Landesklasse Ost

Bad Nauheim II - FTV 1860 II 4,5:3,5

von Max Schmidt

Am letzten Spieltag der Saison fuhren wir in das schöne Städtchen Bad Nauheim um dort gegen die zweite Mannschaft vom SC zu spielen. Wohlgemerkt mussten die Nauheimer bei einer Niederlage um den Klassenerhalt bangen, wenn Bad Homburg ein Remis gegen Oberursel schieben und von höheren Ligen mehr als zwei Mannschaften absteigen würden. Für uns ging es um nichts. Wir hatten im Endspurt zwei Niederlagen erlitten, eine davon gegen den Aufstiegsfavoriten Oberursel II und waren uns sicher, dass die Oberurseler sich den ersten Platz nicht mehr nehmen lassen würden. Richtig gedacht! Tatsächlich kam es dort zwar zu einem 4:4 mit 8 Remisen, wie dem Spielbericht auf der Homepage vom SK Bad Homburg zu entnehmen ist wurde dieses jedoch keinesfalls bereits vor der Partie vereinbart. Glückwunsch nach Oberursel.

Aber zurück zu den Ereignissen in unserem Spiel. Wir traten zu siebt gegen acht Bad Nauheimer an. Die Luft war raus nach der spannenden Saison und deshalb tat es nicht weh unvollständig zu spielen. Nach leichten Verwirrungen bei der Abfahrteinsammelkommandoaktion in Frankfurt kamen wir pünktlich an und betraten die Mehrzweckhalle. Gleich zu Beginn lagen wir an Brett 4 0:1 hinten und der SC konnte bald auf 0:2 erhöhen. Grover kam mit Schwarz an Brett zwei nicht gut aus der Eröffnung raus. Mit seltsamen Springerzügen holte er sich zwar das ominöse Läuferpaar, überließ jedoch dem Gegenspieler extremen Entwicklungsvorsprung und das Groversche Läuferpaar war, geparkt auf e7 und c8, nutzlos. In Folge zentralisierte der Weißspieler ideal seine Springer auf e5 und d4 um kurze Zeit später auf f7 rein zu hämmern. Danach flog schnell der Bauer e6 vom Brett. Grover büßte in Folge noch eine Qualität ein und gab im hoffnungslos verlorenen Endspiel auf.

Ab da begann die tolle Aufholjagd unserer Mannschaft.

Leo spielte seine typische Aufstellung an Brett 1 als Weißer mit Übergang in königsindische Strukturen. Diese Struktur verstand er wesentlich besser als sein Gegenüber und öffnete die c-Linie. Dadurch hatte Schwarz nicht nur dauerhaft ein Einbruchsfeld auf c7 zu decken, sondern auch dauerhaft einen schwachen Bauern auf d6. Leo lies kein Gegenspiel zu und gewann später durch eine nette Kombination. 1:2

Jan hatte eine sehr interessante Partie an acht. Er beschäftigte beim Übergang ins Mittelspiel den Gegner mit nervigen Angriffszügen und stand klar besser. Durch Umgruppierungen vergaß Jan, dass seine Dame auf h3 keine Abzugsfelder hat und musste zwangsweise seinen Turm gegen Springer hergeben. Aber auch danach stand er besser und führte mit einer Mattdrohung eine vorteilhafte Materialverteilung herbei. Jan hatte nun eine Dame + Leichtfigur gegen zwei Türme + Leichtfigur und aktivere Stellung. Das Resultat ließ nicht lange auf sich warten - Jan gewann. 2:2

Am Brett drei spielte ich mit Weiß und übersah schon im fünften Zug einen simplen Bauerngewinn. Das kommt von der mechanischen Zugausführung ohne Nachdenken. Trotzdem stand ich von Anfang an besser und durch einen Läufereinschlag auf f7 im Mittelspiel kam der schwarze König an die frische Luft. Wenige Züge später war er Matt. 3:2 Jetzt noch ein Punkt aus den drei laufenden Partien und wir hätten ein Unentschieden in der Tasche….

Corinna spielte an 5 mit Weiß etwas ambitionslos eine französische Vorstoßvariante-Struktur. Schwarz glich mühelos aus indem er seinen Statisten auf c8 über d7 nach b5 brachte und gegen den weißen Läufer auf d3 tauschte. Danach riegelte Schwarz mit c4 das Zentrum komplett ab und verlagerte die Angriffskette auf c3. Eigentlich muss Weiß auf der anderen Seite mit f4-f5 die Wurzel der Bauernkette anpacken. Irgendwie kam es nie dazu. Schwarz öffnete früher am Damenflügel die Tore und beschäftigte Corinna. Das Ende bekam ich nicht mit. 3:3. An Brett 7 hatte Nils sehr früh die Damen getauscht und den Gegner des Rochaderechts beraubt. Mit g3 und der Idee Lh3 versenkte er seinen Opponenten in ein dauerhaftes Nachdenken. Ich dachte schon Nils wird später auf Zeit gewinnen. Aber die Symmetrie bleibt eben Symmetrie. Ein gerechtes Remis war konsequent. 3,5:3,5.

Es war ca. halb sechs. Alle Anwesenden versammelten sich vor dem 6. Brett, wo sich unser Bao aufopferungsvoll und sehr zäh gegen die weiße Bauernarmada verteidigte. Dieses Spiel löste viel Diskussion in und um die Mehrzweckhalle aus. Wir hatten Hunger und wollten heim. Die Bad Nauheimer hatten Hunger und wollten abbauen. Ein Remis würde sie ja zufriedenstellen. Aber der SC-Spieler hatte Siegeswillen und Schachlust bewiesen. Er spielte schlicht weiter und Bao verteidigte sich sehr umsichtig. Nach dem der Weiße den Gewinnzug nicht fand, mündete die Stellung in ein überschaubares Endspiel mit je einem weit vorgestoßenen Freibauern. Diese wurden gegen ca. 20 Uhr beseitigt und danach war es wirklich Remis mit je 3 Bauern auf dem Königsflügel und Dame+Turm. Aber wie es oft kommt: Einer der sich stundenlang verteidigt, verliert in der Entspannungsphase die Konzentration. Baos Gegner gab Bao mit dem Turm Schach auf der letzten Reihe. Statt mit einem Turm dazwischen zu gehen, zog Bao seinen König nach h7. Die schwarzen Bauern standen dabei auf g7 und h6 (einer war noch auf f4). Es folgte ein zweites Schach mit der Dame auf der Diagonale b1-h7. Hier half nur noch g6. Bao zog jedoch unglücklich seine Dame nach g6 und gab nach Th8 auf. Sehr bitter und irgendwie unverdient.

Durch die Niederlage rutschten wir auf Platz drei in der Endtabelle ab.

Saisonrückblickend zeigten wir an vielen Brettern tolle Leistungen und hoch interessante Partien (v.a. beim Peter O.). Positiv waren die Ersatzspieler mit guter Punktausbeute. Der Durchmarsch wäre sicherlich möglich gewesen, aber vielleicht klappt es ein anderes Mal. Ich freue mich sehr auf die nächste Runde mit euch allen und sage nur: Gens una sumus.

Bezirksoberliga: Gießen IV - FTV 1860 IV 6:2

von Dirk Bender

Ein souveräner Klassenerhalt!

(also fast zumindest...)

Bereits auf der Fahrt nach Gießen lastete ein gewisser Druck auf uns. Nun mag man dies im Nachhinein vielleicht lachend auf den gut ausgenutzten Platz im Auto schieben, dennoch kann man nicht leugnen, dass die Vorbedingungen für unser Fernduell um den Klassenerhalt denkbar schwierig waren. Zwar hatten wir noch einen Vorsprung von einem Mannschafts- und 1,5 Brettpunkten auf die Schachfreunde aus Bad Vilbel, allerdings bedeutete das auch, dass im Falle eines 4:4 der Bad Vilbeler auch wir mindestens 2,5 Brettpunkte machen müssen. Nun mögen 2,5 Brettpunkte nicht allzu schwierig erscheinen, unsere Leistung vom vergangenen Spieltag (ich verweise bewusst nicht auf den Bericht) sowie eines Tabellenerstplatzierten als Gegner machten den ein oder anderen im Auto dann doch etwas nervös.

Vor Ort nach Verlesen der Aufstellungen entspannte sich die Situation etwas. Gießen war nicht in Topaufstellung angetreten, sodass wir formal an 6 Brettern favorisiert waren. Auch die Anfänge der Partien entwickelten sich ruhig, sofern ich das während meiner anfänglich wenigen Rundgänge beurteilen kann. Mein Gegner brachte mich mit einer mir unbekannten Eröffnung viel zum Überlegen, auch wenn ich nicht das Gefühl hatte, schlecht aus dieser heraus zu kommen. Tatsächlich wollte ich seinen offen scheinenden König an der Rochade hindern, weswegen ich früh zum Angriff ansetzte, was meiner eigenen Entwicklung allerdings nicht gut tat und nach nur 20 Zügen ausgerechnet mein unrochierter König Ziel eines Opferangriffs wurde.

Zu dem Zeitpunkt lagen wir dann leider bereits 2:0 hinten. Bereits früh hatte Aleksandar an Brett 2 in ausgeglichener Stellung mit einigen Bauern und noch allen Schwerfiguren ein Remis angeboten. Als sie sich kurz darauf die Hände gaben, wollte ich ihn beglückwünschen, doch sein Gegner hatte abgelehnt und Aleksandar eine Figur eingestellt. Ebenfalls plötzlich aus meiner Sicht endete die Partie neben mir an Brett 6: Roberts Turm hatte in gedrückter Stellung keine Fluchtfelder mehr vor dem gegnerischen Läufer.

An den restlichen Brettern wurde noch gespielt. Leider standen wir nirgendwo auf Gewinn und Uli an Brett 4 bereits ebenfalls auf Verlust und konnte diesen auch in der Folge nicht verhindern.

Spannend wurde es an Brett 8: Hier lehnte Bennet in guter Stellung zurecht ein Remis ab, allerdings war er wohl, wie zuvor Aleksandar, bei seinem nächsten Zug gedanklich noch mit dem Remis beschäftigt. Er zog seinen angegriffenen Springer leider nicht weg.

Aufatmen ließ uns schließlich unser erster Punkt durch Hendrik an Brett 3. Auch er lehnte zuvor ein Remisangebot ab, konnte dieses allerdings auch beweisen, indem er einen Bauern durchbrachte. Spannung versprach zudem seit längerem bereits die Partie von Oliver an Brett 7: Im Mittelspiel schon gab es beiderseitige Mattdrohungen, doch er schaffte es so abzutauschen, dass er einen Freibauern erhielt, der gefährlich zu werden drohte. Dominik an Brett 1 spielte dagegen mit noch je 7 Bauern und einem Springer auf beiden Seiten eine schwierige Stellung im Endspiel. Und auch Bennet spielte noch und hinderte trotz der Minusfigur seinen Gegner daran, ihn angreifen zu können, was mich hoffen ließ, dass er vielleicht doch noch den fehlenden halben Punkt holen könnte. Denn Oliver hatte sein Läuferpaar mittlerweile so in Stellung gebracht, dass das Paar des Gegners seinen Freibauern nur durch Opfern aufhalten würde können!

Letztendlich mussten sich dann doch sowohl Bennet als auch Dominik geschlagen geben. Oliver aber brachte seine Partie solide zuende, sodass wir immerhin mit 2 Punkten zurückfuhren. Einem halben zuwenig, sollte Bad Vilbel unentschieden gespielt haben.

Doch noch bevor wir in Frankfurt zurück waren, kam bereits die Meldung aus dem WorldWideWeb: Bad Vilbel konnte kein Unentschieden erreichen! Ein (ungewollter) Minimalaufwand von 4 Unentschieden in dieser Saison reichten, um die Klasse zu halten.

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