von Robert Fedler

Wie jedes Jahr durfte ich in Hendriks Namen eine Sechsermannschaft zu dem wohl prestigeträchtigsten deutschen Schnellschach-Event, dem Siegfried-Weber-Gedenkturnier, führen. Hier traten dieses Jahr fünf der auserlesensten Mannschaften (die maximal Bezirksoberliga spielen) an.
Nachdem wir vor zwei Jahren unbesiegt Erster und letztes Jahr bei quasi identischer Aufstellung sieglos Letzter wurden, entschied ich mich für einen radikalen Umbruch: Unsere neue Frauenpower im Verein sollte auch hier zum Tragen kommen. So war der Ursprungsplan nach einem großartigen Film, drei starke Frauen an Brett 1-3 aufzustellen, die unser Team-Maskottchen zum Sieg tragen würden.
Durch Marias studiumsbedingte Absage und die Weigerung unseres Abteilungsvorsitzenden, sie auf Vereinskosten qua Privatjet aus Mannheim nach Fechenheim fliegen zu lassen, musste früh improvisiert werden. Der Plan war also, Diana an eins, Mari an zwei, Michael an drei, mich an vier, Ralph an fünf und Dominik an sechs aufzustellen. Da Dominik aber nicht auftauchte, setzten wir ihn an eins, um sein leeres Brett immerhin nicht ganz hinten zu haben.
Entspannt spazierte er Sekunden vor Beginn in die Halle und nahm dann die neue Aufgabe gut an: In der ersten Runde gegen Fechenheim stellte ich an fünf zwar unnötigerweise ein, aber unser Flaggschiff gewann an Brett eins souverän gegen Uli Teschler. O-Ton unseres Frontmannes: „Dann muss ich den Brettpreis eben an eins gewinnen!“ Es sollte Dominiks einziger Punkt bleiben.
Ich persönlich erlebte mit nur einem Sieg in der letzten Runde ebenfalls einen rabenschwarzen Tag.

Jetzt wäre zu vermuten, dass zwei Brettpunkte als Summe zweier Spieler kein gutes Gesamtergebnis bei Sechser-Mannschaften ermöglichen. Doch weit gefehlt! Unsere Helden an allen anderen Brettern gewannen ausnahmslos Brettpreise und meist auch den ersten. Mari, Diana und Michael holten drei von vier Punkten und Ralph sogar 3 ½. Damit wurden wir souverän Zweiter. Fun Fact: Hätten wir Domis und mein Brett freigelassen, wären die Mannschaftspunkte identisch gewesen.
Herausragend war dabei Maris Sieg gegen Fechenheim, wo sie gefühlt ab Zug eins in Zeitnot war und am Ende den Gegner auf Zeit besiegte, nachdem sie ein starkes Endspiel innerhalb von wenigen Sekunden ihrer Zeit gegen mehrere Minuten gewann.

Fechenheim

Das Mannschaftsbild minus Ralph, den es schon mit dem Rad heimgezogen hatte, da die letzte Runde spielfrei war, zeigt die reiche Beute und etwas, das die Wissenschaft noch untersuchen muss: Die Gender-Adventskalender-Gap. Dominik und ich haben dabei den Mannschaftspreis und Ralphs Gewinn gehalten. Dabei schmücken wir uns doch so ungerne mit fremden Federn und gelten allgemein als Quell der Bescheidenheit.

Danke wie immer an unsere Freunde aus Fechenheim für die hervorragende Organisation und Gastfreundschaft. Nächstes Jahr melden wir dann Sven und Amir in der BOL, damit es vielleicht mal mit dem Sieg funktioniert 😉

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