Zwei jugendliche Sieger vom FTV in Untergrombach!

von Uli Fischer (Ergänzungen von Robert Fedler und Hendrik Raab)

Ein neues Jahr bringt Neues? Nicht unbedingt, denn auch zum Jahresanfang 2024 machte sich eine Abordnung von diesmal 12 FTV-Spielern und einem Ehemaligen auf, um im badischen Untergrombach ein Turnier zu spielen; eine seit 2008 liebgewonnene Tradition. Ein Teil von uns reiste bereits einen Tag früher an, was für den ein oder anderen an Neujahr eine gewisse Überwindung bedeutete, um anschließend die Woche mit einer Wanderung zum jüdischen Friedhof von Untergrombach und dem Michaelsberg einzuläuten. Nachdem der Weg über Stock und Stein sowie die ein oder andere Pfütze gehalten werden konnte, wurde im dort ansässigen griechischen Restaurant fürstlich gespeist.

Einleitung
242 Teilnehmer bedeuteten in der 40. Auflage des Traditionsturniers einen Teilnehmerrekord. Aufgeteilt war das Feld in ein B-Turnier (DWZ unter 1650) und ein A-Turnier (ELO größer oder gleich 1500). Letzteres war mit 35 Spielern mit einer TWZ von mehr als 2000 und mehreren Titelträgern qualitativ hochwertig besetzt und bot deshalb auch starken Spielern wie Dominik eine echte Herausforderung.

Letztgenannter bekam es in der ersten Runde mit einem indischen Wunderkind zu tun – zumindest behauptete er dies. Da es sich dem Aussehen nach eher um einen Herrn mittleren Alters handelte, wurde er schließlich von Dominik zu einem Schach-Fakir umgedichtet, der sich 30 Jahre von der Menschheit zurückgezogen habe und dabei sein Verständnis des Schachspiels perfektioniert habe. Anders formuliert: Dominik war sichtlich stolz über seinen Triumph über einen 1500 Elo-Mann in der ersten Runde und es versprach, das Turnier seines Lebens zu werden. Mehr dazu weiter unten.

Freizeit
Die Abende gestalteten wir mit Doppelkopf und dem einen oder anderen Gesellschaftsspiel. Besonders „Secret Hitler“ brachte lustige Abende und den einen oder anderen an den Rand der Verzweiflung. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass zwei Teams gegeneinander antreten und die Zugehörigkeiten zu Beginn teils geheim sind. Das eine Team muss den eigenen Parteiführer zum Kanzler wählen lassen, das andere Team dies verhindern. Beide Ziele sind nicht einfach zu erreichen, wenn man Mitspieler hat, denen nicht klar ist, in welchem Team sie spielen. ;-)

Am Abend der zweiten Einzelrunde fanden wir wie jedes Jahr den Weg nach Karlsruhe und begutachteten die dortige Räuberhöhle, die den Namen Badisches Landesmuseum trägt und geschichtliche Exponate der Pharaonen, der antiken Griechen und weitere Stücke ausstellt, die die Fürstenfamilie im Laufe der Jahre „erworben“ hatte. Anschließend kehrten wir – auch wie jedes Jahr – im Stövchen ein und bereiteten uns bei Käsespätzle und Bier auf die Doppelrunde am nächsten Tag vor.

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Ach so, Schach gespielt wurde nicht nur am ersten Tag. Hier die Einzelergebnisse nach jeweils sieben Runden.

Anmeldung

A-Turnier
Jèrôme „dö Naire“ (Gastspieler aus Trier und Ex-FTVler) 4,5 Punkte. Bärenstarker Beginn mit drei Siegen und drei Remisen gegen Titelträger. Eine Niederlage in der letzten Runde brachte ihn leider um das Preisgeld.
Uli, Nils jeweils 4 Punkte. In der letzten Runde trafen die beiden im direkten Duell aufeinander, was ein nach sieben Zügen ausgekämpftes Remis zur Folge hatte. Insgesamt konnte Uli mit dem Gesamtergebnis mehr zufrieden sein als Nils, da erster hauptsächlich gegen stärkere, zweiter hauptsächlich gegen nominell schwächere Gegner gespielt hatte.
Dominik 3,5 Punkte. Dem oben erwähnten Schach-Fakir folgte eine Niederlage in der zweiten Runde gegen einen nominell stärkeren Gegner. Mehrmalige weggeworfene bessere Stellungen gegen hauptsächlich schwächere Gegner bedeuteten ein eher unbefriedigendes Ergebnis. Oder wie Dominik selbst es ausdrückte: Alle seine Gegner spielten viel stärker als ihre Zahl. Stefan, Berto jeweils 3 Punkte. Stefan holte seine Punkte hauptsächlich gegen stärkere Gegner und konnte dementsprechend zufrieden sein. Berto spielte etwa auf seinem Erwartungswert. Ob er bei der Siegerehrung als Spieler geehrt wurde, der im gesamten Turnier die wenigste Bedenkzeit verbrauchte, ist nicht bekannt.
Bao 2,5 Punkte. Jeden Morgen schloss der Rest der Gruppe Wetten ab, ob Bao es schaffen würde, vor Ablauf der Karenzzeit den ersten Zug auszuführen. Die restliche Bedenkzeit wurde dann in jeder Partie in den ersten 15 Zügen aufgebraucht und er musste dann bis zur Zeitkontrolle nur mit dem 30 Sekunden-Inkrement haushalten. Dies verhinderte ein besseres Ergebnis. Hendrik 2 Punkte. Bei nur vier Remisen verfehlte er den Titel des Remiskönigs knapp, auch wenn er in besseren Stellungen dem unwiderstehlichen Drang zum Remisgebot nicht standhalten konnte. Ein solides Ergebnis.

B-Turnier
Luca und Benni holten jeweils 6 Punkte, dies bedeutete für die beiden die Plätze 2 bzw. 3 des Turniers und damit ein fantastisches Ergebnis – sowie einen nicht unerheblichen Geldpreis. Während Benjamin mit Königsangriffen inklusive Figurenopfern glänzte, beeindruckte Luca durch sein fortgeschrittenes positionelles Spiel nebst Ausbau und Verwertung daraus hervorgehender Vorteile. Nur dem Turniersieger, der jede seiner Partien gewinnen konnten, mussten die beiden den Vortritt lassen. Mit dem Preisgeld wurden Startgeld und ein Teil der Kosten für die Unterkunft eingespielt, ein sattes DWZ-Plus gab es obendrauf.
Magnus „Carlsen“ Ress verbesserte sein Vorjahresergebnis um einen halben Punkt und konnte mit letztendlich 4,5 Punkten auch ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis einfahren. Selbiges gilt für Andreas. 4 Punkte aus sieben Partien nach mehrjähriger Spielpause bedeuteten am Ende wie auch bei unseren anderen beiden Jugendlichen, Benni und Luca, ein DWZ-Plus im dreistelligen Bereich. Sehr unglücklich lief es für Dusko, welcher bei seinem zweiten langen Turnier überhaupt mit einem Punkt leider nicht sonderlich zufrieden nach Hause zurückkehren konnte. Immerhin steht das neue Trainingsthema fest: Endspiele.

B-Open-Sieger
Luca (Mitte) und Benni (links) mit ihrem 2. und 3. Platz überreicht durch Turnierleiter Ralf Toth

Das wichtigste zuletzt
Wie jedes Jahr setzt sich auch im kulinarischen Bereich eine schöne Tradition fort: Ein großes Kompliment an das fantastische Küchenteam. 25 Kuchen und 30 Torten gab es und wenig überraschend blieb wieder einmal niemand hungrig. Ein so umfassendes und eingespieltes Team kann man hier nicht aufführen, aber stellvertretend für alle Helden der Organisation danken wir Juliana, Marion, Sabrina und Christine. Wenige Siege schmecken so fabelhaft wie das, was unsere Neujahrsvorsätze des Abnehmens auf die wundervollste Art ruiniert.
Juliana, dir gilt ein besonderer Dank, dass du zwei verlorene Frankfurter gefunden und heimgebracht hast, sodass wir nicht als begossene Pudel enden mussten!
Heiko, Ralf und alle, die mit euch organisiert haben: Wir können uns kaum vorstellen, welch Aufwand jedes Jahr von euch betrieben wird, um ein Turnier dieser Größe jedes Mal noch großartiger zu gestalten. Was wir aber bemerken: Es gelingt euch immer wieder! Danke, dass ihr für uns nach Weihnachten ein zweites Familientreffen geworden seid!

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