Landesklasse Ost
FTV 1860 II - Gelnhausen I 4,5:3,5
von Dirk Bender
Der Spieltag gegen Gelnhausen I startete mit einem kampflosen Punkt: Maria durfte den Sonntag genießen. Die freien mentalen Kapazitäten nutzte sie in hervorragender Weise in kriminalistischer Natur, um die Ausflüchte einzelner Spieler bezüglich nicht pünktlichen Erscheinens zu entlarven (bei einem führte dies von ursprünglich "viel Arbeit" zu "lange Schlange beim Schokoriegel kaufen". An diesem Punkt ließ sie gnädig ab, auch wenn bezweifelt werden darf, ob es hierbei geblieben wäre).
Der zweite Punkt trudelte an Brett 5 ein. Trudeln nicht im zeitlichen Sinne, sondern im spielerischen: Nach einem Bauernverlust in der Eröffnung entschied ich mich zu einer scharfen Fortsetzung, in der ich zwar viel aber leider nicht alles berechnet hatte. Mein Gegner jedoch auch nicht, und nachdem die naheliegenden Züge gespielt und der vergiftete Turn geschlagen war, folgte ein zügiges Matt nach insgesamt 16 Zügen.
Nach längerer Pause meldete gegen 17 Uhr Janis an Brett 8 das Ergebnis. Ohne Punkt für uns endete hier eine Partie, in der Janis einen starken Freibauern auf dem Damenflügel einsetzen hätte können, wäre der Gegner nicht am Königsflügel schneller gewesen. Glück in diesem Unglück: Hätte er gewonnen, hätten wir uns erst richtig geärgert. Eine uns nicht bekannte und wohl insgesamt nur allzu selten auftretende Formalienregel hätte uns diesen Punkt gekostet. Wer so regelvertraut ist, für den die Regel, nach der die maximale Anzahl an eingesetzten Ersatzspielern begrenzt ist, keine Überraschung ist, möge sich bitte melden. Die Person ist jederzeit eingeladen, auf ehrenamtlicher Basis die Mannschaftsführung zu beraten.
Kaum dass Janis fertig war, erhielt Hendrik eine Mail, dass im letzten Mannschaftskampf der 13. Ersatzspieler eingesetzt wurde - was einer mehr als die maximal erlaubten zwölf sind. Janis, zum ersten Mal in der 2. Mannschaft mit dabei, wäre somit bereits der 14. gewesen...
Es folgten die Zeitnotphasen. Los legte dabei Brett 2. Jans Gegner ließ sich dabei Zeit. Er ließ sich noch mehr Zeit. Und noch mehr. Und dann... war sie um! Im 40. Zug. Er hatte nicht mehr drauf geachtet. Glück für uns, denn Jan stand leider nicht gut.
Für die Zuschauer unter uns - wenn auch nicht im engeren Sinne für den Bericht - folgte Stephans Zeitnotphase in der 3. Mannschaft. Er nutzte sie bis auf unter 10 Sekunden im ca. 22. Zug(!) aus. Aber er spielte es danach mit den 30s Inkrement solide runter. Zurück zur 2.: Hier folgte sofort die nächste Zeitnotphase, diesmal an Brett 3. Bao hatte hier die Ruhe weg im 38. Zug sehenden Auges die Zeit bis auf - Achtung - 1s (in Zahlen "EINE SEKUNDE") auszunutzen. Letztendlich überlebten beide die Zeit, Bao musste jedoch hinnehmen, dass es sich materiell und stellungstechnisch nicht besserte, vorsichtig ausgedrückt.
Da auch Max an Brett 5 zu diesem Zeitpunkt mit einem Turm und Läufer gegen eine Dame kämpfen musste, lief es bereits darauf hinaus, dass Peer an Brett 1 den Mannschaftskampf wüirde entscheiden müssen. Hier ausnahmsweise keine Zeitnot, beide sind schon lang über den 40. Gut für uns: Peer spielt mit einem Läufer mehr! Schlecht für uns: Beide Stellungen sind offen, und neben einer Handvoll Bauern sind noch beide Damen auf dem Brett. Peer muss höllisch aufpassen, keinen Fehler zu machen. Wieder gut für uns: Flüchtige Kiebitze können Stellungen schlechter einschätzen: Er fühlte sich zu dem Zeitpunkt schon sicher, wie er kurz darauf nach seinem Sieg berichtete. Damit stand es 4,5 zu 1,5 für uns! Der Rest wurde somit zur Kür. Immerhin: Ein paar Brettpunkte wären ja noch schön. ;) Und Bao spielte mittlerweile sogar mit 2 Türmen gegen die Dame.
Es folgte ein längerer Kampf, doch schließlich musste sich gegen 19:15 Uhr Max geschlagen geben, der mittlerweile nur noch mit Turm gegen Dame angekämpft hatte. Bao hielt zu dem Zeitpunkt zwar noch das ungleiche Materialgleichgewicht, aber stellungs- und zeittechnisch sah es nicht gut aus. Die Türme waren mit decken beschäftigt, während der offene König in der Ecke die andauernde Gefahr der gegnerischen Dame bedenken musste. Noch 15 min Kampf, dann war auch hier nichts mehr zu machen. Der weise Rat des Gegners: "Nächstes Mal kommst du früher: Mit 10 min mehr, hättest du das vorhin gewonnen".
Zum Glück brauchten wir das an diesem sonnig-gemütlichem Sonntagnachmittag diesmal nicht, doch mag es beim nächsten Mal wieder wichtig werden!