Hessenliga
Fulda I - FTV 1860 I 2,5:5,5
von Ludger Brüggemann
Mit diesem Sieg haben wir uns einen beruhigenden Vorsprung vor den Abstiegsplätzen verschafft, allerdings können wir nach oben keine Ambitionen hegen, dafür ist Bickenbach einfach zu stark.
Unser Sieg war zwischendurch nicht so ganz klar, hätte am Ende aber evtl. sogar noch höher ausfallen können.
Lucas (w) 1:0
Ludger (s) 1:0
Sven (w) 1:0
Murat (s) 0:1
Gerardo (w) 0,5:0,5
Thomas (s) 0:1
Peter (w) 1:0
Grover (s) 1:0
Am 1. Brett hatte Lucas mit seiner Behandlung der gegnerischen Pirc-Verteidigung kein besonders glückliches Händchen. In der frühen Mittelspielphase war der weiße Anzugsvorteil verflogen und Schwarz hatte das angenehmere Spiel. Aber irgendwann stellte der Fuldaer was ein. Jedenfalls hatte Lucas bei meinem nächsten Blick aufs Brett die Qualität mehr und die schwarze Stellung war nur noch ein Scherbenhaufen.
Nun kam aber ein bisschen Sand ins Getriebe:
Murat hatte mit seinem Holländisch gegen den stärksten Fuldaer Spieler einen schweren Stand. Diese Eröffnung kommt mir manchmal ein wenig selbstquälerisch vor, vor allem wenn man wie Murat in einem Mittelspiel mit strategischer Ruine landet: der eigene weißfeldrige Läufer hinter den schwarzen Bauern auf den weißen Feldern. Dazu noch ein weißer Springer im Loch auf e5. Bewundernswert, wie Murat es da noch geschafft hat, zu Gegenspiel am Damenflügel zu kommen und nach eigener Aussage vielleicht sogar besser zu stehen. Dann war aber durch einen Zeitnotfehler ein Bauer futsch und damit auch die Partie.
Auch Thomas musste nach einem Zeitnotfehler und Läuferverlust die Segel streichen. Er selber ärgerte sich am meisten darüber, vor allem, weil er vorher sehr gut gestanden hatte. Der Gegner hatte seinen Angriff mit Bauernsturm etwas ungestüm vorgetragen und Thomas die Gelegenheit gegeben, das Zentrum in Besitz zu nehmen und auch einen Bauern zu gewinnen. Von einem weißen Angriff konnte bis zum Einsteller keine Rede sein, schade!
So waren wir zwischendurch zwar im Rückstand, bei einem Blick auf die anderen Bretter machte ich mir aber keine Sorgen:
Peter konnte kontinuierlich seine Initiative mit Druckspiel am Königsflügel ausweiten, und Grover hatte in guter Stellung einen Mehrbauern. Ich selbst wähnte mich im Vorteil bei komplizierter Stellung, und Svens Partieausgang schien mir völlig unklar.
Dann folgte als nächstes das Remis von Gerardo. Er hatte zwar im Endspiel einen guten Springer gegen einen schlechten Läufer, aber die Stellung war so blockiert, dass er keinen Gewinnansatz hatte.
Noch vor der Zeitkontrolle konnten Peter und Grover ihre Partien erwartungsgemäß gewinnen, und auch ich stand mittlerweile auf Gewinn. Ich konnte den Bauernschild des weißen Königs mit einem Figurenopfer zerschlagen, die Annahme des Opfers hätte einen Mattangriff zur Folge gehabt. Aber auch nach der Ablehnung war der weiße König weiter in Bedrängnis. Letztlich resultierten daraus zwei (Mehr)-Freibauern, so dass die Partie schnell vorbei war.
Somit hatten wir schon 4,5 Punkte und Sven konnte ohne Druck weiterspielen. Er hatte zwischendurch mal die Qualle geopfert und wollte sich dann wohl noch einen dauergefesselten Springer abholen, was aber irgendwie nicht gelang. Dafür hatte er aber Druckspiel gegen den schwarzen König bekommen. Nach Verwicklungen, die ich nicht durchschaute, entstand eine spannende Stellung: Ein gedeckter weißer Freibauer auf g7, der von einem schwarzen Turm blockiert wurde. Der andere schwarze Turm drohte die weißen Damenflügelbauern zu ernten. Uns Kiebitzen war ziemlich unklar, wie das zu bewerten war. Da bot Sven erstmal remis an, was aber abgelehnt wurde. Bei diesem Stand machten wir uns mit dem ersten Auto auf den Heimweg und sahen dann auf der Fahrt das Endergebnis 5,5:2,5 mit Svens Sieg.
Aber lassen wir Sven selbst nochmal zu Wort kommen:
"Nach einer gewohnt ruhigen Eröffnung stand ich nach einer gegnerischen Ungenauigkeit schon bald sehr angenehm. Im 19. Zug hätte ich mit einem vorübergehenden Qualitätsopfer wohl gewinnen können (Stockfish sagt +3,5). Ich hätte dann nach ein paar weiteren Zügen eine Leichtfigur gewonnen und mit Läuferpaar gegen Turm (+ jeweils Dame und weiterer Turm) wäre es recht leicht gewesen. Habe ich aber nicht gespielt, ich dachte, dass meine Stellung auch so gut ist und habe einen Zwischenzug gemacht. Das war immer noch gut (+ 2,5), allerdings war das anschließend von mir gespielte Qualitätsopfer dann nicht mehr so trivial. Da ich die beste Fortsetzung nicht gefunden habe, hatte ich dann nur noch leichten Vorteil (+ 0,5 bei Läuferpaar und Bauer gegen Turm und Springer (+ jeweils weitere Schwerfiguren). Nach einer weiteren Ungenauigkeit meinerseits verpasste mein Gegner dann eine gute Chance. Statt mit seinen Schwerfiguren gegen meinen König zu gehen, wickelte er in ein Endspiel 2 x T + 6 Bauern gegen T + L + 7 Bauern ab, das aber ausgeglichen war (+ 0,0). Im 44. Zug habe ich remis angeboten, weil ich ein Dauerschach – als aus meiner Sicht beiderseits beste Fortsetzung – gesehen hatte. Mein Gegner lehnte das aber sofort ab, weil er sich fälschlich im Vorteil wähnte. Es kam dann auch 4 Züge später ein zu optimistischer Zug, der im Verlauf nach einem Zwischenschach den Turm gegen einen Bauern und damit die Partie verlor."
In der nächsten Runde haben wir wieder ein Auswärtsspiel und treten bei Wiesbaden 2 an. Die sind am Sonntag mit 0,5:7,5 gegen Marburg unter die Räder gekommen.
Bezirksklasse
Bad Nauheim IV - FTV 1860 IV 5,5:1,5
von Chuck Schmidt
In einer idealen Welt, also einer, in der sowohl Krankheiten als auch außerschachliche private Eskapaden nicht existieren, wäre unser Auswärtsspiel in Bad Nauheim ein Verfolgerduell gewesen, in dem wir verhalten optimistisch gewesen wären, den Kontakt zur Tabellenspitze zu halten.
In der Realität blieben 4 Bretter frei und ich versuchte meine drei jugendlichen MitstreiterInnen vor dem Spiel noch etwas Mut in Richtung „Unentschieden ist noch drin“ zuzusprechen. Wie kurz darauf klar wurde, muss ich wohl nicht nur an meinem Schach, sondern auch an meinem pep talk noch hart arbeiten.
Ich ließ mich in meiner Englischen Eröffnung, gegen die Angloindische Verteidigung zu einem frühen e4 hinreißen, was mich unzufrieden stimmte, da ich das sonst so nie spiele… Als ich nach dem achten Zug mal bei den Anderen schaute, hatte Sameer in seiner italienischen Partie schon Dame, drei Leichtfiguren und ein paar Bauern abgetauscht und ich hatte das Gefühl er stünde besser.
Felicitas hatte mit Schwarz in der spanischen Variante des Vier-Springer-Spiels bereits eine Qualität gewonnen und Ali spielte ebenfalls mit Schwarz gegen Englisch und war auch erst bei Zug 9 oder 10, ohne dass ich große Stellungsunterschiede hätte erkennen können. Es sah also so weit noch ganz gut aus und mittlerweile hatte ich Rechenfuchs erkannt, dass, da der Gegner auch nur zu siebt war, wir sogar noch gewinnen konnten. Ich träumte von der Sensation.
Kurze Zeit später war der Traum vorbei, Felicitas Qualitätsgewinn entpuppte sich als Stellungsvorteil für den Gegner (evtl sogar ein bewusstes Opfer?) das sie auf die Verliererstraße brachte und nach nicht ganz optimaler Verteidugung wurde sie im 19. Zug matt gesetzt.
Nicht lange danach ereilte Ali dasselbe Schicksal nach 20 Zügen (bis zum 15. hatte er noch besser gestanden, dann aber leider gepatzt).
Mein Gegner hatte in der Eröffnung zum Glück die Möglichkeit übersehen, sich einen Bauern zu schnappen und mir mit einigen dubiosen Zügen (wie z.B. Lb7 ohne Not zurück nach c8 eine, fand ich, recht gute Stellung verschafft, sodass ich das Remis, dass er mir nun mit Hinweis auf den Gesamtspielstand anbot, ablehnen musste.
Sameer konnte seinen (leichten) Vorteil nicht ummünzen und remisierte und kurz danach konnte ich einen Meilenstein meiner persönlichen Schachkarriere setzen indem ich erstmals nach einem ausgeschlagenen Remisangebot meines Gegners, die Partie auch tatsächlich gewinnen konnte.
Bemerkenswert fand ich noch, dass bei Felicitas, wie die Analyse zeigt, ein lehrbuchmäßiges „Legals Matt“ Motiv auf dem Brett stand. Hat mich, glaub´ ich, motiviert, doch wieder ein bisschen mehr zu büffeln… Das wäre doch ein Träumchen, # in 2 nach Damenopfer.