FTV 1860 I – Empor Erfurt I 3:5
Von Ludger Brüggemann
Zum ersten Mal in dieser Saison traten wir vollzählig an. Denn nachdem Jerome und David in den ersten drei Runden durch ihre Auslandsaufenthalte verhindert waren, waren sie jetzt mit an Bord.
Der Mannschaftskampf ging letztlich etwas unglücklich mit 3:5 verloren, denn es bestanden durchaus Chancen auf ein 4:4.
Überschattet wurde die Begegnung in den ersten vier Stunden durch eine leider recht laute Geräuschkulisse: Wir spielten in der Kegelbahn und hatten auch den darüber liegenden Raum als Analyseraum reserviert. Aber über den Kegelbahnen befindet sich die große Sporthalle, und das war das Problem: Die Baseball-Abteilung hatte dort ihr Training genau von 11h bis 15h, und der Boden der Halle gibt die tiefen Frequenzen nach unten weiter, was ein permanentes Poltern und Rumpeln zur Folge hatte. Die Baseballer haben auch versucht, die Geräusche durch Matten etwas abzudämpfen und sie haben auch das Basketballspielen in ihrer Pause eingestellt. Das hat aber leider nicht viel verändert. Und so wurde mein Gegner an Brett 1, GM Henrik Teske, immer unruhiger, bis er schließlich sehr aufgebracht unter Protest das Spielen einstellte. Wir haben dann vorgeschlagen, diese Begegnung nach oben in unseren ruhigen Clubraum zu verlegen, womit auch der Schiedsrichter einverstanden war. Doch dazu war es schon zu spät, denn mein Gegner war nach eigener Aussage gesundheitlich nicht mehr in der Lage, die Partie fortzusetzen. Er war sprichwörtlich „auf 180“. So war die Lage eine ganze Zeit in der Schwebe, bis er mir dann doch Remis anbot. Das nahm ich an, auch weil meine Stellung schon ausgangs der Eröffnung bedenklich war. So war hier ein bisschen Luft raus, und nach einer Weile beruhigte sich mein Gegner wieder und wir haben auch noch kurz über die Partie gesprochen. Die anderen Erfurter Spieler fühlten sich zwar auch gestört, haben aber alle ruhig weitergespielt. Überhaupt war die Stimmung trotz des drohenden Protests immer freundschaftlich, was auch an der ruhigen und besonnenen Art des Erfurter Mannschaftsführers lag. Es war ja auch allen klar, dass man als Gastgeber nicht hundertprozentig alle Geräuschquellen ausschließen kann. Blöd war halt, dass die Störung direkt aus unserem Haus kam und wir dafür natürlich verantwortlich sind. Aber den geplanten Protest zogen die Erfurter nach ihrem Mannschaftssieg dann zurück.
Zu den Partien:
Brett 1: Ludger (Schwarz) remis Dazu ist das meiste schon gesagt, mit dem Remis kann ich sehr zufrieden sein, nur die Umstände hätte ich mir anders gewünscht.
Brett 2: Sven (Weiß) remis Hier gab es ein schnelles Remis. Ausgangs der Eröffnung war auch nicht viel los.
Brett 3: Jerome (Schwarz) remis Diese Partie war lange umkämpft. Nach der Eröffnung dachte ich, die Stellung sei ziemlich statisch, doch beim nächsten Hinschauen nach einiger Zeit hatte sich viel getan: Jerome hatte eine Qualität weniger, dafür aber zwei Bauern, und sein Springer war sehr stark. So rechneten wir Außenstehende uns leichte Vorteile für ihn aus. Dann drang der weiße König tief in den schwarzen Königsflügel ein und kassierte dort zwei Bauern. Dadurch wurde er aber vom Damenflügel abgeklemmt, so dass Jerome zumindest nie in Verlustgefahr kam. Letztlich konnte Weiß aber mit seinen beiden Türmen Dauerschach geben.
Brett 4: Murat (Weiß) remis Hier kam es in einem Sizilianer zu haarsträubenden Verwicklungen, für mich als Kiebitz schwer zu durchschauen. Ich weiß nicht, was die Rechner sagen, aber vielleicht hätte Murat nicht einen ganzen Turm fressen sollen, sondern sich mehr um die Sicherheit seines Königs sorgen. So konnte Schwarz den in der Mitte steckenden weißen König mit einem weiteren Opfer bedrängen. Doch Murat konnte den Kopf aus der Schlinge ziehen, und die Partie endete auch hier mit Dauerschach.
Brett 5: Ralph (Schwarz) remis Ralph kam in einem Franzosen in ein Fahrwasser, in dem er sich eigentlich wohl fühlt. Dann konnte sein sehr junger Gegner, der 13-jährige Moritz Weishäutel, einige Initiative am Königsflügel entwickeln. Doch in der kritischen Stellung erkannte Ralph die in der Stellung schlummernden Fallen und fand den Ausweg, der schließlich in ein leicht remis zu haltendes Bauernendspiel mündete.
Brett 6: David (Weiß) remis Ein gelungener Einstand für David bei seinem ersten Einsatz für den FTV. Er hatte zwar einige Ideen, einen Königsangriff mit langfristigem Qualleopfer zu inszenieren. Das war aber reichlich undurchsichtig und er wollte nicht zu viel riskieren, denn das hätte auch gut nach hinten losgehen können. So einigte man sich bei noch vollem Brett auf remis.
Brett 7: Michael (Schwarz) 0:1 Wie immer zeigte sich Michi sehr gut vorbereitet und spulte eine Sizilianisch-Variante mit Turmopfer im Blitztempo runter. Sein Gegner musste sehr viel Bedenkzeit investieren, fand aber in sehr komplizierter Stellung wohl immer das Richtige. Der weiße König war schön freigelegt und in ständiger Mattgefahr. Diverse weiße Rückopfer hätten Michi einen Materialvorteil im Endspiel überlassen. Aber auch sein König war auf Wanderschaft bis f6, und wieder hätte es, bei korrektem Ende, ein Dauerschach geben können. Dem wich aber Michi mit einem totalen Blackout aus und ließ seinen zweiten Turm einstehen, wonach die Partie sofort aufgabereif war.
Brett 8: Paul (Weiß) 0:1 Auch diese Partie sparte nicht mit Verwicklungen. Irgendwann ging Paul einer Qualität verlustig, er hatte aber aktives Spiel, so dass sein Gegner noch straucheln konnte. Dann gab es tatsächlich die Möglichkeit, durch eine kleine Kombination ein ausgeglichenes Endspiel zu erreichen. Mittlerweile wurde aber die Zeit knapp und Paul ging an dieser Chance vorbei. Sein Gegner gab dann vor der Zeitkontrolle selbst die Qualle zurück, das entstandene Endspiel war aber durch einen gedeckten Freibauern vorteilhaft für ihn. Paul wehrte sich nach Kräften, aber nach langem Kampf nach über sechs Stunden war die Stellung nicht mehr zu halten.