am Ende ist Mannschaftspunkt Mannschaftspunkt, 4:4!

Im Einzelnen:

Robin Kitten spielte an Brett 8 eine Partie mit verteilten Chancen, es kam zu vertauschten Rochaden, der Gegner baute Druck auf. Gerade als ich dachte, dass Robin das Schlimmste überstanden und eine in etwa ausgeglichene Stellung erreicht hatte, kam es zum Verlust: Zwischenstand 0:1.

Bald darauf musste auch Andy Zhu an Brett 2 aufgeben. Beide Spieler schenkten sich wenig in der sehr theoretischen Eröffnungsbehandlung, dann vertauschte Andy im Kopf wohl zwei Varianten, wie er später meinte. Der Gegner gelangte in vorteilhafte Stellung: 0:2.

Dann passierte erst einmal lange nichts. Zumindest ergebnistechnisch. An Brett 1 bot mir mein Gegner nun Remis. Ein Angebot, das ich kaum ausschlagen kann, wie jeder weiß, der mich kennt. Ich hatte von Beginn an eine leicht vorteilhafte Stellung, da der gleichfarbige gegnerische Läufer weitgehend zur Passivität verdammt war, und hielt diese auch mit leichten Vorteil bis ins Damenendspiel durch. Ob dies zum Sieg hätte reichen können, wer weiß das schon genau… Ein Unentschieden stellte jedenfalls beide Spieler zufrieden, 0,5:2,5.

Bald danach gelang es Tarkan Badan an Brett 6 seine vorteilhafte Stellung durch eine taktische Wendung in einen Gewinn zu verwandeln. Zuvor erschien die Partie lange Zeit sehr undurchsichtig, wenn man nur ab und an auf das Brett geschaut hat, unzählige offene Linien und Drohungen auf beiden Seiten. 1,5:2,5.

Jan Siebert spielte an Brett 7 ebenso eine interessante Partie, welche weitgehend im Gleichgewicht schien. Beide Spieler einigten sich nach dem 40. Zug schiedlich friedlich auf ein Unentschieden. 2:3

Als nächstes sollte Michael Wehners Partie an Brett 4 zu Ende gehen. Ebenso wie Philipp Hein ein mittlerweile seltener Ersatzspieler bei uns, dessen Mitwirkung wir umso mehr zu schätzen wissen. Michael, mit dem ich in der ersten Saison unseres Vereins in der Kreisklasse den ersten Aufstieg überhaupt feiern konnte (nach dem letzten Spiel im damals noch existierenden Goldenen Adler begossen, weitere Aufstiege sollten folgen), spielte zum ersten Mal seit zwei Jahren überhaupt wieder Schach. Die Partie war unglaublich, verschiedene Rochaden auf beiden Seiten, jeweils ungestüme Angriffe, am Ende knapp der schlechtere Ausgang gegen uns. 2:4

Dies war nun der Zeitpunkt, zu dem ich meinem Hunger nachgab und die Spielberichtskarte bereits unterschrieb. Philipp kämpfte weiter, ein zwischenzeitlich mögliches Dauerschach schlug er aus, um für die Mannschaft den ganzen Punkt heraus zu holen. Aktives Figurenspiel, die beiden Türme auf der d- und e- Linie, glichen den leichten materiellen Vorteil des Gegners (demgegenüber Dame und Springer) vielleicht aus. Vielleicht auch nicht. Keine Ahnung. Jedenfalls setzte sich Philipp am Ende glücklich durch, nachdem sein Gegner den Springer einstellte. 3:4

Und auch Alice kämpfte unentwegt mit Minusfigur gegen zwei Bauern. Auch dieser Kampf sollte sich bezahlt machen. Alices Gegner fiel im 39. Zug das Blättchen. 4:4

Unglücklich für Berkersheim, glücklich für uns. Und: Wir haben Nieder-Erlenbach kennengelernt. Ein Stadtteil am nordöstlichsten Rande von Frankfurt, erreichbar nur per Bus, nach Fahrt über die Felder von Niedereschbach aus, zumindest wenn man die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt. Ein Ort, in dem im Vergleich zu dem Frankfurt, das man kennt, die Zeit still gestanden zu sein scheint. Dazu mit dem FV Berkersheim ein sympathischer Gastgeber. Ein in jeder Hinsicht gelungener Sonntagnachmittag.

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