Hessenliga

Neuberg II - FTV 1860 3:5

Von Ludger Brüggemann

Da im Spiellokal der Neuberger eine Fastnachtsveranstaltung stattfand, wurden wir gefragt, ob wir bei uns spielen könnten, und das war uns natürlich willkommen. Offiziell war es natürlich weiter ein Auswärtsspiel, so dass wir an den ungeraden Brettern Weiß hatten.

Und seinen Anzugsvorteil konnte Bennet am 1. Brett mit mutigem Spiel in einen vollen Punkt verwerten, auch wenn die Rechner mit seinem Qualle-Opfer nicht einverstanden sind. Aber lassen wir Bennet seine Partie selbst zusammenfassen:

„In meiner Partie gegen Robert Bethke kam die Russische Verteidigung auf´s Brett. Nach einigen normalen Zügen ergab sich eine ausgeglichene Stellung, in der ich mich entschloss, eine Qualität für Mattangriff zu opfern. Sowohl ich als auch mein Gegner übersahen die laut Engine beste Fortsetzung, um den Mattangriff zu parieren. Dieser hätte dem Schwarzen einen beträchtlichen Vorteil verliehen. Anstatt dessen entschloss er sich dazu einen Konter auszuführen. Er jagte meinen König mit Schachs bis nach h4. Es stellte sich jedoch heraus, dass mein König dort recht sicher stand, da mein Turm glücklicherweise die vierte Reihe perfekt unter Kontrolle hielt. So gingen ihm die Schachs aus und sein König fand keinen Weg mehr, um dem Unheil zu entkommen.“

Das erste von vier Remis ergab sich bei mir am 4. Brett schon nach kurzer Spieldauer und 15 Zügen: nach etwas missglückter Eröffnung musste ich mich nach erzwungenem Damentausch statt mit erhoffter mächtiger Initiative mit einem Minusbauern abfinden. Ich hatte noch die Hoffnung, mit meinen aktiveren Leichtfiguren die weißen Bauernschwächen attackieren zu können, stellte mich aber innerlich auf einen langen und schwierigen Kampf ein. Da vernahm ich erfreut ein Remisgebot, was ich ohne langes Nachdenken annahm.

Den ersten vollen Punkt hatte Victor D. eingefahren: gegen den Neuberger Routinier hatte er mit aktivem Spiel irgendwann einen Mehrbauern. Was aber noch wichtiger war: sein gedeckter Freibauer auf d5, der ständig drohte, loszulaufen.

Das Remis von Gerardo am 5. Brett war die logische Folge in einer Partie mit blockierter Bauernstruktur, bei der keine Seite über zweckmäßige Hebel verfügte, um sie aufzubrechen.

Ausgekämpft waren die beiden anderen Unentschieden:

Grover hatte am 6. Brett großes Glück, das frühe Mittelspiel überlebt zu haben. Denn nach einigen Ungenauigkeiten in der Eröffnung war sein Damenflügel ein gelähmter Trümmerhaufen. Sein Gegner hätte bei richtiger Abwicklung zwei Qualitäten mehr gehabt plus überlegener Initiative. In der Partie musste Grover aber nur eine Qualle hergeben und bekam dazu noch zwei Bauern plus aktiven Leichtfiguren. Ob das zum Sieg gereicht hätte, wissen die Engines, die ich dazu aber noch nicht befragt habe. Auf jeden Fall endete diese Partie mit einer ewigen Verfolgung von Grovers Läufer durch den weißen Turm und einem leistungsgerechten Remis.

Beim vierten Remis von Victor L.-C. am 8. Brett hatte ich mir lange Zeit mehr erhofft. Er hatte als Schwarzer nach katalanischer Eröffnung den typischen Mehrbauern am Damenflügel, konnte sich aber doch nicht so konsolidieren, dass dieser verwertbar war. Irgendwann lösten sich die Knoten am Damenflügel auf, es blieben nur noch Bauern am Königsflügel übrig, und das Remis war unterschriftsreif.

Jetzt gab es aber leider die erste Niederlage: Lucas hatte einen Mehrbauern und machte sich bereit, am Damenflügel seine Bauern Richtung Umwandlung auf die Reise zu schicken. Er unterschätzte aber den Königsangriff der gegnerischen Schwerfiguren und konnte die drohenden Turmopfer nicht sinnvoll abwehren.

Beim Stand von 4:3 steuerten wir nun aber dem sicheren Mannschaftssieg entgegen, denn Sven hatte am 3. Brett eine klar bessere Stellung, die nicht mehr zu verlieren war. Und im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern konnte er seinen Mehrbauern verwerten, weil sein König sehr aktiv stand und zum schwarzen Damenflügel vordringen konnte.

Alles in allem kein klarer Sieg, aber letztendlich doch verdient.


Landesklasse

Neuberg III - FTV 1860 II 3:5

Von Robert Fedler

Abstiegskampf können wir!

Nachdem diese Saison manches Ergebnis knapp zu unseren Ungunsten endete, hieß es, den Schlussspurt nun mit der nötigen Ernsthaftigkeit anzugehen. Entsprechend suchte Hendrik nochmal ganz tief in der Spielerkartei und fand einige Hochkaräter. Maria und Robert, die in den letzten beiden Jahren oft genug weit vorne saßen, durften es sich so gar an 7 und 8 bequem machen. Besser wurden ihre Ergebnisse dadurch nicht, aber das ist auch ok.

Beiden wurde ein frühes Remis geboten und während Maria schon ein Glänzen in den Augen hatte, das arg an Hendrik erinnerte, entschied Robert als Mannschaftsführer aufgrund einiger wackliger Stellungen weiter vorne, was Queen (nicht die Schachfigur) schon 1991 wusste: „The show must go on“. Leider flachten beide Partien dann aber auch nicht viel später soweit ab, dass eine Punkteteilung doch konsequent wurde. In chronologischer Reihenfolge setzen wir mit dem größten Luxus fort: Ein Kader, der so stark in der Tiefe ist, dass er einen Max Schmidt an Brett fünf setzen kann, ist zum Siegen verdammt. Zur besonderen Freude hier nicht näher genannter Spieler erteilte er seinem Caro-Kann spielenden Gegner eine Lehrstunde, die aus strategisch feinstem Spiel, das sauber zu Ende geführt wurde, bestand.

Sowohl Peer, als auch Thomas und Jan hatten ganz wilde Partien, wobei Jan kaum Zeit hatte. Und damit meine ich, dass er ab Zug 20 nicht viel mehr als das Inkrement aufweisen konnte in einer durchaus undurchsichtigen Stellung. Peter musste zu einem solchen Zeitpunkt bereits die Segel streichen. Sein nominell überlegener Gegner hatte zwar nur einen Mehrbauern, aber dieser war bereits auf der siebten Reihe und guckte sich schon das Feld vor ihm ganz neugierig an. 2:2 stand es nun und der Kampf konnte noch in beide Richtungen kippen.
Da Peer gut stand, waren wir aber alle zuversichtlich. Das wurde umso mehr durch Daniel bestärkt, der am dritten Brett einen schicken Mattangriff auspackte.

Thomas „Roberts Nemesis und Vorbild zugleich“ Casagrande hatte ein spannendes Mittelspiel, in dem etwas unklar war, ob er seinen Freibauern zuerst umwandeln oder sein Gegner ihn mattsetzen würde. Ein paar Züge weiter war nicht nur der Bauer umgewandelt, sondern auch die Partie gewonnen, da Thomas ein kleines Matt fand, als er noch seinen Turm aktivieren konnte und mit Turm und Dame kurzen Prozess machte.

Jan meldete nun auch Vollzug. Gegen einen starken Gegner setzte er nicht nur auf eine extrem scharfe Eröffnungsvariante mit einem luftigen eigenen König, sondern wie oben beschrieben auch auf seine Blitzschachkünste. So lehnte er auch ein Remis ab, als er noch 100 Sekunden auf der Uhr hatte. Das zahlte sich aus und brachte das 5:2.

Peer hatte eisern gekämpft, aber genau im 40. Zug einen taktischen Fehler gemacht und musste später die Waffen strecken, nachdem wir seine Stellung lange als besser eingeschätzt hatten. Damit gewinnen wir 5:3 und nehmen wertvolle Punkte gegen einen direkten Konkurrenten in der Schlammschlacht mit, die sich Abstiegskampf nennt. Nachfolgend die vielerwartete Rückkehr des Memes des Spieltags.

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Bezirksoberliga

FTV III - Bergen-Enkheim I 4:2

Von Dirk Bender

Auf ging es nach Bergen. Und der Name ist Programm. Doch, wie ich feststellen musste, war es weniger "hinter den Bergen", als mehr "auf den Bergen", weswegen ich bei meiner Anfahrt mittels Fahrrad von Enkheim aus sowohl zeitlich als auch physisch dann doch ganz schön ins Schwitzen kam. Rückblickend hätte ich wohl lieber das Angebot von Oli annehmen sollen, mich mit am Zoo einzusammeln. Aber wer Flexibilität möchte, muss halt nicht nur beim Bahnticketkauf mehr zahlen, und sei es halt mit Schweiß und Hektik.

Wie auch immer: Grade noch rechtzeitig kam ich dann noch an, das Spielerkarte ausfüllen war dankenswerterweise schon von einem Teamkollegen übernommen worden. Da mein Gegner, obwohl der Ortskenntnis wegen eigentlich im Vorteil, noch ein paar Minuten länger brauchte, blieb mir sogar noch genug Zeit um mit Ruhe in die Partie zu starten. Diese entwickelte sich dann auch zunächst sehr ruhig: Mein Gegner entschied sich für eine bauernlastigen italienisch-Antwort die auf Zügen wie e5, d6, h6, a6, g5 und final c5 beruhte. Gemäß dem Motto, "wenn der König nicht rochiert greift man in der Mitte an" entschloss ich mich also keine Energie in die Entwicklung meines Damenflügels zu stecken und in der Mitte durchzubrechen. Der Versuch meines Gegners, die Stellung geschlossen zu halten, führte zu einer übersehen Doppeldrohung auf König und Material. 1:0 für uns.

Man könnte meinen, Ian und ich hätten uns heute in Allem abgesprochen: Zunächst kam er zeitlich noch etwas "knapper" als ich. Dann trug er auch noch einen Pullover in genau der gleichen Farbe und final hatte er in seiner Partie nach dem gleichen, oben erwähnten Motto gespielt. Auch wenn mir das bis zur Analyse nicht klar war, dass der Minus-Springer eben zum Angriff in der Mitte geopfert worden war. Und war ich doch in der Analyse zunächst sehr zweifelnd, ob das wirklich alles so seine Berechtigung hatte, wenn man etwas mehr Zeit als sein Gegner investieren täte (der am Ende eine halbe Stunde mehr auf der Uhr als zu Beginn (!) der Partie hatte) erwies sich doch jede Variante als gut für Ian. Insofern: Hut ab! Trotz der Wildheit künstlerisch umgesetzt. Auf dass es die Engine bestätigen möge!

Als dritter beendete Oli seine Partie. Leider diesmal zu unseren Ungunsten. Im Mittelspiel wurde ihm einer seiner Türme eingefangen, trotzdem führte er dank seines schnell vorstürmenden d-Freibauern eine sehr spannende und nicht ganz einfache Stellung herbei, die final zwar an den Gegner ging, aber zum Einen Ian und mich draußen zu wilden Analysen verführten (die, wie sich im Nachhinein herausstellten alle fehlerhaft waren, da der Gegner schon im ersten Zug hätte vereinfachen können), zum Anderen aber auch den Gegner verführten, da er eben nicht vereinfachte und eine Situation zuließ, wo ein anderer Zug von Oli wohl zum Gewinn geführt hätte haben können. Man merke leider den Konjuktiv. 2:1

Bei den anderen Brettern sah es derweil nicht nach einem nahen Ende aus: Dominik spielte ein offenes Endspiel mit Turm und Läufer gegen Turm und Springer. Florians Gegner hatte dagegen eine komplett geschlossene Bauernstruktur aufgebaut, die ihn zwar schützte, aber immerhin auch ihn selbst komplett aus dem Spiel nahm. Ralph dagegen hatte bereits früh in einer Stellung mit vielen angegriffenen Figuren eine Qualität mittels eines Zugs gewonnen, den ich im ersten Moment für einen Fehler und dann ausgeglichen zum großen Abtausch hielt. Mit dieser beruhigten Erkenntnis hatte ich mich von dem Brett abgewandt. Doch als sein Gegner bei einer weiteren Kibitz-Runde etwa 20min später immer noch nicht gezogen hatte, sah dann auch endlich ich, dass der Zug sogar zum Materialgewinn führte! Wichtig für uns, denn auch wenn der Gegner die Stellung solide zusammenhielt, konnte er sie nicht mehr gewinnen. Dies wiederum führte zu einer schnellen Remisakzeptanz an seinem und Dominiks Brett, nachdem Florian nach vielen zähen Manövern schließlich in die Festung seines Gegners einbrechen konnte und diesen Matt setzte.

PS: Die Gastfreundschaft und Verpflegung bei Bergen sei hier nochmal explizit gelobt, gab es doch Brettservice von der nahen Gaststätte nicht nur mit Getränken, sondern auch mit kleinen Speisen, die einem unserer Spieler wichtige Kraft für die Partie gaben (Auch wenn die Bestellung "Pommes" doch zu leisem Gemurmel im Raum führte, bis sich schnell herausstellte, dass er diese selbstverständlich draußen zu genießen gedenke. So zeigt sich doch mal wieder: Reden hilft, um Missverständnisse im Vorhinein zu vermeiden!).


Bezirksklasse

Blindenschachklub Frankfurt - FTV 1860 IV 4,5:1,5

Von Günther Reinhold

Zu Beginn gab es etwas Verwirrung, da die Uhren ohne Inkrement eingestellt waren, obwohl das Gegenteil behauptet wurde. Nachdem das mit unserer Hilfe korrigiert war, konnte es losgehen. Leider blieb unser Brett 4 unbesetzt, was so nicht eingeplant war.

An den verbliebenden Brettern entstanden aus meiner Sicht zunächst gute oder zumindest solide Stellungen auf unserer Seite, außer meinem eigenen Brett 6 (als Ersatzspieler). Ich musste mich gegen eine aggressive Variante eines „geschlossenes“ Sizilianers verteidigen, der nicht lange geschlossen blieb. Ich fand anfangs nicht die besten Züge, so dass mein Gegner nach der Eröffnung gute Chancen bekam, die er aber im Mittelspiel nicht nutzte. Mit einem Springermanöver konnte ich meine Stellung konsolidieren und mir ein starkes Läuferpaar sichern. Nach der Eroberung eines Turmes war meine Partie dann bald gewonnen.

An Brett 1 kam es nach einer englischen Eröffnung zu solidem Mittelspiel, bei dem Jens außer vorübergehendem Raumvorteil keine Angriffschancen herausholen konnte. Bei ungleichen Läufern und festgefahrener Bauerstruktur war das Remisangebot des Gegners m.E. absolut gerechtfertigt (obwohl noch ein paar Schwerfiguren im Spiel waren). Weiterspielen hatte aber auch mit Blick auf die restlichen Bretter wenig Sinn – also Remis angenommen.

Inzwischen standen wir an den restlichen Brettern auf Verlust:

Jan Patrik an Brett 2 (mit Schwarz) hatte mit Problemen am Damenflügel zu kämpfen, wo ein gegnerischer Bauer bis nach b7 vorrücken konnte, was letztlich die Partie entschied.

Rusen an Brett 5 hatte in der Eröffnung mit Weiß großen Raumvorteil erlangt, ein gegnerischer Springer wurde bis auf f8 zurückgedrängt. Allerdings lauerten die restlichen schwarzen Figuren im Hintergrund und der zweite schwarze Springer konnte plötzlich „wie aus heiterem Himmel“ unhaltbare Drohungen gegen die weiße Königsstellung einleiten. Rusen verlor einen Turm und bald die Partie.

Andy an Brett 3 hatte unglücklicherweise recht früh einen Läufer eingestellt, ein Mehrbauer und der luftig stehende gegnerische König boten wohl nicht genug Kompensation. Immerhin gelang es Andy, durch taktische Drohungen einen gewissen Druck aufzubauen. Sein Gegner verteidigte sich jedoch gut und konnte mit einer Gegentaktik Dame für Turm gewinnen – Endstand 4,5 : 1,5 für den Blindenschachklub.

Damit scheint unsere 4. Mannschaft weiter vom Pech verfolgt und bleibt Tabellenletzter.

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