Hessenliga

FTV 1860 I – Wiesbaden II 3,5:4,5

von Ludger Brüggemann

Wieder einmal mussten wir eine dieser knappen Niederlagen einstecken, allerdings gab es diesmal nicht so viele vergebene Chancen wie sonst.

Zuerst einmal mussten wir auf Michael und wegen Krankheit auf Thomas verzichten. Dafür rückten Grover und Daniel aus der 2. Mannschaft auf.

Vergebene Chance Nr. 1: in meiner eigenen Partie kam ich mit Schwarz eigentlich gut aus der Eröffnung und hätte mit dem Abtausch der Leichtfiguren ein angenehmes Schwerfigurenmittelspiel anstreben können. Ich wollte aber mehr Spannung in der Stellung behalten, fiel dann aber einem kapitalen Blackout zum Opfer, als ich völlig blind ersatzlos einen Bauern einstellte. Da ich die entstandene Stellung als ziemlich grottig einschätzte, wollte ich im 18. Zug fast schon aufgeben. Ich "rettete" mich in ein Doppelturmendspiel und hoffte auf eine Blockadestellung. Das erwies sich als Trugschluss und so gab ich statt im 18. im 58. Zug auf.

Vergebene Chance Nr. 2: Jans Stellung am 5. Brett schien mir zwischendurch sehr verheißungsvoll zu sein. Er hatte eine schöne Initiative und machte Druck. Irgendwie sprang dann zwar ein Qualle-Gewinn heraus, dabei ist aber wohl etwas schief gelaufen. Denn Jans Damenflügel lag in Trümmern und seine Figuren machten auch einen traurigen, nämlich passiven Eindruck. Die schnelle Konsequenz war die baldige Aufgabe.

Die dritte Niederlage des Tages gab es am 8. Brett, wo Daniel mit seinem König in einer italienischen Partie in der Mitte festhing, um Bauernschwächen zu verteidigen. Das hat leider nicht so gut funktioniert.

Überzeugende Partien spielten Murat und Grover, die beide von Beginn an ihre Gegner im Griff hatten.

Bei den drei unentschiedenen Partien von Lucas, Sven und Gerardo konnte ich keine Chancen auf Vorteil auf unserer Seite erkennen.

Bei einem Mannschaftssieg hätten wir uns in der Tabelle vielleicht ein bisschen nach oben orientieren können, jetzt heißt es in den nächsten Mannschaftskämpfen erstmal, dass wir uns nach unten absichern müssen.

Landesklasse

FTV 1860 II - Bergwinkel I 3,5:4,5

von Dirk Bender

Unsere 2. Mannschaft durfte heute mal reinschnuppern, wie sich unsere 1. normalerweise so fühlt.
Und das lag mit unseren Gegnern und Tabellenführern aus Bergwinkel nicht nur an der hochkarätigen Paarung, nein, ganz entscheidend hat dazu auch die rein physische Platzierung im Raum beigetragen, denn die Landesklasse Ost und die Hessenliga mussten heute aufgrund gesundheitlich bedingten Anforderungen eines Spielers Tischreihen tauschen.
Darauf haben wir natürlich gerne Rücksicht genommen.
An dieser Stelle auch nochmal ein Kompliment an Maria, die Hendrik in seiner Funktion der mannschaftsübergreifenden Heimspielorganisation mit Bravour vertreten und die Bürde des sich bis 13:59 Uhr minütlich erhöhenden Adrenalinlevels auf sich genommen hat.
So starteten wir also an der Fensterfront.

Leider ohne unser erstes Brett. Grover musste kurzfristig in der 1. Mannschaft aushelfen und Ersatz war nicht mehr aufzutreiben.
Als erster gewann Max am vierten Brett.
Nach nur rund 1 bis 2 Stunden (gefühlt, keine Gewähr auf Richtigkeit) sorgte er damit für den wichtigen mentalen Ausgleichspunkt. Bereits kurz danach der erste "Aufreger" des Tages: Während Brett 7 gerade von beiden Spielern verlassen war, bemerkte Robert, dass die Uhr einen großen Zeitvorteil für unseren Spieler anzeigte, der jedoch nicht dafür bekannt ist, (vor)schnell zu spielen.
Vollkommen irritiert wies er also unsere Mannschaftsführerin darauf hin - deren Puls nach der hektischen Orga im Vorfeld sofort wieder zu steigen begann ("Weißt du wie aufwendig es ist eine neue Uhr auf die korrekte Spielzeit einzustellen?").
Doch eine kurze Berechnung zeigte: Alles korrekt - und da huschte dann doch ein schelmisches Lächeln über Roberts Gesicht. Aber auch bei Maria überwog die Erleichterung, sodass auch sie über den gelungenen Scherz während des doch ruhigen Turnierverlaufs lachen konnte.

Ende gut, alles gut, könnte man sagen. Aber wir sind ja erst am Anfang. Apropos Anfang: Praktisch von Anfang an befanden sich Roberts Figuren im Vormarsch. Und so begab es sich, dass bereits kurz nach Zug 10 sein König den eigenen Bauern mutig auf f3 stehend voranschritt, statt sich hinter ihnen zu verstecken. Interessanterweise sah es von der Seite rübergeschaut trotzdem nie wirklich kritisch aus.
Mag sein, dass ich aber aufgrund den Problemen in meiner eigenen Partie die meiner Mitspieler unterschätzte.
Denn ich hatte mich als Schwarzspieler bewusst für eine Variante im Damengambit entschieden, die aufgrund des Nicht-Entwickelns des gegnerischen schwarzfeldrigen Läufers für mich logisch erschien, ohne sie je mal in einer Schnellpartie vorher gespielt zu haben.
Das Ergebnis war ein hochtaktisches Spiel, mit vielen Möglichkeiten für Weiß, Fehler zu machen, die mein Gegner aber alle im Blick behielt.
Im Gegenzug gab es dann aber auch leider für mich die Möglichkeit einen Fehler zu machen - und nach einem Springerabzug auf ein eigentlich durch meine Bauern überdecktes Feld, war eine folgende Springergabel nicht mehr zu verhindern, sodass ich fortan mit einer Qualität weniger spielen musste.

In der Zwischenzeit erreichte Robert ein Remis. Psychotaktisch platzierte er das Remisangebot mitten in die Zeitnotphase seines Gegners.
Ehrlicherweise muss man aber darauf hinweisen, dass nicht nur die Stellung trotz seines Königsmarschs ausgeglichen war, sondern auch er als Betreuer der Jugend mit Parallelaufgaben beauftragt war.
Daher auch hier nochmal Dank an dieser Stelle und die klare Aussage: Wir brauchen ihn nicht nur als Spieler, sondern auch als Ehrenamtler!
Wir schweifen zugegeben ab, aber vielleicht bringt der öffentliche mediale Ruf auf einer kleinen Vereinsabteilungshomepage ja etwas. Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Der Rest des Spieltages ist in Ermangelung detaillierten Wissens meinerseits schnell erzählt.
Maria an Brett 3 verliert, Nils an 2 gewinnt, Diana verliert ebenfalls. Somit 3,5 gegen uns, als mein Gegner in Zug 35 nur noch 3 Minuten auf der Uhr hat. Aber auch das bringt ihn nicht aus der Ruhe und er bringt erst die Partie und 10 Züge später auch den Punkt routiniert über die Zeit.

Bemerkenswert war zwischenzeitlich Baos Partie, der erst eine Qualität einstellte, weil er unbedingt b4 umsetzen wollte (lange Diagonalen auf nicht entwickelte Türme sind gefährlich), nur um 3 Züge später diese nach einem ebenfalls einzügigen Fehler seines Gegners wieder zurückzugewinnen (Diagonalen sind grundsätzlich gefährlich).
Nach einem langen Endspiel mit einem Mehrbauern, aber noch beiden Damen auf dem Brett konnte er die Zeitnot letztendlich für sich entscheiden und beendete mit einem Punkt für uns und mit der längsten Partie des Tages den Spieltag unserer 6 Mannschaften.
Somit auch was die Partielänge angeht, etwas Hessenliga-Feeling bei uns in der 2. Mannschaft. ;)

Kreisklasse

Fortuna Dreieich - FTV 1860 V 3:1

von Verena Klees

Am 5.11. ging es für uns mit der Fünften gegen Fortuna Dreieich - zu einem "Auswärtsspiel" zu Hause, denn den Fortunen stand an diesem Sonntag nicht ihr übliches Spiellokal zur Verfügung... Da man sich z.T. bereits besser kennt, gab es eine sehr freundliche Begrüßung, bevor es an die Bretter ging.
Kurzfristig mussten wir Moawis zum Aushelfen an die 4. abgeben, womit jegliche praktische oder mentale Vorbereitung auf bestimmte Farben leider dahin war. So rutschte ich an Brett 1, Andreas an Brett 2, nur Dusko blieb am geplanten Brett 4, während sein Sohn Mladen sich kurzfristig überhaupt auf einen Einsatz (an Brett 3) einstellte.

Bei Andreas - an Brett 2 mit Schwarz - wurde die Ponziani-Eröffnung gespielt, auf die er im 5. Zug mit einer Ungenauigkeit antwortete. Der Druck erhöhte sich permanent und sein Gegenspiel war nach eigener Aussage schlecht, so dass er im 16. Zug einen Turm und einen Bauern gegen einen Läufer verloren hatte. Der Gegner spielte das dann konsequent zu Ende, es blieb nicht viel Fantasie für Gegenschläge.

Bei Mladen an Brett 3 startete das Spiel gut, er stand eigentlich die ganze Zeit besser da. Dann passierte ihm jedoch ein Einsteller, der ihn zusätzlich nervös machte. Anschließend verlor er durch eine Gabel auch noch seine Dame. Danach war das Spiel eigentlich schon gelaufen. Zwei Züge später gab Mladen auf, da sein Gegner inzwischen mit Dame und zwei Türmen gegen nur einen Turm stand.

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Wenigstens an Verpflegung mangelte es Mladen trotz kurzfristigem Einsatz nicht

Dusko hatte sich an Brett 4 mit Schwarz auf eine Gegnerin vorbereitet, die gerne e4 spielt (laut Aufstellung ist sie an Brett 4 gemeldet). Er fuhr zum Spieltag, um jedoch 10 Minuten vor "Anpfiff" zu merken: Es gibt heute keine Frau im gegnerischen Team. "Als sich ein bärtiger junger Mann vor mich setzte.... was soll ich euch sagen....Nervosität schlug schlagartig in Panik um... Damit aber nicht genug..... was spielt der junge Mann????? NA KLAR.... d4!!!! Hier blieb mir nix anderes übrig als tief durchzuatmen und Schach zu spielen."
Dusko stellte sich gedanklich auf eine Antwort mit Slawisch ein und spielte d5. Dann entschied er sich jedoch um, 2. Sf3 mit Sf6 zu kontern, um in reverse London wechseln zu können. Weiß spielte dann tatsächlich auch das Londoner System. Bei Zug 3 investierte Dusko dann etwas Zeit für die Überlegung, symmetrisch oder aggressiv zu spielen. Er entschied sich - mit dem Mut der Verzweiflung - für Angriffsschach mit 3. ...c5, was am Ende genau die richtige Entscheidung war. Ab Zug 5 stand er bis zum Ende souverän besser als sein Gegner mit zeitweise -4,x und sogar -8,x. Als der Gegner dann in Zug 26 die Damen tauschte (zur großen Überraschung von Dusko) war die Gewissheit da, dass dies der erste Punkt fürs Team wird! Glückwunsch zum ersten Sieg!

Mein Gegner an Brett 1 war mir wohl bekannt, wenn auch bisher nicht aus einer klassischen Partie gegeneinander, dennoch wusste ich um seine Spielstärke. Es ging ausgeglichen los und sollte so auch für die ersten 13 Züge bleiben. Dann jedoch machte ich einen Denkfehler und rechnete eine Variante nicht, da ich dachte wegen eines gefangenen Läufers in unrochierter Stellung wäre sie für meinen Gegner nicht machbar - falsch gedacht und so war mein h-Bauer verloren. Stockfish sieht hier zwar sogar Vorteil für mich, jedoch fand ich nicht die richtige Fortsetzung, so dass sich meine Figuren zuweilen behinderten. Insbesondere stand mein König die Partie über nicht mehr so sicher. Dennoch kam ich noch zu Drohungen, fand jedoch auch hier nicht die optimalen Fortführungen und mein Gegner ließ nichts mehr wirklich anbrennen. Er setze mich weiter unter Druck und am Ende sah es dann doch recht deutlich für ihn aus und ich musste resigniert aufgeben.

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(Noch) ausgeglichene bis ungünstige Aussichten an den Brettern 1 und 2

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