Untergrombach 2022: Eine Erzählung in gut verdaulichen Kapiteln
Hinweis: Das Extrakapitel enthält erfolgreiche Jugendspieler. Bitte nur lesen, wenn Sie dafür bereit sind, dass manche von uns keine Patzer sind.
von Robert Fedler
Nach einem Jahr Pause fand sich die Schachabteilung wieder nahe Karlsruhe ein, um gemeinsam mit einem Schachturnier das Jahr zu beginnen. Unser rasender Reporter konnte bisher unbekannte Details für die interessierte Öffentlichkeit sichern.
Das Wichtigste zuerst
Auch 2022 kann man festhalten: Nach einem Jahr ohne „Kundenkontakt“ ist das Beste an unserem Lieblingsopen weiterhin der Kuchenverkauf!. Böse Stimmen sagen, dass unsere Frankfurter Truppe in der Summe 10 Kilo zugenommen hat und damit den Weihnachtsgewichtaufwärtstrend fortsetzen konnte. Bestens gesättigt und mit einer Überdosis Zucker machten die Patzer noch mehr Spaß als sonst.
So sehen Sieger aus!
Jens gewann im B-Open nicht nur seine Ratinggruppe, sondern auch 149 Ratingpunkte. Es kursieren bereits Gerüchte, er werde in Kürze anstelle seines Vaters Trainingsstunden geben und überlege, statt eines Studiums an einer Elite-Uni doch Lifecoach für Personal Growth, wie man so schön auf Neudeutsch sagt, zu werden. Hier gilt: The sky is the limit!
Sportliche Aktivitäten
Während mancher, wie der Schreiber dieses Berichts, jede Runde mindestens sechs Stunden am Brett war, gab es eine kleine Truppe, die sich auch mal einen Ausflug inklusive Wanderung gönnte. Auf den Michaelsberg packte es die links abgebildete Truppe bestehend aus Hendrik, Janis, Nabeegh und Jérôme, der nach einem soliden Turnier nach Frankfurt zurückgeholt werden soll. Der nach Trier abgewanderte Söldner genießt in Frankfurt weiterhin bestes Ansehen und wir hoffen, ihn bald wiederzusehen!
Mal nüchtern betrachtet
Eine schöne Tradition ist der gemeinsame Ausflug nach Karlsruhe. Auf einen Spaziergang durch die Stadt und das Besichtigen der Ausstellung zum Jugendstil im Landesmuseum folgte der obligatorische Stopp in unserer Lieblingskneipe, dem Stövchen.
Bei ein paar Kaltgetränken und leckeren Speisen, dieses Jahr für Uli und Robert großzügig von Jan finanziert, der ein fairer Wettverlierer ist, wurde gesellig auf die Turnierhalbzeit angestoßen. Die gezeigten Getränke enthalten selbstverständlich alle zuckerfreie Apfelschorle, wie sich das für Sportler gehört.
Die Partie des Turniers
Nachdem Dominik seine Teilnahme kurzfristigt abgesagt hatte, gab es große Befürchtungen, dieses Jahr werde kein Meisterwerk zustande kommen. Doch allen Pessimisten zum Trotz bewies Robert, dass Schach auch ohne „den Meister“, wie seine Fans ihn nennen, sexy sein kann. So kam es genauso oft vor, dass er eine Stunde Zeitvorsprung bei Zug 15 hatte, wie dass seine Gegner seinen Lichessaccount fanden und seine komplette Theorie vorbereiteten. Oft war das sogar die gleiche Partie.
Gegen das aufstrebende Karate Kid aus dem Süden (Richtiger Name der Redaktion bekannt) wiederum war Robert als Weißer bereits in Zug 3 aus der Theorie raus, obwohl Jan ihn aufklärte, dass es die Variante gebe, die sein Gegner spielte.
In der vorliegenden Stellung ist Schwarz am Zug. Die Engine gibt bereits seit einigen Zügen keine Einschätzung in Bauerneinheiten, sondern nur noch den Rat, aufzugeben.
Ratlos war nicht nur unser Protagonist. Ein Zuschauer, der schon länger dem patzerreichen Spekakel mit Fehlgriffen auf beiden Seiten beiwohnte, fragte den spielenden Robert, ob es sich um eine Studie oder tatsächlich eine gewertete Turnierpartie handle. Hoffnungslos verloren ist Weiß nach.. ziemlich vielen verschiedenen Zügen. Der auf dem Diagramm vorgezeichnete Plan von Schwarz wiederum gehört nicht dazu. Nach Sd3 geht der Läufer auf g6 flöten. Se2+ Kh2 und auf einmal ist Robert back in business. Die Gewinnvariante, die nach 1…Sd3 2.Lxg6 Se2+ 3. Kh2 Txh3 eintreten sollte, wird noch heute gesucht.
Der Taktiker
Seit einigen Jahren ist Jannis R. (Name von der Redaktion geändert) bekannt für langsames, aber solides Spiel. Dieses führt häufig zu aussichtsreichen Positionen und weniger Bedenkzeit, als gut für ihn ist. So auch in Untergrombach. In untenstehendem Endspiel hat er also Remis angeboten, was der Gegner aus Prinzip ablehnte. Das ist vollkommen legitim und wäre auch keine Anekdote wert. Doch dann folgte ein spekakulärer Einsteller, den man nur mit einer Elo von über 1900 finden konnte! Aber urteilen Sie selbst, verehrte Leser. Weiß am Zug gewinnt:
Unsere Küken
Verena und Nabeegh waren erstmals dabei. Beide sammelten viele wertvolle Erfahrungen. Während Verena bereits ein Turnier gespielt hatte, war es für Nabeegh eine wahre Premiere. So ging er vollkommen in seiner Begeisterung für eine gewonnene Stellung auf. Hiervon zeugt auch ein schneller Schritt zu Hendrik, als dieser am Brett vorbeilief. Die Bitte, ein Bild für Freunde und Familie zu machen, musste Hendrik leider abschlagen, da während seiner Partie das Handy ordnungsgemäß ausgeschaltet war!
Zauberhafte Geschehnisse
Nachdem Stefan jahrelang als DER Wizardspieler des Westens galt, wurde er von Jan E., einem hoffnungsvollen Nachwuchstrumpfstichspieler, gnadenlos zerlegt. Am Abreisetag gab es zwar eine erfolgreiche Revanche, aber Jan gelang es, nachhaltig gut zu spielen und an Stefans Stuhl zu sägen. Krrr Krr.
Eine Bahnfahrt, die ist lustig…
Wie jedes Jahr war für die Siegerehrung nicht viel Zeit eingeplant, mussten wir doch nach Frankfurt zurückkehren. Erfolgreich in den ICE nach Frankfurt umgestiegen, wurde Janis um sein Privileg des Haltens in jedem Kaff der Republik gebracht: Aufgrund von Personenschäden auf den Gleisen vor uns wurde unser Zug umgeleitet… von Bruchsal ging es nach Heidelberg und wieder nach Bruchsal zurück. Dieses Manöver, das am Ende zwei Stunden Verspätung bedeuten sollte, hatte auch etwas Gutes: Unter Verenas Federführung wurde eine Whatsappgruppe ins Leben gerufen (was daraus wohl eher eine Touchscreenführung macht), die dazu führt, dass wir gemeinsam Hallenfußball spielen. Schach und Sport, man kennt es ja.
Randnotizen der Geschichte
Hendriks Remispartien waren dieses Jahr wirklich alle ausgespielt und das muss hier hervorgehoben werden. Nicht nur, weil Hendriks Remis das ist, was junge Menschen als Meme bezeichnen würden, sondern weil er unwahrscheinlich viel Pech hatte und reihenweise Kaderspieler ans Brett bekam, die bis auf die Zähne mit Eröffnungswaffen und Ehrgeiz zum Ausspielen der Partien bewaffnet waren. Hier schlug Hendrik sich mehr als beachtlich und hatte am Ende kaum Fehler taktischer Natur aufzuweisen, was bei sehr komplexen Partien echt stark ist!
Wo waren eigentlich die Profis?
Während wir Patzer also Baden-Württemberg unsicher gemacht haben, waren Bennet und Lucas in Italien. Hier konnte besonders Lucas auf sich aufmerksam machen, der in Runde eins den favorisierten FM besiegen konnte, mit 4,5/9 eine Performance von 2223 erspielte und 107 Elopunkte mit nach Hause nehmen durfte. Bennet holte zwar „nur“ 4 Punkte und eine Leistung von 2115, was einen kleinen Elogewinn bedeutet. Dafür darf er sich aber GM-Bezwinger nennen, nachdem er in Runde 3 Kenny Solomon besiegt hat.
Glückwunsch an die beiden!