Bericht zur Ersten Mannschaft

von Ludger Brüggemann

Unser erstes Oberligaspiel endete mit einem letztlich sehr glücklichen Unentschieden. Begonnen hatte es allerdings mit einem Ärgernis, denn wir lagen schon nach einer halben Stunde 0:1 zurück. Murat war nicht erschienen, und auch die Versuche, ihn noch telefonisch zu erreichen, schlugen fehl.

Trotz dieses Rückstands hatten wir nach einiger Zeit doch Hoffnung, den Wettkampf zumindest ausgeglichen gestalten zu können, denn am 8. Brett stand Paul gegen Peter Bittner sehr vielversprechend, und auch bei Ingos Partie hatte ich ein gutes Gefühl.

Bei Peter am 1. und Jerome am 7. Brett gab es dann relativ schnelle Punkteteilungen. Nach meiner Einschätzung auch berechtigt, denn ihre Stellungen waren ziemlich passiv. Jerome blieb als Schwarzer im Franzosen auf seinem schlechten weißfeldrigen Läufer sitzen, die Stellung war aber so blockiert, dass sein Gegner das nicht ausnutzen konnte.

Dann drohten aber zwei Partien ziemlich schnell den Bach runter zu gehen, nämlich Ralphs am 5. Brett und meine am 3.: Ich habe in einem Blackout meinen Zentrumsbauern e5 eingestellt. Besonders ärgerlich war, dass ich eigentlich eine andere Abwicklung mit bequemem Spiel geplant hatte. Dann meinte ich, einen besseren Zug gefunden zu haben und stellte gleich nach Ausführung dieses Zuges fest, dass er ein großer Bock war. So rettete ich mich in ein Doppelspringerendspiel mit Minusbauern, bei dem ich mir noch Remischancen ausrechnete.

Bei Ralph sah die Sache düsterer aus. Mit eigenen Worten schildert er es so: „mein Gegner hat mit Weiß im Caro-Kann eine Hauptvariante gespielt. Sein Abspiel mit Dc2 und d4-d5 auf c6-c5 kannte ich so nicht. Ich habe zwar den richtigen Zug Sf6-g4 gefunden, aber leider nicht den richtigen Plan dazu und bin dann sehr schnell unter Druck geraten. Unterm Strich hat er aber einfach besser gespielt. Es war recht ernüchternd, wie meine Stellung ziemlich schnell den Bach runter ging. Peter Keller hatte mir von einem Jahr schon nahegelegt, dieses Abspiel nicht zu spielen." So lagen wir also schon mit 1:3 zurück.

In der Zwischenzeit hatte sich Pauls Stellung deutlich verschlechtert, aber Sven hatte seinen Gegner (Oliver Uwira) in der Zange: Seine zwei Mehrbauern wogen die Minusqualität voll auf, zumal der eine Bauer schon bis c7 vorgeschoben und durch den Läufer sicher gedeckt war. So hätte Sven noch lange kneten und seine Königsflügelbauern vorrücken können, aber da unterlief Oliver eine Unachtsamkeit, nach der Sven ins Bauernendspiel mit verbleibendem Mehrbauern abwickeln konnte. Das wollte sich Oliver nicht mehr zeigen lassen.

Leider musste dann Ingo seine Gewinnbemühungen einstellen. Er hatte zwar auch einen weit vorgeschobenen Freibauern, aber die gegnerischen Mattdrohungen mit Turm und Springer auf den eingeklemmten weißen König zwangen ihn, ins Remis einzuwilligen.

So mussten also aus den restlichen zwei Partien 1,5 Punkte her, doch wie bloß? Mein Gegner (FM Peter Staller) konnte inzwischen einen meiner aktiven Springer abtauschen und seine Bauernschwächen sichern, so dass ich glatt auf Verlust stand. Und Paul war von Vorteil, geschweige denn von Gewinnchancen noch weit entfernt.

Doch dann waren wir mit der Schachgöttin Caissa im Bunde: Mein Gegner wollte seinen h-Bauern zur Dame durchlaufen lassen, übersah aber, dass diese dann noch rechtzeitig durch eine Springergabel gefangen würde. Eine Unterverwandlung in einen Springer hätte auch nicht mehr geholfen, so dass wir uns kurz darauf die Hände zum Remis reichten.

Und beim erneuten Blick auf Pauls Brett rieb ich mir die Augen. Er hatte es tatsächlich geschafft, die Stellung so zu komplizieren, dass er mit Turm und zwei Springern den gegnerischen König bedrängen konnte. Das sein eigener König auch nicht sicher stand und außerdem ein schwarzer Bauer zur Dame durchzulaufen drohte, war egal, Hauptsache, die Stellung lebte wieder. Und nach fast 6,5 Stunden Spielzeit erlitt sein Gegner tatsächlich einen Fall von Schachblindheit und ließ sich einzügig matt setzen.

Fazit: Trotz dieses glücklichen Punktes gegen einen Abstiegskonkurrenten werden wir uns noch gehörig steigern müssen.

SAbt. FTV 1860 4 - 4 SC 1961 König Nied
1 Keller,Peter ½ : ½ Zimmermann,Hendrik
2 Telljohan,Sven 1 : 0 Uwira,Oliver
3 Brueggemann,Ludger ½ : ½ Staller,Peter
4 Rutkowski,Ingo ½ : ½ Chandler,Patrick
5 Neininger,Ralph,Prof. 0 : 1 Prenzler,Daniel
6 Diyap,Murat - : + Graf,Gerd
7 du Maire,Jerôme ½ : ½ Perlitz,Sven
8 Krzesinski,Paul 1 : 0 Bittner,Peter

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