Hessenliga
FTV 1860 I - SC Fulda I 5:3
von Ludger Brüggemann
In unserem letzten Mannschaftskampf ging es nicht mehr um Auf- oder Abstieg, sondern nur noch um einen guten Tabellenplatz und Spaß am Schach. Und so entstanden auch einige kämpferische Partien. Besonders Grover und Gerardo zeigten in langen Endspielen besonderen Kampfgeist.
Wenig kämpfen musste Michael mit Schwarz an Brett 5, denn sein Gegner stellte schon in der Eröffnung eine Figur ein. Das war wohl die kürzeste Partie der ganzen Saison.
Auch einen schnellen Sieg spielte Sven mit Weiß an Brett 2 heraus. Nachdem der gegnerische Läufer auf a5 aufs Abstellgleis geraten war, kamen auch noch Felderschwächen im Zentrum und am Königsflügel hinzu, so dass nach nur 17 Zügen auch hier schon Schluss war.
Lucas an Brett 1 mit Schwarz hatte ausgangs der Eröffnung eine positionelle Ruine. Das mündete nach Abtausch fast aller Figuren in einem Endspiel mit schlechtem schwarzem Läufer und einem dominierenden weißen Springer mit zusätzlichen schwarzen Bauernschwächen. Diese Stellung war nicht mehr zu halten.
Murat an Brett 4 mit Weiß hat dann aus der Position der Stärke remisiert. Er hatte zwar einen Mehrbauern, bei der Materialverteilung T+L (ungleichfarbig) hätte das noch sehr viel Arbeit bedeutet, diesen Vorteil zum Gewinn zu führen.
Bei meiner eigenen Partie am dritten Brett mit Schwarz glaubte ich lange an Vorteil und träumte vom entscheidendem Königsangriff, opferte dafür auch eine Qualität. Doch mein Gegner bekam Gegenspiel, gegen das ich in Zeitnot kein Mittel fand. Ich habe den Rechner noch nicht befragt, vielleicht war meine ganze Partieanlage ja auch illusorisch. So musste ich im 40. Zug bei weiterem Materialverlust aufgeben.
Inzwischen hatte Daniel an Brett 8 mit Weiß seine Partie mit schönem Königsangriff gewonnen.
Damit stand es 3,5 : 2,5 und es liefen noch die Partien von Gerardo und Grover. Bei „normalen“ Verlauf erwartete ich bei beiden ein Remis. Grover hätte durch eine Remisschaukel die Partie sofort beenden können, aber das ist ja nicht sein Ding, er wollte gegen seinen fast 300 DWZ-Punkte schwächeren Gegner noch gewinnen. So wurde uns noch ein spannendes Turmendspiel mit Freibauern auf beiden Seiten geboten. Die Bewertung von uns Kiebitzen schwankte mehrmals hin und her, bis die Partie letzendlich doch im Remis durch Dauerschach endete.
Den längsten Kampf zeigte Gerardo, der das Endspiel T+L gegen T, was theoretisch remis ist, beharrlich zum Sieg führte. Vorher noch hatte er seinem Gegner den letzten Bauern mit kunstvollem Manövrieren abgenommen und somit noch 50 Züge Zeit, den gegnerischen König in Bedrängnis zu bringen. Dass dieses Endspiel für beide Seiten trotz des reduzierten Materials schwer zu spielen ist, zeigen viele Beispiele aus der Großmeisterpraxis. Siehe dazu auch die „Endspieluniversität“ von Dworezki. Dort ist anschaulich beschrieben, wie man die sogenannte Philidor-Stellung gewinnt. Und genau diese Stellung (wKd6, Tf7, Ld5, sKd8, Te1) entstand nach einigem Hin und Her. Von den noch Anwesenden im Turniersaal kannte aber niemand den exakten, sehr lehrreichen Gewinnweg, ich selbst konnte mich auch nicht mehr genau daran erinnern. Das war aber auch egal, denn beiden Spielern schien die Stellung nicht bekannt zu sein, und so wurde erst einmal weiter manövriert, bis Gerados Gegner dann doch in ein Matt lief.
So hatten wir mit diesem Sieg und dem damit verbundenen Vorrücken auf Platz 3 der Tabelle noch einen schönen Saisonabschluss.
Kreisklasse
SC Bergen-Enkheim III - FTV 1860 V 2:2
zusammengetragen von Verena Klees
An unserem letzten Spieltag führte es uns als 5. hoch auf den "Berg" nach Bergen-Enkheim. Und auch Spielstärken-mäßig hatten zwei unserer Gegner in 1300er-Gefilden eine gewisse Höhe ggü. manch anderen unserer Gegner:innen zu bieten.
Stefan berichtet von Brett 4:
"Bei mir war es eine im Grunde gute Partie. Mein Gegner hat mit e4 gestartet, worauf ich mit Caro-Kann antwortete. Es war bis zum Mittelspiel sehr ausgeglichen. Nach einem Läufer- und Springer-Abtausch im Zentrum war mein Fehler, dass ich die Dame auf b6 gespielt habe, um seinen Bauern auf b2 anzugreifen, wodurch es ihm durch meine Unachtsamkeit gelang, mir mit einem Bauern auf der c-linie Läufer und Dame zu gabeln und ich so einen Läufer verlor. Gegen Ende habe ich auf ein Patt gehofft, mein Gegner hat es aber sehr gut ausgespielt und stand am Ende mit einem Turm, einem Springer und 2 Bauern und ich nur noch mit dem König da. Am Ende wurde ich mit Turm und König matt gesetzt."
Mit 4 Siegen und 2 Niederlagen war es für Stefan jedoch eine erfolgreiche erste Saison!
David berichtet von Brett 1:
"Ich eröffnete katalanisch, was auch sehr gut klappte. Mein Gegner spielte eher passiv, was mich irgendwie dazu trieb, unkonzentriert zu sein und dann schlecht ins Mittelspiel zu starten. In Folge dessen geriet das Zentrum ziemlich unter Druck, was ich auch eher so mäßig parierte. Als ich dann daraus folgend einen Bauern einzügig einstellte, startete ich einen Verzweiflungsangriff mit meinem Springer. Mein Gegner war kurz abgelenkt und zog seine Dame so, dass ich sie mit dem Springer einfach schlagen konnte. Danach gab er auf."
Ich startete an Brett 2 entspannt in meine Partie, in den ersten Zügen gab es nichts Besonderes zu vermelden. Leider schätzte ich dann strategisch falsch ein, dass es sich lohnen würde meinen Springer für 2 Bauern zu geben. Meinem Gegner gelang es dennoch zu rochieren, er konnte strategisch danach einfach das Ziel verfolgen, möglichst viele meiner Figuren abzutauschen. Ich verteidigte mich noch recht lange, dann übersah ich jedoch zusätzlich eine Taktik und stellte einen meiner Freibauern ein. Spätestens jetzt konnte mein Gegner die Partie entspannt zu Ende spielen.
Andreas an Brett 3:
"Ich habe den Österreichischen Angriff gespielt - sieht halt schön aggressiv aus. Auch spielte ich halbwegs souverän - die Stellung war bis zum 16. Zug ausgeglichen, aber sehr komplex. Ich hatte wesentlich mehr Raum und besser entwickelte Figuren, stand aber sehr offen und musste darauf achten, meine weit vorgerückten Bauern in Verbindung zu halten. Mein Angriff auf den gegnerischen Königsflügel im 17. Zug kam zu früh, ich verlor zwei Bauern. Als ich meinem Gegner jedoch im 27. Zug meinen Läufer gegen seinen Turm zum Tausch aufdrängte, reagierte er kopflos und verlor in einem krampfhaften Verteidigungsversuch die Dame gegen einen meiner Türme. Den Vorteil konnte ich dann souverän runterspielen."
Insgesamt blicken wir von einem unteren Mittelfeldplatz auf eine gute Saison zurück mit vielen Wiedereinsteigern und Neulingen, von denen manche ihre ersten Turniererfahrungen sammelten. Insbesondere menschlich herrschte an jedem Spieltag und bei dem ein oder anderen Geplänkel in unserer Mannschafts-WhatsApp-Gruppe eine gute Stimmung! :-)