Landesklasse

FTV 1860 II - Büdingen/Ortenberg I 1,5:6,5

von Thomas Casagrande

Lückenhaft

Was bei unserem ersten Spiel gegen Matt im Park noch ganz gut nach einer geschlossenen Leistung aussah und in Peter Ortinau die Hoffnung weckte, "dass wenn wir so weitermachten, diese Saison richtig gut werden könnte", erwies sich im zweiten Spiel gegen Büdingen-Ortenberg als löcherig wie ein Schweizer Käse. Leider machten wir halt nicht so weiter wie im ersten Spiel. Unser FTV Bollwerk wurde geschleift und das an fast allen Brettern.

Ich ging an meinem Brett mit schlechtem Beispiel voran. Mein Eröffnungsrepertoire vor allen Dingen mit Weiß ist bekannter Maßen meine große Schwäche. Es weist große Löcher auf und mein Gegner bekam in einem beschleunigten Drachen dies auch gleich als Geschenk serviert. Obwohl ich die Eröffnungsfalle aus dem Blitzen kenne, fiel ich wieder darauf rein und verlor in der Eröffnung einen satten Bauern ohne echtes Gegenspiel. Grausam! In schlechter Stellung selbst also ziemlich beschäftigt, konnte ich mir nur einen oberflächlichen Blick auf die anderen Bretter erlauben.

Schnell stand es 1:0 für uns, da Oliver Bach wohl recht souverän seinen Punkt heimbrachte. Wie genau, kann ich leider nicht sagen. Die anderen Bretter waren so la la und einzig Max schien mir eine bessere Stellung herausgespielt zu haben. Als ich dann etwas später wieder Mal eine kleine Pause einlegte und mich umsah, beschlicht mich schnell das dumpfe Gefühl, dass wir heute nichts reißen würden. An allen Brettern hatten wir schlechtere Stellungen zu verteidigen. Hendrik und Grover waren da schon ganz unter die Räder gekommen. Hendriks Partie kann ich nicht kommentieren. Aber Grover zeigte mir kurz danach seine Partie. Es war einfach eine unglückliche Geschichte, die seinerseits nur mit Annahme eines Opfers und extrem scharfen Spiel vielleicht hätte ausgeglichen gehalten werden können. So aber wurde er einfach überspielt, ohne dass er zu seinem sonst so soliden Spiel gefunden hätte.

Lucas, Jan und ich standen mit dem Rücken an der Wand und selbst bei Max konnte ich keinen Vorteil mehr sehen. Ich war der erste von uns vieren der die Segel streichen musste. Bei zäher Verteidigung hätte ich die Stellung vielleicht sogar Remis halten können. Aber ich war müde, spielte wie ein echter Opa und vergab jede Remischance, da ich zwischenzeitlich gar von einer besseren Stellung träumte und überzog. Als ich dann nach Hause ging, stand Lucas hoffnungslos auf Verlust, Max war irgendwie glaube ich ausgeglichen und seine Partie endete dann ja auch Remis und Jan kämpfte mit einem Bauern weniger in einer passiven Stellung einen anscheinend aussichtslosen Kampf, denn sein Punkt ging letztendlich verloren.

Eine klare, verdiente Niederlage gegen eine auf dem Papier schwächere Mannschaft, die aber gegen uns zeigte, dass man die DWZ Unterschiede nicht überbewerten sollte. Leider ist mein Bericht letztendlich so lückenhaft wie mein Eröffnungsrepertoire. Gerne hätte ich differenzierter über die anderen Spiele berichtet. Aber wer selbst so schlecht von Anfang an spielt, ist dann eben auch ein schlechter Chronist. Zeit dass Peter wieder einsteigt.

Bezirksoberliga

FTV 1860 III - Bergen-Enkheim I 4:4

von Robert Fedler und Mitwirkenden

Weiterhin ungeschlagen

Gegen Bergen-Enkheim standen die Zeichen von Anfang an gut. Mario pustete seinen nur leicht schwächeren Gegner mit einer Wucht vom Brett, dass Robert sich ab seinem zehnten Zug als Mannschaftsführer wiederfand. Leider kann entsprechend auch niemand genau sagen, was da geschehen war. Auch zu Benedikts Sieg und Frederiks Niederlage kann an der Stelle nicht kommentiert werden, da Robert auch da keine wirklichen Einblicke hatte. Die anderen Bretter haben sich alle aufgemacht, selbst zu kommentieren.

Euli mal wieder mit den schwarzen Steinen unterwegs, verbaute sich am Anfang der Eröffnung und konnte sich nur mühsam befreien. Erst im Mittelspiel erhielt er eine ausgeglichene Stellung. Nachdem der Gegner dann einen Bauern kostenlos gab, war Euli kurz auf der Gewinnerstraße und stellte unmittelbar im Folgezug seinen Springer ein und gab danach auf.

Stefan spielte an Brett 7 gegen einen erfahrenen Gegner mit leicht höherer DWZ. Nach der Eröffnung erreichten beide eine sehr asymmetrische Stellung, in der er mit seinen Bauern auf dem Damenflügel vorgerückt war, während sein Gegner einen Entwicklungsvorsprung besaß. Stefan hatte in der Eröffnung langsamer gespielt als sein Gegner und für die darauf folgenden Züge nahm er sich nochmal mehr Zeit, da sein Gegner begann, Stefans Bauernstruktur aufzuhebeln, und Stefan sich nicht sicher war, wie er darauf am besten reagieren sollte. In der Annahme, dass die Öffnung der Stellung zu seinem Nachteil wäre, stabilisierte Stefan seine Bauern. Tatsächlich war das von beiden Seiten unpräzise gespielt, den nach der Öffnung der Stellung hätten Stefans Figuren die aktiveren Positionen einnehmen können. Jedenfalls stellte der Gegner kurz darauf durch ein fehlerhaftes Abtauschmanöver einen Zentralbauern ein und seine Stellung geriet sofort unter Druck. Als er im nächsten Zug einem Springertausch auswich und stattdessen einen Gegenangriff auf Stefans König versuchte, lief er in eine Springergabel, die ihn einen Turm kostete. Da Stefans König nun nicht mehr ganz sicher stand, musste er aufmerksam weiterspielen und hatte nur noch etwa eine Minute für die letzten zehn Züge bis zur Zeitkontrolle. Zum Glück fand Stefan „Der Taschenrechner“ Rettenmayr ein Matt und mit elf Sekunden auf der Uhr verbleibend landete die Dame auf g2.

Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits 3:2 vorne waren, ärgerte Robert sich besonders, seine lange Zeit sehr defensive, aber doch nicht schlechtere Stellung einzustellen. Schon im ersten Zug ging alles schief: Nach einer intensiven Vorbereitung auf einen Franzosen stellte sein Gegner unverschämterweise als Antwort auf e4 einen Bauern auf c5. Das war psychologisch so fatal, dass Robert alles schnell abtauschte und so ein zügiges Remis anstrebte. Dabei allerdings stellte er sich zwischendurch ungünstig passiv auf und verstrickte sich, was zum Verlust führte.

Dirk fühlte sich lange Zeit eigentlich recht wohl mit seiner Partie: Nachdem sein Gegner kurz rochiert hatte, hat Dirk sich mal für die große Rochade entschieden. Unser sympathischster Masterstudent im rein naturwissenschaftlichen Rahmen war überzeugt, dass Dirk schneller auf dem Königsflügel angreifen kann, als dessen Gegner auf dem Damenflügel. Sein Gegner hatte es genauso eingeschätzt, weswegen er das auch gar nicht versuchte. Stattdessen begann er sich einzubunkern - wie Dirk dachte. Es überraschte Dirk zwar, dass er so freiwillig seine Figuren zurück zog, aber Dirk nahm es dankend an. Tatsächlich hatte der Gegner bereits weitergedacht, wie im Gespräch nach der Partie klar wurde: Er wollte nicht bunkern, sondern selbst mit dem eigenen F-Bauern aktiv werden. Dafür musste er in Kauf nehmen, zusätzlich zu f3 auch g3 zu ziehen. In der Folge hat Dirk viel Zeit darauf verbraucht, eine Möglichkeit zu finden, den Druck aufrechtzuhalten oder sogar reinzuopfern. Diese Zeit fehlte Dirk später, sodass er schließlich ein Zwischenschach übersah, was ihn die Partie kostete.

Dominik spielte mit den schwarzen Steinen gegen den mit knapp 2000 DWZ stärksten Spieler von Bergen-Enkheim. Es gelang ihm, in der Englischen Symmetrievariante früh d5 durchzusetzen und die Initiative zu übernehmen. Durch ein kühnes Qualitätsopfer konnte er starken Druck auf f2 aufbauen, dem der Gegner in Zeitnot nicht standhalten konnte. Hierbei muss dazugesagt werden, dass eine Engine-Analyse ergab, dass das Opfer inkorrekt war. Dennoch war es mutig und da es der Mannschaft die Erlösung brachte, soll keiner etwas sagen. Etwas getrübt wurde diese Glanzpartie durch das ausgelassene vierzügige Matt im Endspiel. Dominik hatte es gesehen, aber auch Angst, vielleicht doch etwas übersehen zu haben und entschied sich deshalb für die Abwicklung in ein mühelos gewonnenes Endspiel, womit er einen wichtigen Mannschaftspunkt rettete. Damit ist er nun an Brett 1 bei 50 Prozent und scheint der Herausforderung gewachsen zu sein.

Zwei Unentschieden zu Beginn der Saison sind erst einmal kein schlechter Start, allerdings steht nun Sonntag in Gießen ein ebenbürtiger Gegner an, bevor das Folgeprogramm Zahnschmerzen verursacht wie ein Partieanalyse von Robert und Dominik.

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