Hessenliga
Neuberg II - FTV 1860 I 4:4
Insgesamt sah der Mannschaftskampf lange Zeit nicht gut für uns aus, das Unentschieden war letztendlich aber doch leistungsgerecht, die Hochs und Tiefs hielten sich die Waage.
Als erster war Lucas (weiß) an Brett 1 fertig. Nach einem Rechenfehler versuchte er zwar noch im Trüben zu fischen, musste dann aber früh die Segel streichen.
Mein Gegner am zweiten Brett war mit 11 o. 12 Jahren noch sehr jung, hat aber schon eine DWZ von 2050. Deshalb versuchte ich (schwarz), in unserer sizilianischen Richter-Rauser-Variante taktische Komplikationen zu vermeiden. Denn so schnell, wie er die ersten 9-10 Züge aufs Brett stellte, ging ich davon aus, dass er sich besser auskennt als ich. Nach dem Damentausch hatte er Schwächen in der Bauernstruktur, schlecht koordinierte Figuren, und meine Läufer waren sehr stark. So gewann ich schnell einen Bauern und sehr bald die Partie.
In der Zwischenzeit hatte Victor an Brett 6 mit Schwarz seine Partie aufgegeben. Warum es bei ihm so schnell zu Ende ging, habe ich allerdings nicht mitbekommen. Bei meinem letzten Blick aufs Brett schien er noch ok zu stehen.
Jan spielte an Brett 5 mit Weiß eine sichere Partie, mehr als Remis war wohl für keine Seite drin gewesen.
Michi hatte an vier mit Schwarz eine aktive Dame, aber ansonsten etwas Entwicklungsrückstand. Als Außenstehender konnte ich nicht so recht beurteilen, wer eigentlich besser steht, denn im Mittelspiel war es richtig kompliziert. Aber nach der Partie und Befragung der Engine sagte Michi mir, dass der Knackpunkt ein bestimmter Fehlzug seiner Dame war. Danach konnte sein Gegner Michis Mattgelüsten mit dem Bauernaufzug g4 begegnen, der zugleich Luftloch und Tempogewinn durch Angriff auf den Turm war. Figurenverlust war dadurch unvermeidbar und die Partie war schnell zu Ende.
So lagen wir also mit 1,5:3,5 zurück. In den noch laufenden Partien sah es für Peter (an 7 mit Weiß) eher schlecht aus. Bei Sven (an 3 mit Weiß) schätzte ich die Lage ausgeglichen ein, konnte aber auch nicht erkennen, wie er um Vorteil kämpfen sollte. Nur Max (an 8 mit schwarz) stand mit Mehrbauern sehr gut und fast schon auf Gewinn.
Zum Glück hat Peters Gegner das Endspiel nicht optimal behandelt und sich zudem bei der Berechnung eines Freibauernwettlaufs vertan. In der Annahme, dass Peter früher einzieht, bot er Remis an, was Peter auch dankend annahm. Denn es wäre ein Damenendspiel mit Minus-(Rand)bauern herausgekommen. Das war wohl auch remis, hätte sich aber noch ewig hinziehen können.
In der Zwischenzeit hatte Svens Gegner keinen vernünftigen Plan gefunden und in Zeitnot einen Bauern eingestellt, während Max seinen Vorteil durch den Gewinn eines weiteren Bauern vergrößern konnte. Er musste nur noch ein wenig aufmerksam sein, dass seinem König keine Gefahren drohten. Da ließ er aber durch umsichtiges Spiel nichts mehr anbrennen, sammelte weitere Bauern ein und fuhr den Punkt sicher nach Hause.
Nach dem Bauerngewinn war es auch bei Sven nur noch eine Frage der Zeit, dass der Vorteil entscheidend war, und so war nach sechs Stunden Spielzeit das Mannschaftsremis komplett.
Fazit: Nach dem Verlauf können wir mit diesem Unentschieden zufrieden sein, auch wenn wir insgesamt ein leichtes DWZ-Plus hatten. Aber wenn wir den Aufstieg anpeilen wollen, müssen wir uns gehörig steigern.
Bei der An- und Abreise gab es interessante Varianten: Die von Svens Navi angezeigte Zufahrt zum Neuberger Ortsteil mit dem Spiellokal war durch eine Baustelle komplett verrammelt, ohne Angabe einer Umleitung. Wir haben uns entschieden, das Auto dort zu parken und den Fußweg durchs Dorf zu nehmen, während Oli sich an der Umfahrung versucht hat, was dann aber noch länger dauerte. Zum Glück waren die Neuberger kulant und haben mit dem Anstellen der Uhren noch gewartet.
Victor dagegen (Chapeau!) ist die ganze Strecke von Frankfurt aus mit dem Fahrrad gefahren. Und hat sich auch auf die schöne Rückfahrt im herrlichen Abendwetter gefreut. Aber: Ein Reifen hatte einen Platten! Reparaturversuche in der Nachbarschaft am Spielort haben irgendwie nicht funktioniert, aber Oli konnte das auseinandergebaute Fahrrad mit seinem Kombi transportieren.
Landesklasse Ost
Neuberg III - FTV 1860 II 3:5
Guter Start in die Saison
Am 10.09. startete auch die zweite Mannschaft des FTV in die neue Schachsaison. Gemeinsam mit der ersten Mannschaft war es uns beschieden nach Neuberg zu fahren. Dank Sven, Oli und Dirk hatten wir auch drei Fahrer gefunden, sodass wir nicht die Anreise mit dem ÖPNV versuchen mussten. Wie es im Leben nun mal so ist, läuft aber nicht alles nach Plan und so entwickelte sich die Anreise dann trotz Umgehung der Deutschen Bahn in eine wahre Odyssee, die auch Ludger in seinem Bericht schon angedeutet hat. Sven hatte den wahrscheinlich entspanntesten Anfahrtsweg, der aber darin endete, direkt vor einer Baustelle in Neuberg am Friedhof zu parken und den restlichen Weg per pedes zurückzulegen. Oli war auch noch pünktlich vom Verein losgefahren, kapitulierte aber vor der Baustelle und ließ sich von seinem Navi eine 10-minütige Umleitung vorschlagen. In der Zwischenzeit hatte Dirk mich und Florian, bedingt durch eine Demo und daraus resultierende Sperrung in der Innenstadt, leider schon zu spät auf der Hanauer Landstraße eingesammelt. Wir kamen aber überraschenderweise vor Oli am Spiellokal an, weil wir dank Google schon die Umleitung einberechnet hatten. Mit ein bisschen Verspätung starteten wir dann, dank der Kulanz der Neuberger ohne Zeiteinbußen auf unserer Seite, in den ersten Saisonkampf.
Als erster beendete Dirk seine Partie an Brett 5. Nach einem eher normalen Start ins Italienische wurde die Stellung immer wilder mit zwei Doppelbauern auf Dirks e- und c-Linie. Trotz der sehr interessanten und spannenden Stellung waren aber Dirk und sein Gegner eher friedlich gestimmt, sodass sie sich auf ein Remis einigten, da sie sich sonst vor einer 6-Stunden-Partie gesehen hätten.
Danach wurde Florian fertig, der sein Stammdebüt in der zweiten Mannschaft direkt an Brett eins spielen durfte. Er sagt zu seiner Partie folgendes: „Diesmal habe ich es leicht übertrieben mit Bauernzügen in der Eröffnung. Anstatt sich einschüchtern zu lassen hat mein Gegner bald angefangen meine Struktur zu zerpflücken und war drauf und dran sich einen Mehrbauern zu sichern. Halb aus Verzweiflung habe ich daher lieber einen Bauern geopfert, um seinen König zu entblößen, der nur noch auf h8 hinter meinem Bauern h7 Zuflucht fand. Mein Pferd d2 trat sogleich seine Reise nach h4 an, von wo es, mit den Hufen scharrend, auf g6 starrte. Durch ein Turmopfer bekam ich sogar den anderen Turm auf f7, was das drohende Mattbild vervollständigte und meinen Gegner zur Aufgabe zwang.“
Anschließend glich sich der Stand aber aus, da Bao leider die Waffen strecken musste. Nachdem er, wie für ihn üblich, schon sehr früh in Zeitnot gelangte, verschlechterte sich seine Stellung unter gegnerischem Druck zusehends, bis er dann keinen Ausweg mehr sah. Kurz darauf beendete aber Ian seine Partie und brachte uns mit einem Sieg wieder in Führung, die wir auch nicht mehr verlieren sollten. Er machte konstant Druck auf seinen Gegner, der lange überlegen musste und dann in Zeitnot einige Fehler machte und letztendlich aufgab.
Meine Partie startete mit einem für manche Schachspieler eher langweilig anmutenden Caro-Kann, wurde aber zum Beweis dafür, dass auch hier sehr spannende Stellungen entstehen können. So fand ich mich in einer sehr seltenen, geschlossenen Variation wieder, in der Weiß einen Bauerndurchbruch nach d5 durchsetzte, aber danach nicht die richtige Fortsetzung fand. Aufgrund der damit verbundenen Varianten, die es zusammen mit unzähligen Nebenlinien zu berechnen galt, fanden sich sowohl mein Gegner als auch ich schon nach 19 Zügen bei weniger als fünf Minuten auf der Uhr wieder, weshalb wir uns auf ein Remis einigten. Während ich noch mit meinem Gegner analysierte, sah ich, wie Oli auch seine Partie beendete und über die Entfernung im Saal konnte ich nicht ausmachen, welches Ergebnis er für uns holen konnte. Im Endeffekt sah ich dann, dass er ein Remis für uns geholt hatte, was ich bei den vorher beobachtbaren ausgeglichenen Stellungen auch erwartet hatte.
Nachdem wir nun bei einem Stand von 3,5:2,5 waren, bangte ich vor allem um Max, der nach lange ausgeglichener Stellung im Endspiel mit einem Bauern weniger da stand. Der gegnerische Mehrbauer, der gleichzeitig ein Freibauer auf der a-Linie war, drohte, der Grundreihe gefährlich nahe zu kommen. Max opferte daher seinen Springer gegen ebendiesen Bauern und wickelte dann mit einem Turmtausch in eine Remis-Stellung ab. Zuletzt beendete dann Diana ihre Partie. Sie hatte bei diesem Spiel ihr Mannschaftsdebüt bei uns und konnte direkt einen vollen Punkt zum Mannschaftsergebnis beisteuern. Nachdem die Stellung lange ausgeglichen aussah, wickelte sie in ein leicht vorteilhaftes Endspiel ab und konnte die Fehler ihres Gegners gut ausnutzen um uns letztendlich zum 5:3 zu bringen.