FTV 1860 II - Sfr. Schöneck 1:3
von Peter Ortinau
Schön war’s, aber irgendwann geht jedes Abenteuer zu Ende!
Nach unseren Überraschungserfolgen in Runde 1 und im Achtelfinale wollte Zweitligist Schöneck im Viertelfinale offenbar kein Risiko eingehen und bot mit Sven Telljohann (auf den wir uns nächstes Jahr bekanntermaßen in den eigenen Reihen freuen dürfen) und Hagen Poetsch gleich zwei Internationale Meister auf. Da uns auch die Bretter 3 und 4 zahlenmäßig deutlich überlegen waren, lag unser DWZ-Schnitt dieses Mal sogar mehr als 300 Punkte unter dem des Gegners.
Dennoch ging zumindest in der Anfangsphase keiner unter: Ich sicherte mir am ersten Brett gegen die Orang-Utan-Eröffnung zunächst das Zentrum, hatte dafür aber etwas mit der Figurenkoordination zu kämpfen. Am zweiten Brett griff Leo in seine taktische Trickkiste, was seinen Gegner doch zumindest zu etwas tieferem Nachdenken zwang. Grover am dritten Brett hatte seinen typischen Grover-Läufer in Stellung gebracht und eroberte Raum am Damenflügel – das sah am besten für uns aus. Am vierten Brett kam es nach entgegengesetzten Rochaden zu einem jeweiligen Sturmlauf auf den gegnerischen König. Beide Seiten trieben ihren Angriff dabei kompromisslos nach vorne, teils wurden angegriffene Figuren zwecks Tempogewinn auch einfach mal hängengelassen. Nach geschätzt 3,5 Stunden Spielzeit (Zitat Dominik nach eineinhalb Stunden: „Ich hätte ja nicht gedacht, dass es solange 0:0 stehen würde.“) hatte Jerome zwar die a-Linie geöffnet und mit Schwerfiguren eingenommen, doch der Gegner nutzte die offene g-Linie und das Feld h6 für die Dame um unabdeckbare Drohungen zu schaffen: 0-1.
Als nächstes erwischte es Leo am zweiten Brett. Sein Gegner umschiffte gekonnt alle gefährlichen Klippen und erreichte mit Mehrbauer ein Endspiel mit je einem Turm und gleichfarbigen Läufern. Und hier zeigte sich dann doch der DWZ-Unterschied. Scheinbar mühelos verbesserte Hagen Poetsch seine Stellung, eroberte einen zweiten Bauern und unterband jede Form von Gegenspiel: 0-2.
Doch nach rund 5 Stunden Spielzeit kam unser Moment: Grover hatte aus seinem Raumvorteil am Damenflügel Profit geschlagen und seine Schwerfiguren auf der siebten Reihe in Stellung bringen können. In der Folge entstand ein Turmendspiel mit entferntem Freibauern auf der b-Linie, das Grover mühelos in einen Sieg umwandelte: Nur noch 1-2.
Aufgrund der Berliner Wertung wären wir mit einem Sieg meinerseits nun sogar in die nächste Runde eingezogen. Leider sah die Wirklichkeit auf dem Brett etwas anders aus. Mein Zentrum war zertrümmert worden und es blieb ein Isolani auf der e-Linie, der nun zur dauerhaften Schwäche wurde. Zudem musste ich mich des Läuferpaars erwehren, das meine Königssicherheit bedrohte. Zum 40. Zug hin fiel schließlich der Isolani und mit ihm eine Menge weiterer Streitmächte auf beiden Seiten. Als sich der Rauch verzog befanden wir uns in einem Endspiel mit Dame und Springer auf meiner gegen Dame, Läufer und Mehrbauer auf der anderen Seite. Zudem stand mein eigener König doch ziemlich luftig. Somit beschränkte sich meine Aktivität vorerst darauf, die möglichen Mattfelder einigermaßen zu kontrollieren. Da ich nicht so recht an diese Strategie glauben wollte (mein Gegner meinte nach der Partie, ich hätte das mal besser getan) nahm ich schließlich das Herz in die Hand und preschte mit Dame und Springer voran. Zumindest erreichte ich damit einen Mehrbauern auf dem Damenflügel. Was leider reichlich wenig bringt, wenn man kurz danach die Dame geben muss, um nicht mattgesetzt zu werden: 1-3.