Oberliga
FTV 1860 - SG BW Stadtilm 4:4
von Paul Krzesinski
Leo war als erster fertig. In einer völlig symmetrischen Stellung, mit beidseitig fianchettierten Läufern, war für ihn mit den schwarzen Steinen nach dem Damentausch einfach nichts zu holen. Am Nachbarbrett wirkte Ingo sehr zuversichtlich, er hatte seinem Gegner zwei zentrale Doppelbauern verpasst. Dass es sich dabei auch um einen Mehrbauern handelte, störte ihn überhaupt nicht.
Die Stellungen an den übrigen Brettern entwickelten sich ausgeglichen. Lediglich Michi hatte einen kleinen Stellungsvorteil, weil sein Gegner von der prallen Sonne geblendet wurde.
Jerome musste an Brett 1 etwas Druck aushalten. Am Damenflügel richtete sich eine Bauernkette gegen ihn, aber auch am Königsflügel verdoppelte er den h-Bauern. Nachdem er einen taktischen Schlag übersah, büßte er auch noch einen Bauern im Zentrum ein, was langfristig auch den Partieverlust zur Folge hatte. Ganz ähnlich muss auch Davids Partie ein schnelles Ende gefunden haben, denn auf mich wirkte seine Stellung stets ausgeglichen als ich an seinem Brett war. Dass es auch umgekehrt ging, bewies uns Max mit dem ersten vollen Zähler.
Meine eigene Partie entwickelte sich ebenfalls gut. Ich hatte schon früh in der Eröffnung einen Zentralbauern mit dem König gedeckt. Nun sah es so aus, als würde ich den Bauern behalten und obendrein noch die bessere Stellung haben. Der Preis des Ganzen war wenig Bedenkzeit bis zur Zeitkontrolle. Dann ereilte mich das gleiche Schicksal wie David und Jerome. Zunächst verspielte ich meinen Vorteil und stellte dann in ausgeglichener Stellung eine Figur ein.
Währenddessen gewann immerhin Ingo seine Partie souverän, nachdem er erst die Damen getauscht hatte und dann die undeckbaren Bauern des Gegners einkassierte.
Beim Stand von 3,5 zu 2,5 gegen uns verbot ich Murat ein Remis-Angebot anzunehmen. Es zeigte sich auch tatsächlich, dass da noch mehr drin war. Murat nutzte eine gewiefte Springergabel, um einen Zentralbauern zu gewinnen. Davon erholte sich der Gegner auch nicht mehr.
Es lief nun nur noch Michis Partie, die somit vollständig über das Ergebnis entschied. Michi hatte einen Springer und Turm plus zwei Bauern gegen Springer Turm und drei Bauern. Die Bauernkonstellation war jedoch günstig für ihn. Sein Gegner hatte einen Randbauern und einen rückständigen Bauern. Nach 6 Stunden Spielzeit glich Michi materiell wieder aus, als er den Randbauern gewonnen hatte. Die Bewertung der Stellung von den Kiebitzen änderte sich im Folgenden sehr oft, allerdings war Michi nie wirklich in Verlustgefahr. Er schaffte sich einen entfernten Freibauern auf der b-Linie, band den gegnerischen König und Springer auf der Grundreihe und blockierte mit seinem Springer sehr aktiv die übrigen beiden Bauern des Gegners. Es war jedoch nicht einfach, mit dem Bauern auch einzuziehen, denn er hatte kein Versteck für seinen König, der den Schachs des gegnerischen Turms ausgeliefert war. Michi versuchte noch über eine Stunde alles Mögliche, um den vollen Zähler mitzunehmen. Dabei hatte er ständig höchstens noch 3 Minuten auf der Uhr und lebte praktisch nur vom Inkrement, genau wie sein Gegner. Mit der knappen Bedenkzeit war es ihm einfach nicht möglich, einen gut durchdachten Plan zu fassen und man einigte sich schlussendlich doch auf die Punkteteilung.