Frauen-Hessenliga

SC Rotenburg - FTV 1860 0:4

Turbulenzen mit Happy End…
von Verena Klees

Der Vorlauf zum 4. Spieltag der Frauen-Hessenliga sollte sich turbulent gestalten: Erst bedeutete der Ausfall einer Spielerin auch den Ausfall des Autos, das uns nach Rotenburg bringen sollte, so dass wir mit einer anderen Spielerin und einem Mietauto planten, dann erkrankten 4 Tage vorm eigentlichen Spieltermin (4.3.) noch zwei Spielerinnen mit Grippe und Corona. Ein ganz lieber Gruß daher an die Frauen vom SC Rotenburg, die nach Schilderung der Situation einer kurzfristigen Verlegung zustimmten.

Für den 11.3. als Nachholtermin stand dann glücklicherweise auch wieder ein Auto zur Verfügung, um den doch ziemlich langen Weg nach Rotenburg an der Fulda anzugehen (1:50 h einfache Fahrtzeit).

Nach einer sonnigen Anfahrt empfingen uns in Rotenburg schöne Fachwerkhäuser - wovon eins unseren heutigen Spielort darstellte - und ein nahegelegener Parkplatz, der nach kurzen Einbahnstraßen-Herausforderungen erreicht wurde.

Gleich zwei Premieren standen diesmal an: An Brett 1 hatte Alexandra Hynar von Rochade Hünfeld ihren ersten Einsatz als Gastspielerin für die FTV-Damen. An Brett 4 hoffte diesmal Sarah auf ihren ersten "richtigen" Einsatz, war ihre erste Partie der Saison gegen die Hainstädter Frauen doch ein kampfloser Sieg gewesen. Erfreulicherweise sollte es so kommen, dass keine von uns vier Frauen den langen Weg nach Rotenburg umsonst antrat, sondern wir uns an allen Brettern Gegnerinnen gegenübersahen. Anhand der Aufstellungen gingen wir zwar als Favoritinnen ins Rennen, aber Favorit sein und Favoritenrolle leben sind nicht unbedingt das gleiche, wie an diesem Spieltag der Frauen-Hessenliga wohl bereits Bad Homburg gegen Hünstetten erlebte. Schauen wir also, was der Tag unserem Team brachte...

Für Sarah ging es an Brett 4 mit Schwarz gut los: Ihre nicht allzu erfahrene Gegnerin war mit der Caro-Kann-Verteidigung wohl nicht gut vertraut und geriet schnell in Nachteil. Dann bekam Sarah ihren weißfeldrigen Läufer jedoch schwer ins Spiel und die Partie war zunächst wieder ausgeglichen. In einer taktisch nun wechselhaften Partie, in der die Gegnerin später mehr auf Bauernvorstöße als die Aktivität ihrer anderen Figuren setzte, konnte dann Sarah die Oberhand gewinnen und letztendlich erst 1, dann 2, dann 3, dann 4 Bauern gewinnen. Ausgerüstet mit diesem Materialvorteil nahm Sarah auch weitere mögliche Abtausche gerne an. Im nun entstandenen Endspiel gleichfarbiger Läufer auf beiden Seiten und 5 Bauern auf Sarahs Seite vs. 1 Bauern auf Seite von Weiß brachte Sarah gefahrlos einen ihrer Bauern durch. Als dann bald auch der gegnerische Läufer Geschichte war, folgte die Aufgabe der Gegnerin prompt.

Ein früher 1:0-Stand nach ca. 50 Minuten war die erfreuliche Folge.

Katrin Hanka konnte an Brett 3 mit Weiß gegen ihre Gegnerin recht früh einen Bauerngewinn drohen, der den schwarzen König auf die 7. Reihe lockte. Spoiler-Alarm, aber die Königssicherheit sollte in der Partie das Problem ihrer Gegnerin werden. Später gewann Katrin den Bauern dennoch und fand anschließend eine vielversprechend aussehende Taktik, die den Gewinn einer Leichtfigur versprach. Wie es manchmal jedoch so ist, hat man seine blinden Flecke und es entging ihr eine Variante der Fortführung, die stattdessen zum Gewinn einer Leichtfigur durch ihre Gegnerin führte. Aber Katrin ist niemand, der leicht aufgibt, und führte die Partie mit dem entsprechenden Kampfeswillen motiviert weiter. Eine Positionierung der gegnerischen Läufer hintereinander erkannte Katrin dann als die taktische Chance, die sie war: Durch cleveres Zusammenspiel ihrer anderen Figuren konnte sie diese Taktik zum Ausgleich auf dem Material-Konto nutzen. Durch Druck auf die gegnerischen Figuren und weitere taktische Fehler ihrer Kontrahentin gelangen Katrin im weiteren Verlauf außerdem ein Läufer- und ein Turmgewinn. Sie stand nun klar auf Gewinn. Und dieser sollte nicht mehr allzu lange auf sich warten: nach einem Bauerndurchmarsch nahm Katrin dem zentral stehenden König die verbleibenden Felder und konnte so mit einem schönen Matt-Bild die Partie beenden.

2:0 für uns und vielversprechende Aussichten an den verbleibenden Brettern…

Ich hatte mit Schwarz an Brett 2 erstmalig in einer klassischen Partie das schottische Vierspringer-Spiel auf meinem Brett und dachte daher etwas länger über die geeignetsten Fortführungen nach. Als dann der auf d4 stehende Springer zu hängen schien, war ich zunächst skeptisch, aber scheinbar handelte es sich wirklich um einen Einsteller und keine gemeine Taktik. Dies bescherte mir eine frühe Gewinnstellung - wie wir jedoch wissen, sind gewonnene Spiele zuweilen die schwierigsten... Nach diesem frühen Fehler fand meine junge Gegnerin gut ins Spiel. Bis auf ein paar Ungenauigkeiten ließ jedoch auch ich nichts anbrennen. So konnte ich später endlich sowohl die für mich vorteilhaften Abtausche erzwingen als auch zusätzlich noch eine Qualität gewinnen, was nun materialseitig einen Mehr-Turm bedeutete. Eine Fesselung bescherte mir im weiteren Verlauf außerdem einen Springer, den ich später opferte, um damit die Damen vom Brett zu bekommen und so in ein klar gewonnenes Endspiel Turm plus 5 Bauern gegen 3 Bauern überzuleiten.

So durfte einige Züge später mein Turm zum Matt gleiten und mit dem 3:0 den Mannschaftssieg besiegeln.

Doch ging der Schachtag ja noch weiter: Die längste Partie wurde an Brett 1 von Alexandra gegen die Mannschaftsführerin von Rotenburg bestritten. Mit Weiß entwickelte Alexandra von Beginn an konsequent ihre Figuren und führte einen Angriff auf die rückständige schwarze Stellung aus. Schwarz war somit früh unter Druck. Alexandra gelang dann ein feiner Bauernzug, mit dem sie gleichzeitig Dame und Turm angreifen konnte und so nach ihrem Stellungsvorteil auch einen erdrückenden Materialvorteil realisieren konnte.

Nach dem Turmverlust gab es für ihre Rotenburger Gegnerin dann keine Chance mehr und Alexandra verwandelte sicher zum 4:0-Endstand fürs Team.

Mit einem Siegerinnen-Foto am Rotenburger Marktplatz wurde der Mannschaftserfolg geehrt, bevor es auf den langen, aber glücklichen Heimweg ging… Da Bad Homburg an diesem Spieltag überraschend nicht gegen Hünstetten punktete, erklimmen die FTV-Frauen damit in ihrer ersten Saison einen hervorragenden Platz 2 von 6 in der Frauen-Hessenliga!

Der kommende und letzte Spieltag findet am Samstag 29.4. um 14 Uhr zu Hause beim FTV gegen die Frauen von SV Hofheim statt und liefert damit das aktuelle Spitzenspiel Tabellenerster gegen Tabellenzweiter.

k-Frauen%20Rotenburg

Drei (v.l.n.r. Alexandra Hynar, Verena Klees, Katrin Hanka) der zusammen mit Sarah Knobloch vier siegreichen Frauen am Rotenburger Marktplatz

Brett Weiß Schwarz Ergebnis
1 Alexandra Hynar (1487) Katharina Merold (830) 1 - 0
2 Alana Prendel (833) Verena Klees (1115) 0 - 1
3 Katrin Hanka (1377) Sarah Gabriel 1 - 0
4 Sabine Strube-Fuchs Sarah Knobloch 0 - 1

Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag