Von zu schnellen und zu langsamen Zügen

von Verena Klees

Es war soweit, der erste Spieltag für uns "Frischlinge" in der Frauen-Regionalliga stand an - und um wirklich Regionalliga-Feeling zu bekommen auch gleich das Spiel mit der längsten Entfernung beim SF Birkenfeld in Rheinland-Pfalz, knapp 2 Stunden Fahrtzeit von Frankfurt entfernt. Doch als problematisch sollte sich nicht diese Strecke herausstellen, sondern die vergleichsweise kürzere Strecke von Fulda nach Frankfurt, welche Sarah am Sonntagmorgen mit dem ICE auf sich nahm, um ihren Wochenendbesuch frühzeitig zu beenden und die erkrankte Christiane zu vertreten. Danke nochmal für diesen Einsatz!
Den nächsten Einsatz musste dann Silvia leisten, denn nachdem Sarah mit sage und schreibe erst 95 (!) Minuten Verspätung in Frankfurt ankam, wurde alles so knapp, dass Sarah gleich am Hbf eingesammelt wurde. Mit 20 Minuten Verspätung kamen wir knapp 2 Stunden Autofahrt später endlich in Birkenfeld an und plädierten auf Entgegenkommen der Gegnerinnen sowie einen Passus der Turnierordnung bzgl. "höherer Gewalt" bis man sich davon dann endlich doch überzeugen ließ, die Uhren neu zu starten.
Endlich konnte es um die eigentliche Hauptsache des Tages - Schach - gehen.

Meine Gegnerin an Brett 4 versuchte gefühlt alles an Verspätung aufzuholen, was die Deutsche Bahn am heutigen Tag verursacht hatte und zog schnell und selbstbewusst ihre Züge. In ihrem mir unbekannten Schottischen Gambit war ich unsicher, auch da ich ihr Rating nicht kannte, ob sie einfach sehr sicher mir Unbekanntes spielte oder ihre schnellen Züge womöglich doch manche Ungenauigkeiten verursachten... Grundsätzlich sah es nach 15 Zügen erstmal nach Entwicklungsvorteil meinerseits aus.

Sarah an Brett 3 bewegte sich im sicheren Fahrwasser ihres Eröffnungsrepertoires und konnte dabei eine typische Drohung mit ihrem Läufer auf Bauer und Turm aufstellen. Im Versuch, sich hier herauszuwinden, erzeugte ihre Gegnerin eine positionelle Schwäche und verwickelte sich in Sarahs Fänge - ein Versuch, sich nicht Dame und Turm aufspießen zu lassen, endete letzlich in der größeren Verwicklung einer echten Fesselung der Dame. Und auch ein weiterer Versuch der Schadensbegrenzung kostete ihre Gegnerin zusätzlich einen Läufer, so dass Sarah ab Zug 19 klar auf Gewinn stand.
Mit einer Dame mehr gelang es ihr routiniert die Partie herunterzuspielen, bis ihre Gegnerin letztendlich aufgab.

Mit Freude wusste ich also am Brett neben mir um den ersten Punkt und dass Sarah die Reisestrapazen nicht umsonst auf sich genommen hatte. 1:0 für uns.

An meinem Brett ging ich weiter optimistisch voran und hatte mir inzwischen einen verbundenen Freibauern erarbeitet, verstrickte mich dann aber taktisch doch und hätte einen Springer verlieren können - fand aber gottseidank eine Gegendrohung, die meine Gegnerin vorschnell nicht widerlegte und fleißig abtauschte. So fand ich mich nun in einem gewonnenen Endspiel wieder und musste daher auch nicht allzulange über das folgende Remis-Angebot nachdenken.

Einige Züge und eine Bauernumwandlung später konnte ich damit das 2:0 für uns einfahren.

Diana ging hochmotiviert mit Kampfeswillen und dem Rückenwind ihres DWZ-Zuwachses aus dem Robby-Cup in ihre heutige Partie. Sie hatte an Brett 1 jedoch eine starke Gegnerin, mit der es in eine komplexe Partie ging, bei der sich materialseitig ein Turm und Mehrbauer auf Dianas Seite mit dem Läuferpaar auf der Seite ihrer Gegnerin egalisierten. Es erschien insofern ziemlich unklar, wer hier taktisch das Blatt für sich wenden könnte. Letztlich wurden weitere Figuren abgetauscht und das Läuferpaar gewann gegenüber Dianas Turm an Stärke, so dass sie die Partie am Ende leider verloren geben musste.

2:1 für uns und der gespannte Blick auf Silvias Brett

Silvia hatte gegen ihre Gegnerin eine zunächst eher ausgeglichene Stellung, dennoch wirkten die beiden Springer ihrer Gegnerin sehr stark, so dass Silvia bedacht darauf war, mindestens einen der beiden zu eliminieren, was ihr auch gelang. Durch gutes Spiel konnte sie im weiteren Verlauf einen Bauern gewinnen. Mit einer noch recht großen Bauernkette bewegte man sich einige Zeit später in Richtung Endspiel, wobei neben dem Mehrbauern die geringere Königssicherheit der Gegnerin Silvia im Vorteil vermuten ließ. In Anbetracht des Standes des Mannschaftskampfes und keinem klaren Gewinnplan entschied sich Silvia jedoch für ein Remis und sicherte uns damit den Sieg!

Die erfolgreichen 2,5:1,5 Punkte zum Saisonstart schmeckten ebenso süß wie der anschließende gemeinsame Kuchen und Kaffee in einem nahen Café, bevor wir uns erschöpft, aber zufrieden auf die längere Heimfahrt begaben.

Sch%C3%A4fchen
Die Schäfchen im ersten Regionalliga-Match erfolgreich ins Trockene gebracht: Sarah, Verena, Diana und Silvia (v.l.n.r.)

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