von Ludger Brüggemann
Bei unserer Doppelrunde in Kassel mussten wir auf drei Stammspieler verzichten. Neben Jerome und David, die noch im Ausland sind, fiel kurzfristig auch noch Murat wegen Krankheit aus. Max und Thomas sprangen für diese Doppelrunde ein, Grover konnte noch kurzfristig für Samstag aktiviert werden. Er hatte am Sonntag aber schon einen anderen Termin, so dass wir da einen Punkt kampflos abgeben mussten.
2. Runde am Samstag gegen Sangerhausen:
Ludger (s) 0, Sven (w) ½, Ralph (s) 1, Michi (w) 1, Paul (s) 1, Grover (w) 0, Max (s) 0, Thomas (w) ½
Diesmal hat die Mittelachse voll gepunktet, wie von Paul vorher gefordert. Leider hat es oben und unten nicht so ganz gereicht. Ich hatte am ersten Brett leider den Weg zum Ausgleich verpasst. Mein Gegner hatte die ganze Partie über leichtes Druckspiel, was sich auch auf meinen großen Zeitverbrauch auswirkte. So fand ich die richtige Fortsetzung nicht und überschritt sogar die Zeit, allerdings in wohl verlorener Stellung.
Sven hatte Vorteil nach einem Qualitätsgewinn, als ich aber das nächste Mal aufs Brett schaute, hatte sein Gegner plötzlich zwei Figuren gegen Turm. Da gab es wohl eine teuflische taktische Finesse. Svens Figuren waren aber so aktiv, dass er noch lange um den Sieg kämpfte, letztlich reichte es aber doch nur zum Remis.
Bei Ralph am dritten Brett zeigte sich mal wieder, was eine gute Vorbereitung wert ist. Er spulte die Eröffnung a tempo herunter und stand danach einfach gut, was sich dann in einen sicheren Sieg verwandelte.
Auch Michi war mit Weiß sehr gut präpariert und spielte gegen den Dd6-Skandinavier nach seiner Aussage nicht die Hauptvariante, sondern fuhr mit solider Stellungsbehandlung einen sicheren Start-Ziel-Sieg ein.
Bei Paul hab ich nie so recht durchgeblickt, aber irgendwann war bei noch recht vollem Brett Schluss. Nachdem sein Gegner kurz vorher wohl die Qualle gewinnen konnte, hatte er was eingestellt oder wurde vielleicht sogar matt.
Grovers Partie gab uns die meisten Rätsel auf. Nachdem er seinen Damenflügel dem Gegner zum Fraß vorgeworfen hatte, bekam er starken Angriff am Königsflügel, da ja die gegnerischen Figuren größtenteils woanders beschäftigt waren. Ob dieser Angriff durchschlagendes Potential hatte oder evtl. zum Dauerschach gereicht hätte, wurde in der Partie leider nicht mehr geklärt, denn Grover stellte seinen Springer ein. Trotz dieses bitteren Endes gilt Grover unser großer Dank, dass er so kurzfristig eingesprungen ist. Er musste am Abend dann ja noch per Zug nach Frankfurt zurück.
Max am siebten Brett schien mit seiner Eröffnung mit schwarz ein sicheres Remis anzusteuern, und der Rechner attestierte sogar Vorteil. Aber auch hier leider im Endspiel: Figureneinsteller.
Thomas spielte in seinem ersten Oberligaeinsatz seit ewigen Zeiten eine großartige Partie und überspielte seinen Gegner bis zu einem gewonnenen Turmendspiel. Hier übersah er nach sechs Stunden Spielzeit aber eine versteckte Feinheit, die wir Umstehenden auch nicht auf den ersten Blick erkannten. Er hätte seinen Turm noch gegen den gegnerischen Freibauern opfern können, um sein eigenes Freibauernpaar laufen zu lassen. Aber das wäre wegen eines einzigen Tempos auch Remis gewesen. Um aber da kein Risiko einzugehen, zog Thomas die Zugwiederholung vor.
Fazit: Nach diesem 4:4 gegen einen Abstiegskonkurrenten können wir uns wegen der vielen vergebenen Chancen natürlich sehr ärgern, es hätte durchaus auch ein 6:2 werden können.
3. Runde am Sonntag gegen Kassel:
Ludger (w) 0, Sven (s) ½, Brett 3 kampflos, Ralph (s) ½, Michi (w) ½, Paul (s) ½, Max (w) 0, Thomas (s) 0
Ich hatte mir am ersten Brett gegen den zweimaligen U12-Europameister von 2013/14 (2440 ELO) Chancen ausgerechnet, wenn ich ihn mit dem Königsgambit und einer abseitigen Variante überraschen kann. Aber Pustekuchen: Der Bursche ist mittlerweile ca. 15 Jahre und schon ziemlich abgebrüht. Jedenfalls erwies sich mein Königsgambit als Strohfeuer und ich musste schon recht bald die Segel streichen.
Sven hatte auch einen 2400er gegenüber und schaffte es mit einem Skandinavier, den ständigen leichten weißen Druck am Ende in einem Bauernendspiel zu neutralisieren, indem er mit seinen Bauern eine Festungsstruktur formte, wo es für den gegnerischen König kein Durchkommen gab.
Da wir ein Brett frei lassen mussten und dabei von Brett 3 bis 7 die Auswahl hatten, entschieden wir uns für Brett 3. Denn an Brett 7 hätten wir einen Ersatzspieler „verbraten“ müssen, und so konnten wir Ralph den Wunsch erfüllen, an Brett 4 mit Schwarz evtl. eine bestimmte Variante aufs Brett stellen zu können. Allerdings spielte sein Gegner doch anders als erhofft, und es wurde für Ralph ein langes Ringen ums Remis. Mit Minusbauern ging es von einem Turm-Läufer-Endspiel ins reine Turmendspiel ohne Minusbauern, aber sein Gegner hatte einen gefährlichen entfernten Freibauern und hätte gewinnen können. Doch sein Plan der Freibauernverwertung dauerte zu lang, und nachdem Ralph seinen Turm geben musste, war der weiße König zu weit vom Königsflügel entfernt, so dass der verbliebene schwarze Freibauer das Remis garantierte.
An Brett 5 konnte Michi einem IM ein Remis abtrotzen, und ich habe ihn trotz Minusbauern nie in Verlustgefahr gesehen. Denn neben jeweils zwei Türmen standen noch ungleichfarbige Läufer auf dem Brett. Und das führte aufgrund der anfälligen gegnerischen Bauernstruktur letztendlich zu Ausgleich. Damit ist Michi mit 2,5 aus 3 unser Topscorer
Paul hatte auch gegen einen IM zu spielen, und ich selbst hatte bei seiner Stellung zwischendurch kein besonders gutes Gefühl. Denn einige gegnerische Leichtfiguren waren in die schwarze Stellung eingedrungen und ich sah dort Felder- und Bauernschwächen. Aber Paul war wie immer optimistisch gestimmt, und der weitere Verlauf gab ihm recht: Er konnte sich befreien und unter Bauernopfer selbst aktiv werden. Nachdem sein Turm in die gegnerische Stellung eingedrungen war, sah sein Gegner ein, dass da nicht mehr als Remis zu holen war.
Max hat auch in der Partie gegen Kassel gezeigt, dass er in der Oberliga im Prinzip gut mithalten kann. Denn trotz der 250 ELO-Punkte Differenz kam er sehr gut aus der Eröffnung, sein Gegner stand ziemlich gedrückt. Dann habe ich von der Partie längere Zeit nichts mitbekommen, und plötzlich war eine Qualle weg. Danach ging es schnell den Bach runter.
Thomas hatte schon aus der Eröffnung heraus einen schweren Stand. Zur schlechteren Entwicklung kam noch eine schwache Bauernstruktur, und sein Gegner hat den Vorteil konsequent vergrößert, bis zum entscheidenden Figurengewinn.
Fazit: In diesem Mannschaftskampf hatten wir uns vorher nichts ausgerechnet, und so kam es dann auch. Wir konnten mit den zwei Brettpunkten noch ganz zufrieden sein.