Hessenliga
FTV 1860 I - Bad Emstal/Wolfhagen II 6,5:2,5
von Ludger Brüggemann
Leider hat es ganz knapp nicht zum Aufstieg in die Oberliga gereicht. Die Ausgangslage war klar: wir mussten einen Mannschaftspunkt gegenüber dem Tabellenführer Eppstein aufholen.
Die Mannschaft hat Teil 1 dieser Aufgabe bravourös gemeistert. Außer mir, denn ich habe eine ziemlich desaströse Schwarzpartie gegen das Morra-Gambit abgeliefert.
Aber der Mannschaftssieg war nie gefährdet, denn es fing gleich schon nach dem "Anpfiff" mit zwei kampflosen Siegen für Murat und Sven an. Den klarsten Sieg spielte Nils an Brett 8 heraus, das war quasi ein Start-Ziel-Sieg.
Bennet meisterte die Verwicklungen besser als sein Gegner, der zwischendurch eine Engine-Bewertung van +2 hatte. Aber das war wirklich eine dieser typischen verwickelten Computervarianten, und am Ende setzte Bennet sich souverän durch.
Lucas spielte ein sehr sicheres Remis heraus, als Weißer mit einem Maroczy-Aufbau, aber mehr war nicht drin. Am Ende verwerteten Michi und Gerardo ihre vorteilhaften Endspiele.
Damit endete dann auch dieser Mannschaftskampf in Rekordzeit, denn ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal schon um 18:30h abgebaut haben.
Teil 2 der Aufstiegschance lag aber nicht in unseren Händen. Denn Gießen musste mindestens einen Punkt gegen Eppstein schaffen. Da die Gießener noch nicht sicher vor dem Abstieg gerettet waren, mussten sie auf jeden Fall kämpfen. Sven war nach seinem kampflosen Sieg nach Gießen gefahren, um dort zu kiebitzen. Leider kam dann bald die Nachricht, dass Eppstein die zum Aufstieg erforderlichen 4,5 Punkte schaffen würde.
Die Rettung der Gießener vor dem Abstieg war dann übrigens die knappe 3,5:4,5-Niederlage der Griesheimer, die nun den Weg in die Verbandsliga antreten müssen.
Für uns heißt es also für die nächste Saison: neues Spiel, neues Glück, neuer Anlauf auf die Oberliga.
Und wir müssen uns auch von Bennet verabschieden: Lieber Bennet, schade für uns, dass Du gehst. Aber ich freue mich für Dich, dass Du attraktive Angebote aus höheren Ligen bekommen hast und wünsche Dir viel Erfolg!
Landesklasse
FTV 1860 II - Schachdrachen Büdingen-Wächtersbach I 3:5
von Robert Fedler
Brett | Heim | Gast | Ergebnis |
---|---|---|---|
1 | Engel, Jan | Weber, Bernhard | 0 - 1 |
2 | Schmidt, Max | Hochmuth, Christian | ½ - ½ |
3 | Schott, Maria | Guth, Wolf-Dietrich | 0 - 1 |
4 | Walk, Maximilian | Komhard, Oliver | 1 - 0 |
5 | Bender, Dirk | Günther, Andreas | 0 - 1 |
6 | Fedler, Robert | Griesfeller, Sven | ½ - ½ |
7 | Pham-Tran, Phuong-Bao | Kraus, Werner | 0 - 1 |
8 | Saatkamp, Ian | Schmid, Michael | 1 - 0 |
Zum letzten Tanz des Jahres gebeten wurde von uns der achtköpfige Schachdrache aus Büdingen-Wächtersbach. Dabei war der Kurs des Mannschaftsführers klar: Es ging für uns um nichts mehr, für den Gegner aber noch um alles. Denn dieser wollte gewinnen, um noch Meister werden zu können. Also mussten wir unsere erbittertste Gegenwehr liefern.
Vor heimischer Kulisse gelang Robert entsprechend ein Remis im besten Sinne der Abteilungsführung: Einem so gar nicht ausgekämpften 17-Züger konnten sein Gegner und er einen entspannten Nachmittag abgewinnen. Dadurch, dass Ian „DWZ-los, aber wild“ Saatkamp an Brett acht bald einen Sieg einfahren konnte, gab es berechtigte Hoffnung, unserem Gegner ein Bein stellen zu können.
Bao folgte leider einem Trend der letzten Jahre: Eine solide Partie wurde gespielt, aber wer ab Zug 15 vom Inkrement leben muss, lebt meist nicht mehr lange. So stand es also wieder Unentschieden, aber gerade an den vorderen Brettern gab es einige vielversprechende Stellungen. Maria wiederum musste sich Bao anschließen. Die Bachelorarbeit als zusätzlicher Stressfaktor half gegen einen starken Gegner wohl nur bedingt.
Dirk an Brett fünf bewies, dass nicht alle Turmendspiele Remis sind. Leider war er dabei auf der falschen Seite des Endspiels. Dem Meme-Montag entkommt er aber, da Verena mich zwischendurch fragte, ob man mit zwei Springern Matt setzen könne. Ian, der eine bockstarke Saison gespielt hat und eine wirkliche Verstärkung für die Mannschaft geworden ist (ganz viel Liebe an dich an dieser Stelle!), war direkt begeistert und wollte Maria und Robert auf dem Brett zeigen, wie das funktioniere. Leider scheiterten daran nicht nur er, sondern bisher auch alle anderen Schachspieler. Das Meme dazu findet der geneigte Leser am Ende des Berichts.
Max Walk brachte einen starken Sieg nach Hause, der sich bereits ab dem Mittelspiel abgezeichnet hatte, womit es wieder etwas Hoffnung gab. Nachdem aber Max Schmidt aus seiner lange Zeit besseren Stellung am Ende nur ein Remis machen konnte und Jan an 1 knapp verlor, stand am Ende ein 3:5 zu Buche, was Platz 7, aber nur einen Mannschaftssieg Rückstand auf Platz 4 bedeutet.
Damit bleibt dem Schreiber dieser Zeilen nur der Dank, Mannschaftsführer dieser tollen Truppe sein zu dürfen. Frei nach deutschem Kulturgut gilt damit: „Heute ist nicht alle Tage. Wir komm' wieder, keine Frage.“
Eine schöne Sommerpause und auf ein tolles Grillfest zum gemeinsamen Ausklang!
Kreisklasse
FTV 1860 V - Bad Homburg VII 3,5:0,5
von Verena Klees (inkl. O-Ton Jan Michelberger)
Die Personalsituation sah an diesem Spieltag in fast allen Teams nicht ganz so rosig aus. So rutschte auch Magnus noch kurzfristig in die Vierte auf. Im Gegenzug bekam ich von Hendrik aber mal wieder 2 Kinder :P Zhifei und Felix aus der Jugend verstärkten somit unsere Fünfte.
Unser Gegner im letzten Saisonspiel lautete Bad Homburg 7, immerhin Zweiter in unserer Liga. Und wieder mal eine ziemliche Wundertüte mit laut Aufstellung im Portal 64 Spielstärken von 1482 bis 885. Uns letztlich gegenübersitzen sollten jedoch dann am Ende "nur" 1215 bis 885 DWZ.
Die frühesten wesentlichen Vorkommnisse schienen sich bei mir an Brett 2 zuzutragen, wo ich mit Weiß spielte und in Zug 6 zunächst der Meinung war, selber eine schicke Fesselungs-Taktik gefunden zu haben, anstatt direkt einen geschlagenen Bauern zurückzuschlagen. Schnell gab mir mein Gegner ein paar Züge später dann jedoch zu verstehen, dass er heute taktisch besser drauf war als ich. Wo ich zunächst nur einen forcierten Damentausch sah, gewann er durch ein Zwischenschach meinen Springer.
Erfreulicherweise konnte ich jedoch sowohl bei Jan an Brett 1, Zhifei an Brett 3 und Felix an Brett 4 ausgeglichen wirkende Partien erspähen und versuchte mich innerlich damit zu trösten, dass zumindest diese drei womöglich im Stande wären unsere Mannschaftsehre und -punkte zu verteidigen.
Felix und Zhifei schienen beide solide durch ihre taktisch durchaus anspruchsvoll wirkenden Partien zu navigieren. Und tatsächlich konnten wir den ersten Punktgewinn durch Felix, der hochmotiviert in seinen heutigen Einsatz gestartet war, an Brett 4 verbuchen. Meine Blicke zu Zhifei am Nachbarbrett 3 verhießen spätestens, nachdem er die Qualität mehr hatte, ebenfalls sehr Gutes. Und so hörte ich seinen Gegner eine Weile später mit den Worten "Hast du noch Lust dieses Endspiel zu spielen? - Ich nicht" seine Aufgabe verkünden. Ein Unentschieden auf Mannschaftsebene war damit durch unsere jugendliche Verstärkung erfreulicherweise bereits jetzt gesichert.
An meinem Brett herrschte weiterhin der Mut der Verzweiflung, so eine Partie in der Kreisklasse vielleicht doch noch irgendwie drehen zu können. Und auch wenn ich materialseitig weitere Abtäusche ja eigentlich verhindern wollte, entschied ich mich für einen Läufertausch, der mir dank zusätzlichem Bauerngewinn auf h7 und einem Turm auf der 7. Reihe zumindest etwas Gegenspiel zu ermöglichen schien. Einige Szenen weiter landete ich in einem Endspiel mit zwei Springern und 5 Bauern auf Seiten meines Gegners und einem Springer und 5 Bauern auf meiner. Irgendwie bekam mein Gegner seine Figuren jedoch nicht optimal koordiniert, erzielte zwar einen Freibauern, den ich jedoch noch einsammeln konnte. Als dann sein König einen meiner Bauern aufhalten musste, gelang mir mit dieser Ablenkungstaktik plus Schach-Kombi erst das Schlagen zwei seiner verbleibenden Bauern und noch immer etwas ungläubig stellte ich fest, dass ich im nächsten Zug auch noch seinen letzten Bauern würde schlagen können. Da sich damit nur noch seine zwei Springer und ein Springer und ein Bauer auf meiner Seite gegenüberstanden, konnte ich mich also tatsächlich noch über ein unglaubliches Remis freuen!
Mit dem 2,5 - 0,5 Zwischenstand besiegelte das außerdem bereits den Mannschaftssieg.
Und auch das Endspiel auf Jans Brett sah zwar kompliziert, aber dennoch hoffnungsvoll aus. Hören wir dazu, wie Jan an Brett 1 diesen Spieltag erlebte: "Eine unerwartete Ruhe hielt mich am heutigen Tag in ihren Armen. Zwischen die letzten Spiel-Termine rutschte das Leben in vielen verschiedenen Variationen, aber zumindest fürs letzte Mal wollte ich dabei sein. Beim letzten Mal wollte ich gewinnen. Große Vorsätze mit Schwarz, aber in der Kreisklasse durchaus möglich. Nach meiner täglichen Taktikübung zum Aufwärmen war ich umso besserer Dinge, da mein Auge heute wacher schien als sonst.
Zehn Minuten vor Anpfiff machte ich der Halle meine Aufwartung. Einem ästhetischen Credo meiner Mannschaftsführerin folgend tauchte ich heute in einem schwarzen Zweiteiler aus Weste, Hemd und Stoffhose und meinem inoffiziellen Markenzeichen, meinem Zylinder, auf. Besser könnte ich meiner heutigen Spielfarbe nicht gerecht werden als mit einem meiner Lieblingsoutfits. Verena zog ebenfalls mit ihrem weißen Schach-T-Shirt und passendem Haarband auf. Ein paar Grußworte und Erfolgswünsche später ging die Partie auch schon los. Ich wünschte meinem Namensvetter (ebenfalls mit Namen Jan) viel Erfolg und schon zog der weiße Königsbauer zwei Felder vor.
Der Zug ist für mich immer eine kleine Aufforderung zum Bekennungseid: Ordentlich oder dubios? Um die Schmach für den verstorbenen Philidor auszugleichen, die ich ihm mit meiner letzten Partie beschwerte, entschloss ich mich, seiner Verteidigung eine erneute Chance zu geben. Schnell fand ich mich in gewohntem Territorium wieder. Mein Gegner spielte prinzipientreu: Bauern ins Zentrum, Springer raus, schnelle Rochade. Ich ließ mir etwas Zeit, zog meine beiden Springer auf f6 und d7, meinen Läufer auf e7 und den Bauern auf c6. Eine Rochade und ein schnelles b5 später und ich hatte einen Recht soliden Raumgewinn auf dem Damenflügel, nach dem ich mir auch die Rochade erlaubte. Der Turm des Gegners wanderte in der Zwischenzeit nach e1.
Mein Gegner wollte mir b4 aus Angst um seinen Königsbauern nicht erlauben und zog a3. Ich entschloss mich, mit a5 a4 den Bauern zu tauschen und dann mit d5 Druck auf den nunmehr einsamen b-Bauern zu kriegen. Mein Gegner half mir mit La2 nach a5 hier dankeswerterweise. Hierauf aufbauend wird es schaffbar sein, entweder den Mehrbauern zu kriegen oder zumindest den Turm und den Läufer effektiv aus dem Spiel zu halten. Ich zog vor meinem Manöver noch meinen Damenläufer auf b7, um noch mehr Druck auf e4 zu kriegen sowie eine kleine Idee von mir vorzubereiten. Mein Gegner entschloss sich mit dxe5 jedoch zur Flucht nach vorn. Ich hatte hierfür etwas echt Cooles: Sxe5 Sxe5 dxe5 Txe5 c5 T irgendwo und c4. Das Bauernopfer ist mit dem isoliertem b-Bauern bestenfalls temporärer Natur; dafür würde mein Gegner effektiv mit einem Läufer weniger spielen. So geschah es denn auch. Im Laufe der Zeit kriegte ich den Bauern wieder, tauschte die Türme und legte dabei sogar den zweiten Läufer faktisch auf Eis. Meinen positionellen Vorteil konnte ich letztlich in zwei Mehrbauern und extrem starke Läufer konvertieren.
Leider fiel schnell der Leichtsinn über mich her. Im zügigen Bestreben, möglichst viel abzutauschen, spielte ich teils extrem unvorsichtig. Ich erlaubte meinem Gegner Gegenspiel, konnte mich jedoch noch in ein Springer/Läufer-Endspiel mit zwei Mehrbauern retten. Mit zwei Bauerninseln aus Bauern auf c4 und b5 sowie h7, g6 und f7 gegen einen isolierten c-Bauern und Bauern auf g2 und h2 sah das Spiel gewonnen aus. Das Remisangebot lehnte ich mit einem Kopfschütteln ab. Leider rissen mich drei Dinge zwischeneinander: Mein zumindest etwas gezähmter Leichtsinn, der mir bereits schon einmal ein unsanftes Erwachen bescherte, Sorge um immer wieder übersehenes Gegenspiel von meinem Gegner und die Ungewissheit, ob der f-, der c- oder der b-Bauer mir den Gang zur Dame ermöglichen würden. Ersteres fütterte wunderbar Zweites, zumal mein Gegner wirklich ums Überleben kämpfte und auch seine Chancen mit dem g- und dem c-Bauer um jeden Preis am Leben hielt. Ein Teufelskreis war geboren, der mich auseinanderzureißen schien.
Der Wille meines Gegners zeigte Effekt.
Mir kamen teils Varianten, bei denen ich diese Stellung noch verloren hätte, ich fokussierte mich mehr und mehr auf seine letzten Chancen. Das Spiel verlagerte sich auf den versuchten Verstoß des g-Bauern, den König, h-Bauer und Springer zu verhindern wussten. Mein Vorteil schrumpfte auf einen Mehrbauern und eine Situation, wo der Läufer mit seinem permanenten Blick auf c3 sämtliche meiner Gewinnchancen kontrollierte. Theoretisch müsste mein Gegner nur seinen Läufer hin- und herschieben sowie seinen König auf den Damenflügel bringen und das Remis wäre sicher.
Mir fiel nur ein Ausweg ein: Mit dem König auf d3 und meinem Springer auf c4 wäre es möglich den Gang zur Dame zu schaffen. Mein Gegner versuchte währenddessen, c3 nicht aus den Augen zu verlieren und seinen König zum Damenflügel zu schaffen. Mein Gegner meinte, mit dem Läufer auf a1 jedes Unheil anwenden zu können, übersah wegen seiner fortgeschrittenen Zeit (nur noch vier Minuten im Kontrast zu meinem fast 35), dass in meiner Traumkonfiguration sein Läufer einer Gabel erliegen würde. Ich zog also... Sc2+ und mein Gegner gab auf! (Kc5 statt La1 hätte Remis gehalten, aber mit meinem Zeitvorteil hätte ich jedenfalls mit der Flagge auf Zeit spielen können.)
So sehr mich das unnachgiebige Spiel meines Gegners zusammen mit meiner eigenen Schwäche auch mitnahmen, bin ich froh, mich beidem gestellt und nach einem Durcheinander von Zeit, Gefühlen und Figuren einen dritten Sieg für die Fünfte, einen "offiziellen" für mich und einen für Philidor und seine Eröffnung holen zu dürfen. Habe ich dem werten Herrn damit eine Ehre erwiesen? Schwer zu sagen. Ich habe es zumindest versucht - und das zählt!"
Mit einem Endstand von 3,5 zu 0,5 konnten wir als Fünfte, nicht zuletzt dank der tat- und spielkräftigen Unterstützung unserer Jugend, die Saison also mit einem Sieg und damit auf einem versöhnlichen 4. Tabellenplatz beenden. Gefühlt wäre das Potential zu einem höheren Tabellenplatz da gewesen, dennoch muss man neidlos anerkennen, dass unsere Konkurrenz in der Liga ihre guten Leistungen wohl einfach konstanter abrief als wir.
Insofern auf ein Neues in der nächsten Saison und Dank an alle Spieler:innen, die das Punkte- und Stimmungskonto der Fünften am und neben dem Brett bereichert haben!