Hessenliga

FTV 1860 I - Dettingen I 3,5:4,5

Schade!
von Thomas Casagrande

Gegen Dettingen mussten wir gleich an drei Brettern auf unsere gemeldeten Spieler verzichten. Besonders das Fehlen von Ludger und Mischi machte sich schmerzlich bemerkbar, rutschten doch so Gerardo und ich zwei Bretter nach oben, wo wir es mit stärkeren Gegnern zu tun bekamen.

Leider gaben wir nach einer Stunde den ersten Punkt kampflos ab, da Maximilian Walk am achten Brett irgendwie den Termin versäumte.
Trotzdem konnten wir nach ca. 3 Stunden recht optimistisch auf den Wettkampf blicken.
Lucas an Brett eins hatte sich mit schwarz eine starke Stellung erkämpft und setzte seinem Gegner mit einem furiosen Angriff auf dessen lange Rochade zu. Der weiße Springer auf c3 geriet so unter Druck, dass die Stellung bald nicht mehr zu verteidigen war.
Fast zeitgleich gewann Sven gewohnt souverän mit Weiß seine Partie. Nachdem er auf der langen Diagonalen b2 g7 Dame und Läufer verdoppelt hatte, gelang es Sven nach einem Abtausch der Schwarzfelder in die schwarze Stellung einzudringen, worauf sein Gegner schnell aufgeben musste.
Grover hatte sein giftiges Londoner System aufgebaut. Sein Gegner übersah eine taktische Raffinesse auf dem Damenflügel und verlor zwei Bauern. Nachdem Grover auch noch die Qualität gewann, fuhr er mit weiß den Punkt sicher nach Hause.

Somit führten wir 3-1 und eigentlich hätten wir da den Sack zumachen können, denn Gerado und ich konnten mit unseren Stellungen zu diesem Zeitpunkt recht zufrieden sein.
Gerado hatte mit Weiß im geschlossenen Sizilianer einen Bauern bei guter Stellung gewonnen und ich war mit schwarz mit meiner Tarrasch-Eröffnung zu einem dynamischen Figurenspiel gekommen.
Nachdem ich ein klassisches Motiv ausnutzen und früh meinen Isolani auf d3 opfern und meinen Springer mächtig auf d4 positionieren konnte, sah mich auch Stockfish klar im Vorteil. Aber irgendwie kam ich aus dem Rhythmus und die Zeit begann mir davonzulaufen. Mit nur noch 8 Minuten auf der Uhr verlegte ich noch meine Brille, was mich zusätzlich irritierte und irgendwann hatte ich nur noch Sekunden auf der Uhr. Aber auch mein Gegner hatte nicht viel mehr Zeit und eigentlich hoffte ich irgendwie zum 40. Zug zu kommen, um dann noch einmal in Ruhe nachdenken zu können. Unsinnigerweise übersah ich einen Konter meines Gegners. Seine Mattdrohung wendete die Dynamik in der Stellung und plötzlich war die Initiative ganz bei ihm. In Zeitnot verpatzte ich die schon schwierige Stellung und gab im 40. Zug auf.
Gerado ging es nicht viel besser. In aussichtsreicher Stellung übersah er ein Schachgebot seines Gegners und lief bald darauf in beengter Stellung gar in eine Mattdrohung, die er nur durch Figuren- oder gar Damenverlust hätte abwenden können. 3-3.

Blieben also nur noch die Partien von Murat an Brett 3 und Nils an Brett 7.
Nils spielte in der Eröffnung mit Schwarz im Stil des Wolgagambits (1. d4 Sf6 2. Sf3 c5 3. d5 b5). Sein Gegner überraschte ihn mit dem seltenen (aber wohl guten) Zug 4. c3. Nils fand mit einem Bauern weniger nicht den Weg in ein dynamisches Figurenspiel und blieb bald ohne Kompensation in schlechterer Stellung. Er kämpfte tapfer und zäh, verlor aber noch einen Bauern. Im Endspiel mit zwei Minusbauern konnte er mit Springer und Läufer dem gegnerischen Läuferpaar nicht Paroli bieten. 3-4.
Blieb noch Murat in einem Endspiel mit Turm und ungleichfarbigen Läuftern und zwei Minusbauern. Die Entwicklung der Partie hatte ich nicht richtig einschätzen können, aber es schien mir so, dass Murat früh unter Druck geraten war. Das Endspiel spielte Murat aber zäh und ausdauernd und als sein Gegner etwas unsauber und vielleicht auch zu siegessicher am Königsflügel den h-Bauern vorzog, ergab sich plötzlich eine Chance fürs Gegenspiel. Sein Gegner konnte nur zwischen Zugwiederholung oder Bauernverlust wählen und anbetracht des Dettinger Vorsprungs wählte er die Zugwiederholung 3,5-4,5.

Diese Niederlage ist für uns irgendwie bitter. Zum einen hätten wir durchaus auch mit sieben Mann mehr herausholen können. Zum anderen war es einfach ärgerlich zu Hause mit unseren 6 Mannschaften im Saal unser 8. Brett kampflos abzugeben, ohne wenigstens nach hinten rutschen zu können. Hätten wir gewusst, dass Maximilian nicht kommt, wäre es unproblematisch gewesen, einen starken Ersatz aus der zweiten Mannschaft zu bekommen, die ihren Wettkampf souverän gegen den Tabellenletzten der Landesklasse gewann. Da wäre mehr drin gewesen!

Schade!

Bezirksklasse

FTV 1860 IV - Niederräder TG I 5,5:2,5

von Günther Reinhold

Mit nur zwei Stammspielern und 6 Ersatzleuten traten wir gegen die Gäste aus Niederrad an, die immerhin 6 Stammspieler aufbieten konnten. Sollte das für uns ein Nachteil sein? Keineswegs!

Als erste konnte Verena (Brett 6 mit Weiß) eine Figur und bald auch die Partie gewinnen. Hier folgt ihr eigener Bericht:
„Mein junger Gegner ohne DWZ zeigte schnell Unsicherheiten, so dass ich in Zug 11 bereits eine Leichtfigur gewann. Schnell ist hier wörtlich zu nehmen, denn er nutzte als Bedenkzeit fast nur das Inkrement - am Ende der Partie hatte er noch 1:37 h auf der Uhr.
Da es für mich von Anfang an so gut lief, war es meine größte Herausforderung, die Konzentration weiter hochzuhalten, um nicht selber etwas einzustellen. Das gelang jedoch und einige Abtäusche später auf dem Weg Richtung Endspiel konnte ich durch eine Gabel noch eine Qualität dazugewinnen. In einem entspannten Endspiel mit einem Turm mehr dauerte es dann nicht mehr lange, bis mein Gegner aufgab.“

Ich (Günther) spielte an Brett 1 mit Schwarz gegen ein Londoner System. Nach meiner nicht optimalen Eröffnungsbehandlung war mein Gegner in Angriffslaune und opferte einen Springer für einen Bauern und Rochadeverlust meinerseits. Objektiv war das gut für mich, jedoch hat mich die Verteidigung stark beschäftigt, so dass ich von den restlichen Partien nur wenig mitbekommen habe.

Mehrfiguren blieben jedenfalls das Thema des Tages: An Brett 8 konnte Ali (mit Weiß) in einer e4/e5-Eröffnung bald eine Figur gewinnen und später dann auch die Partie.
Sameer (Brett 7 mit Schwarz) hatte das Pech, den DWZ-stärksten Ersatzspieler bekommen zu haben. Nach einem etwas ruhigeren Partiebeginn (d4/d5) verlor Sameer später die Partie.

Felicitas (Brett 5 mit Schwarz) durfte sich gegen einen Orang-Utan (1.b4) verteidigen, was sie nach meiner groben Einschätzung auch gut hinbekam mit gutem Gegenspiel im Zentrum. Die Wende kam dann bitter daher, als sie eine Gabel übersah und in der Folge der Niederlage nicht mehr entgehen konnte.

Chuck (Brett 2 mit Weiß) hatte in einem offenen Sizilianer eine recht aktive Stellung bekommen, während sein Gegner, wie mir schien, in der Entwicklung zurückblieb. Später schien sich das schwarze Spiel etwas zu konsolidieren, aber schließlich konnte Chuck eine Figur gewinnen und dann das Spiel.
Luis (Brett 4 mit Weiß) spielte ein „indisches“ System wobei die Stellung lange geschlossen blieb und drei Läufer fianchettiert waren. Später (man ahnt es schon) konnte auch er eine Figur gewinnen und damit die Partie.

Bei mir reichte der Figurengewinn nicht ganz. Der Königsangriff meines Gegners war zwar fehlgeschlagen, er schaffte es aber, die Partie kompliziert zu halten und konnte den Materialabstand auf eine Minusqualität reduzieren. Ich konnte schließlich in ein „eigentlich“ gewonnenes Endspiel abwickeln, in dem ich einen Turm gegen Springer und Mehrbauer hatte. Bei einigen ungenauen Zügen auf beiden Seiten schwankt die Bewertung des Computers zwischen „klar gewonnen für Schwarz“ und „klar Remis“. Da wir inzwischen vier Brettpunkte hatten, bot ich Remis an.

Zu diesem Zeitpunkt lief nur noch die Partie von Michael (Brett 3 mit Schwarz). Bei seiner ersten Partie in unserem Verein hatte er sich solide aufgebaut (Pirc?) und anscheinend Vorteil errungen, sein Gegner wartete wohl nur noch ab, wie es an Brett 1 ausgehen würde. Als mein Gegner das Remis annahm, gab Michaels Gegner seine Partie auf. Somit ein klarer 5,5:2.5 Sieg für unsere 4.Mannschaft!

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