Hessenliga
Bickenbach I – FTV 1860 I 6,5:1,5
von Ludger Brüggemann
Unser Mannschaftskampf in Bickenbach stand von Beginn an unter schlechten Vorzeichen. Schon im Laufe der Woche gab es so viele Absagen, dass wir uns entschieden haben, nur an fünf Brettern anzutreten, um die zweite nicht noch weiter zu schwächen. Am Samstag gab es noch eine Krankmeldung, so dass wir nur zu viert nach Bickenbach gefahren sind.
Dementsprechend war der Kampfgeist nicht übermäßig vorhanden.
Sven machte an eins gegen seinen starken Gegner Marian Nothnagel schnell remis.
Und auch bei mir an drei dauerte es nicht lange. Ich war mit Weiß ganz gut aus einer skandinavischen Eröffnung ins Mittelspiel gekommen. Als mein Gegner mir dann remis anbot, habe ich angenommen, trotz meines Gefühls, minimal besser zu stehen.
Es gab aber auch zwei ausgekämpfte Partien an sieben und acht.
Gerardo konnte seinen Gegner am Damenflügel mit aktivem Figurenspiel unter Druck setzen. Zu entscheidendem Vorteil hat es dann leider nicht gereicht, so dass im Endspiel auch hier die Friedenspfeife geraucht wurde.
Am achten Brett hatte Peter es mit einem großen Nachwuchstalent zu tun. Der erst 10-jährige Harshill Pradeep will nach eigener Aussage mit 18 Großmeister sein. Auf dem Weg dahin konnte Peter ihm keinen Stein in den Weg legen. Nachdem er eigentlich im Mittelspiel schon klar auf Verlust stand, ließ ihn sein jugendlicher Gegner noch ins Endspiel entkommen, in dem Peter aber eine forcierte Remisabwicklung übersah und dann das Matt nicht verhindern konnte.
Landesklasse Ost
Sfr. Dettingen II – FTV 1860 II 2,5:5,5
Überraschung – die Zweite
von Maria Gallen
Nachdem wir in der siebten Runde schon gegen die sehr stark aufgestellten Mühlheimer ein Unentschieden holten (da muss man einfach dabei gewesen sein – nicht nur, weil es so dramatisch war, sondern vor allem auch, weil es keinen Bericht dazu gibt 🙃), hatten wir nun an einem sonnigen Sonntag die spannende Aufgabe, gegen die nominell stärker besetzte Dettinger Mannschaft anzutreten und unsere Abstiegschancen durch einen Sieg zu minimieren.
Wie sich letztendlich herausstellte, gelang der Sieg durch großartigen Einsatz aller Beteiligten (Details siehe unten). Aber leider konnte auch Bad Homburg III überraschend gegen Büdingen-Wächtersbach ein Unentschieden erzielen, wodurch unsere Chancen auf den Klassenerhalt weiter sehr gering sind. Trotzdem geben wir noch nicht auf und werden in der letzten Runde alles geben, um mit etwas Glück doch noch die Klasse zu halten.
Verlauf der einzelnen Partien:
Simon hatte mit Weiß zu Beginn eine ruhigere Partie mit gewissem Raumvorteil. Sein Gegner verlagerte zunächst alle Figuren auf den Damenflügel. Dadurch konnte sich Simon die Kontrolle über das Zentrum mit einem e5-Vorstoß sichern und seinen Angriff schnell auf den Königsflügel verlagern. Schwarz konnte so schnell nicht folgen, sondern nur die Bauern vor dem König vorrücken, wodurch dieser etwas luftiger stand. Diesem Druck hielt er nicht lange stand und übersah eine Taktik mit Mattmöglichkeit, wodurch Simon uns den ersten vollen Punkt sicherte.
Bao tauschte schon während der Eröffnung die Damen und lehnte in der Folge ein Opfer auf f7 ab. Einige Zeit später gelang es ihm, den Turm des Gegners in einer komplexen Stellung einzusperren und er drohte, einen Freibauern umzuwandeln, was den Gegner zur Aufgabe zwang.
Jan (Engel) erreichte mit Schwarz schnell eine interessante Stellung mit leichtem Vorteil. Nach einigen Abtauschen hatte jeder einen Freibauern, Weiß auf der a- und Schwarz auf der c-Linie. Jan nutzte dann die Möglichkeit, zusätzlich die f-Linie zu öffnen und noch mehr Figuren ins Spiel zu bringen. Sein Gegner konnte danach Jans Freibauern nur unter Figurenverlust aufhalten und gab schließlich auf.
Oli entwickelte nach der Eröffnung schnell eine offene Stellung mit einer Mehrqualität und baute mehrere Fesselungen auf. Schließlich drang er erfolgreich in die gegnerische Stellung ein und erspielte sich so auch den Sieg.
Michael startete einen starken Angriff am Damenflügel, der zur Bildung eines Freibauern auf der b-Linie führte. Im Endspiel (T-S vs. T-L) musste sein Gegner dann seinen Läufer gegen den Freibauern und gleichzeitig die Türme tauschen, was Michael den Gewinn der Partie und uns den Mannschaftssieg sicherte.
Diana hielt ihre Stellung in einem Sizilianer lange Zeit ausgeglichen und hatte teilweise sogar leichten Vorteil. Leider fand sie in Zeitnot nicht die besten Varianten und verlor nach langem Kampf.
Ian spielte mit Weiß gegen Caro-Kann. Durch eine Taktik verlor er früh einen Bauern und kämpfte lange um den Ausgleich. Im Endspiel konnte Ian jedoch nicht verhindern, dass der Gegner seinen Raumvorteil ausweitete und er verlor.
Maria spielte ebenfalls Caro-Kann, aber mit Schwarz. Ihr Gegner machte früh Druck auf dem Königsflügel, den Maria durch den Abtausch der Türme im Zentrum herausnahm. Nach dem Abtausch der Damen übersah sie eine Abwicklung, die einen Bauern kostete. Im Leichtfiguren-Endspiel erreichte sie schließlich nach fünfstündigem Kampf ein Remis.
Bezirksoberliga
Bergen-Enkheim I - FTV 1860 III 4,5:3,5
Ein Ende mit Schrecken
von Robert Fedler
Als unser Mannschaftsführer Dirk auf seine große Reise aufgebrochen ist, habe ich ihm versprochen, ihn in seiner Abwesenheit würdig zu vertreten. Damit meinte ich natürlich spektakuläres Spiel, nur ausgekämpfte Partien und Drama an allen Brettern.
Abseits zweier von mir geschobener Remis sind in unserer Mannschaft alle Versprechen eingelöst wurden. Denn das Versprechen, die Klasse zu halten, wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Bei einer so menschlich und schachlich fantastischen Mannschaft schien das zu fern. Doch dann kamen Ersatzprobleme, unglückliche Verläufe und und und...
So hieß es also bereits am vorletzten Spieltag, dass wir gewinnen müssen oder die Lichter würden ausgehen. Das galt es natürlich zu vermeiden und so brachten wir alles ans Brett, was wir hatten. Noch nachts wurde Doktor Dreisatz, unsere Geheimwaffe, eingeschworen, er müsse gewinnen. Davon war er noch nicht so überzeugt, aber beugte sich dem Willen des Mannschaftsführers.
Früh gab es Probleme, denn der als Letzter gekommene Luca streckte als Erster die Fahnen. Trotz erst vorteilhafter Stellung musste er aufgeben, nachdem erst eine und dann eine zweite Leichtfigur flöten gingen. Zu dem Zeitpunkt waren wir rekordverdächtig nah an einem Dezibelrekord an den hinteren Brettern, denn sowohl Lucas, als auch Koljas Leiden schien aus ihren Positionen hinauszuschreien.
Tatsächlich nicht am Schreien, aber doch gewohnt in Radiofunktion war unser Euli. Den Geräuschen nach, die man auch noch drei Räume weiter hören konnte, schien er eine hochdramatische Partie zu spielen. An deren Ende stand ein Unentschieden.
Stefan, unsere Geheimwaffe, die wir nur ganz selten sonntags an der Uni ausleihen dürfen, hatte sich früh in schlawinerhafter Manier einen Bauern gemopst. Auch, wenn ich neben ihm saß, konnte ich das Folgende nur bedingt sehen. Was mir klar war, war sein aktiveres Figurenspiel. Und so kam es, dass er den Gegner dynamisch überrollte und am Ende mit einer Überlastung der gegnerischen Grundreihe entscheidend aufspielen konnte. Damit stand es 1 ½ zu 1 ½.
Die Aussicht blieb aber düster, weil Kolja noch in Bedrängnis und der Rest unklar war. Irgendwann kam von Kolja die Erlösung und er hier zu Wort:
Nach einem guten Start in die skandinavische Eröffnung fand Kolja aus Furcht vor zu viel Druck nicht den richtigen Übergang und verlor den stellungstechnischen Vorteil. Leider konnte er dies nicht dabei belassen und übersah, dass seine Gegnerin auf die eigene 2. Reihe mit dem Turm kommen kann, damit einen Bauern gewinnen und den Stellungsvorteil ausbauen konnte. Als dann ein weiterer Bauer zu oft angegriffen wurde, sah er nicht, dass man den Randturm zur Deckung hätte heranziehen können und bei einem Angriff auf den a-Bauern eine Gabel möglich gewesen wäre. Stattdessen gab er die Zentrumslinie auf, wodurch eine komplizierte Variante entstand, über den gewinnbaren Bauern und den bereits gewonnenen das Spiel zu beenden. Glücklicherweise sah auch die Gegnerin diese nicht und der Nachteil schrumpfte wieder. Nach weiteren Patzern wurde jedoch durch das gegnerische Schwarz der Damentausch angeboten, wodurch der Bauer zurückkam und es schnell klar wurde, dass aufgrund des identischen Materials und ähnlichen Möglichkeiten nichts mehr passieren würde, wodurch man sich auf Remis einigte.
Umso wichtiger war dieser halbe Punkt, als dass Jan in seiner Französisch-Struktur als Schwarzer baden ging. Somit lagen wir einen Punkt hinten.
Timo und ich hatten allerdings zu dem Zeitpunkt leichte Stellungsvorteile und Ralph als unser Flaggschiff zumindest eine unklare, aber mindestens gleichwertige Position. Alles sah also nach einem hochspannenden Ende aus.
Als Mannschaftsführer habe ich mich auf meine Vorbildsfunktion besonnen und mein FKK (Freikönigskultur)-Leben auf das Brett gebracht. Frei nach dem Chanson „Oben Ohne“ des Barden Julian Sommer galt etwa: „Wir sind beide blank/ Ich und mein König“. Diese offene Anlage der Partei war allerdings weniger das Problem als mein Springer, den ich mit einem aufwändigen Manöver ins Off manövrierte. Doch nach diesem einen schlechten Manöver wechselte ich in den Kampfotter-Modus und spielte präzise wie konsequent. So konnte ich meine Figuren wieder ins Spiel bringen und auf dem Weg einen Bauern mopsen. Übrig blieb ein Endspiel mit einem aktiveren König, einem entfernten Freibauern und einem Läufer, der den gegnerischen Springer dominierte. Das verwandelte ich zum Punkt.
Timo hatte indes entschieden, eine alte Weisheit zu widerlegen. Am Brett war er drauf und dran zu zeigen, dass ungleichfarbige Läuferendspiele doch nicht immer Remis sind. Dabei gelang es ihm, nach einem etwas wackligen Start aktives Spiel zu bekommen und den Gegner zur Passivität zu verdammen. Leider sah er dann im Endspiel die richtige Fortsetzung nicht, wodurch sich schnell ein Remis einstellte.
Unvergessen bleibt für mich der Moment (den ich mir sicher nicht nur eingebildet habe!), als ich Ralph väterlich die Hand auf die Schulter legte und ihm tief in die Augen sah. Ich sagte ihm „Mein Sohn, wir haben es so weit zusammen geschafft. Ich weiß, dass du alles in dir trägst, was es zum Sieg braucht. Und jetzt, frei nach dem zu früh von uns gegangenen Franz Beckenbauer: Geht’s raus und spielt’s Schach!“. Vielleicht meinte ich auch nur, dass Ralph unbedingt gewinnen müsse. Das wird für die Historiker nicht mehr zu rekonstruieren sein.
Leider war sein Endspiel wirklich Remis, wie es schien. Er gab alles und kämpfte wie ein Löwe mit Raucherlunge, aber am Ende übersah er in Zeitnot eine Gabel in einer unklaren Stellung. Die hatte er für die Mannschaft überspannt. Als er es sah, gab er direkt auf und wirkte sichtlich getroffen. Aber mehr als auf Biegen und Brechen einen Gewinnweg zu suchen, kann niemand verlangen. Wir hätten als Mannschaft einfach früher ins Punkten kommen müssen.
Damit ist der Abstieg nun besiegelt und es geht für unsere Helden in die Bezirksliga. Direkt nach Ende des Mannschaftskampfes war Ralph am Handy, angeblich wollte er den Heimweg finden. Als Mann mit einem guten Riecher stellte ich ihn natürlich direkt zur Rede, denn mir war klar, dass wir uns in einem Haifischbecken befinden: Sicherlich kamen bereits die ersten Angebote anderer Vereine auf die Endgeräte unserer Spitzenspieler. Doch wie einst Jonas Hector beim 1.FC Köln ist es auch für einen Ralph Ottenburg Ehrensache, seinen Vertrag direkt um ein Jahr zu verlängern. sAuch konnten wir noch vor Ort Timo ein weiteres Jahr an uns binden. Bisher gibt es auch sonst keinen Wechselwunsch, der bei mir hinterlegt wurde und damit gehe ich davon aus, dass wir mit unserem Kader den direkten Wiederaufstieg schaffen werden.
Am letzten Spieltag gibt es einen entspannten Saisonausklang, bevor es ins Trainingslager geht. Die Medizinbälle liegen bereit und mit meiner Trillerpfeife werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass wir nächste Jahr die beste III. Mannschaft stellen, die der FTV je hatte!
Bezirksklasse
Neu-Isenburg II - FTV 1860 IV 2,5:5,5
von Günther Reinhold
Zunächst gingen unsere Gegner in Führung, da unser 5. Brett ungeplant leer geblieben war. Abgesehen von dem Punktverlust war es auch etwas unglücklich, dass wir an den restlichen Brettern einmal mehr Schwarz hatten. Aber das sollte tatsächlich der einzige volle Punktverlust bleiben.
Eine kuriose Begebenheit am Rande: Beim parallel laufenden Mannschaftkampf von Neu-Isenburg 1 hatte ein Spieler einen großen Hund dabei. Ich weiß nicht, was die Turnierordnung dazu sagt. Man löste das Problem(?) so, dass der Tisch für das Spiel des Hundehalters in einen Nebenraum geschafft wurde. Tatsächlich fing der Hund irgendwann an zu bellen, lauter als jedes Handy, vielleicht hatte er ja eine Mattkombination gerochen...
Zurück zu unserem Kampf: Das nächste Ergebnis war ein Remis an Brett 6. Luisa hatte sich mit Schwarz in einer Französischen Verteidigung behauptet, was wohl als Erfolg gewertet kann, hatte sie doch bei Ihrem ersten Einsatz für unsere Mannschaft den DWZ-stärksten Gegner bekommen.
Danach folgte der erste Sieg. Ich bin mir über die Reihenfolge nicht ganz sicher, glaube es war an Brett 7 (Sameer mit Weiß). Gegen einen c3-Silianer hatte sein Gegner m.E. recht ordentlich gestanden, aber dann wohl eine Gabel übersehen und eine Figur eingebüßt.
Es blieb zunächst beim Gleichstand, als Siddik am 3. Brett Remis erzielte. In einem Damenbauernspiel waren bald alle Leichtfiguren getauscht worden. Das Schwerfigurenspiel war wohl ausgeglichen. Zwischenstand 2:2, also immer noch spannend.
Jetzt kamen zwei Siege kurz hintereinander. Bei Ali (mit Weiß an Brett 8), habe ich von der Eröffnung nichts mitbekommen. Er hatte aber später einen ganzen Turm mehr und konnte so gewinnen.
An Brett 3 (Thomas Roth mit Weiß) war aus einem Londoner System eine auf den ersten Blick ausgeglichene Stellung entstanden. Als er einen drohenden Bauernverlust nicht abwenden konnte, versuchte Thomas' Gegner einen Königsangriff, der aber schiefging und mit einer Mehrfigur nebst Sieg für Thomas endete.
Bei Stand von 4:2 aus unserer Sicht liefen noch die Partien an Brett 1 und 2, die beide gut für uns standen. Für den Mannschaftssieg reichte allerdings ein Remis, welches auch an Brett 1 vom Gegner angeboten wurde. Anton (mit Weiß) hatte dort in einer französischen Stellung starken Druck am Königsflügel aufgebaut mit einem bis nach h6 vorgerückten Bauern, während die gegnerische Dame an ihrem Flügel eingedrungen war und dort ein paar Bauern gefressen hatte. Sein Gegner musste eine Figur geben, weshalb Anton das Remis zunächst ablehnte, um es ein paar Züge später doch anzunehmen, denn irgendwie ging sein Angriff nicht weiter.
Beim Stand von 4,5:2,5 konnte ich (an Brett 2 mit Schwarz) nun relativ sorglos weiterspielen. Gegen das Königsfianchetto meines Gegners hatte ich ein halbwegs ausgeglichenes Mittelspiel erreicht, bis mein Gegner einen taktischen Bauerverlust übersehen hatte, wonach ich abgesehen von dem Mehrbauern auf einmal gutes Figurenspiel bekommen hatte. In der Absicht, Gegenspiel aufzubauen, stellte mein Gegner nun einen weiteren Bauern ein, worauf er sofort aufgab. "Natürlich" war seine Stellung verloren, er wusste aber nicht, das ich bei einer langen Partie am Ende oft patze - mit noch allen Schwerfiguren und (ungleichen) Läufern auf dem Brett hätte noch so einiges passieren können.
Ergebnis also 5,5:2,5 für uns. Damit stehen sind wir auf Tabellenplatz 3 in der Bezirksklasse vorgerückt. Der Spitzenreiter (Königsspringer Karben 1) ist aber nicht mehr einzuholen.